ich selber halte meinen mund und stecke den zeigefinger ein.
aber das will ich euch nicht vorenthalten - ist übrigens von einer züchterin...
Warum kastrieren? oder: Das Geschlechtsleben von Katze/Kater
Rund um die "Katzenhochzeit" - kein Vergnügen, sondern für alle Beteiligten echter Stress!
So manch frischgebackener Katzenbesitzer fühlt sich bei dem Gedanken recht unwohl, sein Kätzchen später einmal kastrieren zu lassen. Man will "nicht in die Natur eingreifen" oder möchte seinem Vierbeiner "den Spaß nicht verderben". Die Natur ist jedoch nur auf die Arterhaltung ausgerichtet und kümmert sich nicht darum, ob den Tieren das Fortpflanzungsritual Spaß macht oder nicht.
Egal ob Katze oder Kater, für beide bedeutet das Geschlechtsleben vor allem Stress! Und auch für den Besitzer ist die Haltung eines potenten Tieres nicht immer ein pures Honigschlecken...
Katzen werden durchschnittlich mit 9 - 10 Monaten geschlechtsreif (was teilweise auch rassebedingt ist, d.h. kompakte Langhaarkatzen tendieren zu einem späteren Termin, agile Schlank- bzw. Kurzhaarrassen sind da eher frühreif), es ist jedoch zu beobachten, dass sich dieser Zeitraum - wie beim Menschen auch, wo die Pubertät heutzutage immer früher einsetzt - mehr und mehr verkürzt. In extremen Einzelfällen schießen die Hormone nun sogar bereits im Alter von 4 - 6 Monaten ein! Bei Katern macht sich das gerne mit vorwiegend nächtlichen "Gesängen" bemerkbar - bevorzugt an der Haustüre oder im Bad, wo es schön hallt, damit auch alle anderen Hausbewohner von den sehnsüchtigen Rufen nach einer kätzischen Braut etwas mitbekommen. Oft gehen diese Katergesänge mit den ersten Markierversuchen einher: Alles Mögliche wie Wände, Möbel, Teppiche wird mit einem gezielten Strahl scharfriechendem Urin eingeduscht. Bei einem freilaufenden Kater hat der Besitzer gelegentlich das Glück, dass der häusliche Bereich verschont bleibt, aber dafür im Katerrevier draußen umso stärker markiert wird - was vor allem die Nachbarn "freut"... wer hat schon gerne Raubtiergeruch an seinen Autoreifen oder an der Terrassentür?
Unkastrierte Kater können launisch oder depressiv werden, wenn sie keine Möglichkeit zum Decken haben. Mitkatzen oder -kater in der Wohnung, egal ob willig oder nicht, werden gerne für "Übungszwecke" (Aufreiten) missbraucht oder auf andere Weise belästigt (plötzliche "Überfälle" und Rangeleien). Freigänger überwinden auf der Suche nach einer geeigneten Katzendame oft große Entfernungen und sind dabei besonders gefährdet, überfahren zu werden oder auf sonstige Art zu verunfallen bzw. auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Die manchmal monatelange Abwesenheit oder das dauerhafte Verschwinden eines unkastrierten Katers kann aber auch daran liegen, dass besonders jüngere Tiere die ständigen Auseinandersetzungen mit einem überlegenen Kater scheuen und sich deshalb entscheiden, aus dem umkämpften Gebiet "auszuwandern".
Echte Revier- und Konkurrenzkämpfe mit anderen Katern sind der Gesundheit nicht gerade zuträglich: unwiderruflich zerfledderte Ohren, ein zerkratztes Auge oder Abszesse unter der Haut, die sich durch einen gezielten Krallenhieb eines kätzischen Gegners gebildet haben, verursachen hohe Tierarztkosten. Ganz zu schweigen von lebensbedrohlichen Krankheiten wie Leukose oder FIV (Felines Immunschwäche-Virus), die beim direkten Kontakt mit fremden Katzen/Katern übertragen werden können.
Die Paarungsbereitschaft der Katze nennt man "Rolligkeit". Typische Rolligkeitsmerkmale: die Katze hat eine zeitweise erhöhte Temperatur, sie presst sich flach an den Boden, streckt ihr Hinterteil in die Höhe, mit einem seitlich gestellten Schwanz. Zwischendurch stößt sie gurrende bis röhrende Klagelaute aus, die teilweise schon an Lärmbelästigung grenzen. Sie wälzt/rollt sich wie wild auf dem Boden, frisst kaum oder nichts, oder erbricht ihr Futter nach jeder Mahlzeit. Viele Katzen urinieren auch häufiger und haaren stark. Es kam schon vor, dass unerfahrene Katzenbesitzer bei diesen Symptomen eine schwere Erkrankung ihres vierbeinigen Lieblings befürchteten und eiligst den Tierarzt aufsuchten.
