Stromschlag tötet 13 Kühe
http://www.shz.de/nachrichten/schleswig-holstein/panorama/artikeldetail/article/111/stromschlag-13-kuehe-sterben-im-stall.html
Plötzlich stand der Stall unter Strom: 13 Kühe verendeten qualvoll in Ehndorf bei Neumünster. Der Verursacher des Unfalls steht noch nicht fest.
Ehndorf. Diese Nacht werden Antje und Karsten Mester nicht vergessen. "Die Kühe im Stall schrien vor Schmerzen. Im Haus schossen Energiesparlampen aus der Fassung, und Trafos brannten durch", sagt der Landwirt aus Ehndorf bei Neumünster. Die Ursache war ein Stromschlag. Die traurige Bilanz: 13 Kühe verendeten qualvoll. Die Mesters sind nur froh, dass der ganzen Familie mit Tochter Lea (15) und Sohn Korvin (17) wohl viele Schutzengel zur Seite standen: Zum Glück haben die unkontrollierten Stromstöße kein Feuer auf dem Hof ausgelöst.
"Um 0.15 Uhr weckte mich meine Frau, weil die Wecker piepten. Teilweise hatten wir im Haus Stromausfall. Ich kontrollierte die Sicherungen. Doch alles war in Ordnung", sagte Karsten Mester. 21 Minuten später verständigte er den Störungsdienst der Stadtwerke Neumünster (SWN). Der Rückruf eines Technikers erfolgte um 0.50 Uhr. 20 Minuten danach stellte der Fachmann vor Ort fest, dass nur phasenweise Strom bis zum Hausanschluss floss. Sogenannte Panzersicherungen im Haus wurden kontrolliert und wieder eingesetzt. Am Verteilerkasten an der Ringstraße in Ehndorf entdeckte der Techniker aber defekte Sicherungen und tauschte sie aus. "Dann hörte ich die Tiere im Stall brüllen und lief sofort hin. Sie lagen auf dem Boden, brüllten vor Schmerzen und schlugen wild um sich. Ich schrie den Techniker an, sofort den Strom abzuschalten", berichtete Mester. Der Landwirt verständigte einen Tierarzt, der kurz nach 2 Uhr eintraf und drei Tiere einschläfern musste.
Schadstelle im Erdreich
Am nächsten Morgen erschienen SWN-Mitarbeiter mit Beschäftigten einer Tiefbaufirma aus Neumünster. Mit der Technik eines Messwagens konnte die Schadstelle gefunden werden - im Erdreich und rund vier Meter vom Hausanschluss entfernt. Dort war das Stromkabel beschädigt. "Genau an dieser Stelle hat ein Subunternehmen der SWN letztes Jahr ein Kopfloch ausgegraben, um die Breitbandversorgung in Richtung Haus anzuschließen", erzählte Mester.
Pressesprecher Volker Mielisch von der Schleswig-Holstein Netz AG, für die die SWN der Dienstleister vor Ort sind, bestätigte dem sh:z, dass die Isolierung eines Kabels beschädigt und es dadurch zu einem Kurzschluss gekommen war. Allerdings hätten beim Einschalten der Sicherung weitere Sicherungseinrichtungen greifen müssen, meinte er. Warum das nicht passiert sei, müsse noch untersucht werden. Mielisch erklärte, dass er in 22 Jahren in der Energiebranche von so einem Fall noch nie gehört habe. Der Strom gehe den Weg des geringsten Widerstandes und sei so wohl über das Erdreich im Stall gelandet.
50.000 Euro Schaden - bis jetzt
"Bis heute haben sich die Stadtwerke Neumünster mit uns nicht in Verbindung gesetzt. Nun muss wohl ein Gutachter der Ursache auf den Grund gehen", sagte kopfschüttelnd Karsten Mester. Gegenüber unserer Zeitung entschuldigte sich die SH Netz AG dafür, dass noch kein Kontakt mit dem Bauern aufgenommen wurde. "Wir nehmen das sehr ernst und werden uns melden, egal welcher Verursacher ermittelt wird", erklärte Volker Mielisch.
Der Schaden beträgt nach Angaben von Landwirt Mester schon jetzt mehr als 50.000 Euro, kann aber noch viel größer werden: Bei den übrigen 25 Tieren sind Verletzungen wie Muskelrisse und Herzschäden aber nicht auszuschließen. Von den entsetzlichen Qualen, die die Tiere erleiden mussten, will er gar nicht sprechen.
Die Polizei hatte den Fall aufgenommen. Nach Angaben von Pressesprecher Sönke Hinrichs wird jedoch nicht ermittelt, weil es sich um einen Betriebsunfall handele und nicht um eine Straftat.
Schrecklicher Unfall!
