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Depesche 027 Des Widerspenstigen Zähmung
Eigentlich wollte ich »Heureka!« schreien oder zumindest (nach dem Vorbild von »My Fair Lady«) »Mein Gott – er hat es!« und dazu durchs Zimmer tanzen. Aber das hätte Shirkan erschreckt, den Katzen-Beau, dem ich meinen Freudenschwall verdankte. Und da Elke den Kater gerade in den Armen hielt, hätte Shirkan sie bei der zu erwartenden panischen Flucht sicherlich mit seinen Krallen perforiert.
Also freute ich mich still und leise ...
Entschuldigen Sie vielmals, geneigter Leser, dass ich vor lauter Begeisterung und Wonne vergessen habe, die Ursache des Glücks zu erwähnen. Das sei hiermit nachgeholt: Der Kater hatte »Mau!« gesagt!
Ja und? Werden Sie denken. Deshalb die Vorgeschichte: Von der ersten Minute an hatte der wunderhübsche Katzen-Casanova stets nur »Mäh!« gerufen, gemeckert oder gemaunzt, gebrüllt oder geweint, und ich hatte ihm geschlagene viereinhalb Jahre erklärt, eingeschärft, ihn gebeten, angebettelt, angefleht, doch das ziegenhafte Mähen durch ein katzenkonformes Mauen oder Miauen zu ersetzen. Ich hatte ihn als »Schaf«, »Ziegenbock« und »Mähmaschine« verunglimpft.
Vergebens. Der schöne ‚Stubentiger bestand darauf, wie ein Lämmchen zu sprechen - bis zu der Premiere heute. Das Platzen des Sprachknotens erinnert sehr an die Erleuchtung der Protagonistin des erwähnten Musicals, die plötzlich den Satz »Es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühn« ohne Dialektfärbung herausbringt. Oder, in der Originalfassung »The rain in Spain falls always in the plain«.
Es bereitet mir nicht geringe Genugtuung, zu vermelden, dass der logopädische Erfolg – ganz wie im Musical – von Dauer ist. Shirkan hat das »Mäh« aus seinem Wortschatz gestrichen.
Wie das alles kam und warum, will ich gar nicht erst zu ergründen versuchen. Mir bleibt nur das Kopfschütteln.
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