Viele rollige Katzen vermitteln den Eindruck, sie wären "ferngesteuert" - ihr ganzes Trachten ist auf das Gedecktwerden ausgerichtet. Selbst vor dem Futternapf wird da noch der Schwanz seitlich gehalten, es könnte ja ein Kater vorbeikommen. Andere wiederum müssen sich erst an diesen besonderen Zustand gewöhnen und wirken - besonders während ihrer ersten Rolligkeit - mehr oder weniger hilflos und verwirrt.
Jede Rolligkeit ist für die Katze Stress in Reinkultur, was auch Auswirkung auf das aktuelle Immunsystem haben kann (Schwächung der Abwehrkräfte). Da rollige Katzen kaum Futter aufnehmen oder bei sich behalten, ist in dieser Zeit eine deutliche Gewichtsabnahme nicht ungewöhnlich. Bei Pointkatzen wie Ragdoll, Siam und Birma werden während der Rolligkeit gerne die Blutbahnen an der Rückseite der Ohren durch eine Fellaufhellung deutlich sichtbar, oder sie bekommen sogar "gebrindelte", d.h. abwechselnd weiß und farbig gestreifte Haare in der Gesichtsmaske und an den Ohren (vermutlich alles durch die Temperaturerhöhung/eine stärkere Durchblutung der Haut), und es dauert eine ganze Weile, bis sich die Fellfarbe wieder normalisiert. Andere Katzen in der Wohnung, selbst wenn sie ebenfalls unkastriert sind, fühlen sich durch das Verhalten von rolligen Katzen oft genervt und können ziemlich sauer reagieren - was nicht unbedingt zum Frieden in der Katzengruppe beiträgt.
Rollige Katzen sind übrigens ebenfalls wahre Experten darin, die geeignetsten Plätze auszuwählen, damit ihre durchdringenden Rufe nach einem Bräutigam weithin Gehör finden (Nachtruhe ade!) und in der ganzen Wohnung zu markieren, um durch ihren "Duft" potente Kater von nah und fern anzulocken (die sich wiederum markierenderweise auf Ihrem Grundstück oder - falls sie die Möglichkeit haben, irgendwie ins Haus einzudringen - sogar in Ihrer Wohnung "verewigen" können).
Und auch für freilaufende rollige Katzen ist ein erhöhtes Gesundheits-/Verletzungsrisiko nicht zu unterschätzen. Allein schon der sog. Nackenbiss des Katers, mit dem die Kätzin bei der Paarung festgehalten wird, kann zu einer ernsthaften Wundinfektion/einem Abszess im Genickbereich der Katze führen und ist - neben dem eigentlichen Deckakt - gleichzeitig ein idealer Übertragungsweg für Leukose- oder FIV-Viren.
Die Rolligkeit dauert ca. 3 - 7 Tage. Eine Katze wird normalerweise 2 - 3 Mal pro Jahr rollig, und wenn sie nicht gedeckt wird, auch öfter bis hin zur Dauerrolligkeit. D.h. die Rolligkeitssymptome hören überhaupt nicht mehr auf, oder eine Rolligkeit folgt der nächsten, mit nur einer kleinen Pause dazwischen.
Die ständigen Hormonschwankungen können zu einer lebensgefährlichen eitrigen Gebärmutterentzündung (Pyometra) oder anderen Gesundheitsproblemen führen, unkastrierte Katzen sind auch für Krebserkrankungen, besonders in der Gesäugeleiste, anfällig.
Mit der Verabreichung von Hormonen kann man zwar versuchen, sowohl Katze als auch Kater "ruhigzustellen", aber während die Katze tatsächlich mit der "Pille" nicht mehr rollig wird (es scheint aber auch Katzen zu geben, bei denen die Pille nach längerer Gabe nicht mehr anschlägt), zeigen Hormone bei Katern nur selten die gewünschte Wirkung. Außerdem ziehen Hormongaben bei beiden Geschlechtern stets ein stark erhöhtes Gesundheitsrisiko (vor allem Krebs, Diabetes, bei der Kätzin auch Gebärmutterentzündung) nach sich und sind daher nur in Ausnahmefällen empfehlenswert. Falls einmal wirklich irgendwelche Hormongaben nötig werden sollten, würde ich persönlich jederzeit Tabletten bevorzugen, da man die Wirkungsweise und -dauer bei Hormonspritzen nur wenig einschätzen kann.
Aber selbst wenn man zu den wenigen glücklichen Katzenbesitzern gehört, deren erwachsene unkastrierte Tiere die "Unarten" nicht oder nur sehr abgeschwächt zeigen, die für potente Kater/Katzen typisch sind und man damit problemlos mit ihnen zusammen leben kann,
gibt es einen weiteren wichtigen Punkt, der für die Kastration spricht: die Katzen-Überpopulation!
Angesichts der überquellenden Tierheime verbietet sich der Freilauf von unkastrierten Tieren eigentlich von selbst, und auch eine bewusst in Kauf genommene Verpaarung will gut überlegt sein. "Den-Kindern-einmal-das-Wunder-der-Geburt-zeigen-wollen" ist gewiss kein guter Grund für "nur mal einen Wurf". Leider gibt es immer wieder Katzen, die wegen ihrer Trächtigkeit ausgesetzt wurden, einige hatten wenigstens das Glück, auf die eine oder andere Weise bei einer Tierschutzorganistation zu landen. Wer unbedingt eine Katzengeburt erleben möchte und gleichzeitig etwas wirklich Gutes tun will, sollte sich einmal beim örtlichen Tierschutz umsehen. Vielleicht ist es Ihnen möglich, dort eine trächtige Katze auf Lebenszeit zu adoptieren, die Jungtiere aufzuziehen und in Zusammenarbeit mit dem Tierheim im richtigen Abgabealter ein super Plätzchen für sie zu finden. Manche Tierheime sind aber auch schon froh, wenn sich wenigstens eine zeitweise Pflegestelle für die Katzen bietet, bis sie in ein endgültiges Zuhause vermittelt werden können.
Ich gehöre zwar selbst der Gilde der "Rassekatzenzüchter" an, trotzdem bin ich der Ansicht, dass auch die gezielte Rassekatzenzucht eine Gratwanderung und nur akzeptabel ist, wenn man deren Ziel in der Verbesserung der Rasse sieht, anstatt in der Produktion und dem Verkauf von möglichst zahlreichem Nachwuchs. Jemand der seine Würfe aufzieht, ohne sie in einem seriösen Katzenverein registrieren zu lassen, sich sonst keinerlei Gedanken zur Rasse macht, und dem es letztendlich auch egal ist, wo die Kätzchen später landen, Hauptsache Bargeld lacht, ist in meinen Augen nur ein sinnloser Vermehrer und kein Züchter.
Katrin Behrend hat in ihrem Buch "Katzen", Gräfe und Unzer-Verlag, folgendes geschrieben, ihrem Schlusswort kann ich mich nur anschließen:
"Man hat ausgerechnet, dass ein einziges Paar Katzen, welches pro Jahr in drei Würfen etwa 14 Kätzchen zur Welt bringt, in nur fünf Jahren 65.536 Nachkommen haben kann. Dass bei dieser Fülle längst nicht alle ein gutes Heim finden, liegt auf der Hand. Sie streunen umher, sind krank und unterernährt, werden überfahren, erschossen oder landen in Versuchsanstalten. Diesem Katzenelend muss durch Geburtenkontrolle beizeiten ein Ende gesetzt werden."
Dass eine Katze vor der Kastration wenigstens einmal Junge gehabt haben muss, ist übrigens ein altes Ammenmärchen. Ein Wurf trägt weder zur charakterlichen Festigung, noch zum körperlichen Wohlbefinden bei, ganz im Gegenteil. Hat die Mutterkatze einen Charakterfehler, ist z.B. scheu oder aggressiv, so kann sich das durchaus auf den Nachwuchs vererben.
Und wenn man Pech hat, gibt es vor, während oder nach der Geburt Komplikationen, wie z.B. ein notwendiger Kaiserschnitt, die im Ernstfall sogar das Leben der Mutterkatze gefährden können. Oder falls die Mutter ganz ausfällt, müssen die Babies wochenlang rund um die Uhr versorgt werden (Fütterungen alle 2 Stunden, usw.) - eine wirklich nervenzehrende, erschöpfende Aufgabe!
Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Züchter sich mit dem gesamten, z.T. recht unangenehmen Verhaltensrepertoire und den eventuellen Problemen unkastrierter Tiere herumschlagen muss.
Als Nicht-Züchter kann man sich und seinen schnurrigen Fellträgern deshalb gar nichts besseres antun, als sie im richtigen Alter kastrieren zu lassen. Bei kastrierten Tieren verschwindet der Sexualtrieb (speziell bei Katern kann die Umstellungszeit ca. 3 - 4 Wochen oder länger dauern), und all die oben genannten Schwierigkeiten gehören normalerweise der Vergangenheit an.
quelle:
http://www.ciara.de/kastration_kastrieren_kater_katze.html