"Die rote Katze auf dem Plakat schaut den Besucher neugierig an. Ganz modern „Arena of Cats“ nennt sich die zweitägige Ausstellung von rund 1.000 Fellnasen in der Maimarkthalle. Doch das Wort Ausstellung trifft diese Schau nicht ganz. Die Präsentation der kuscheligen Vierbeiner gleicht eher einer Messe, bei der es vor allen Dingen um eines geht: Kommerz.
Katzen lieben ihre Ruhe. Eine geräuschvolle Halle, dröhnende Lautsprecheransagen und 500 Käfige dicht an dicht sind für die sensiblen Vierbeiner von der Birma- über die Angora- bis zur Perserkatze ein hoher Stressfaktor. Eine gigantische Zuchtschau wie die auf dem Maimarktgelände „kann einfach nicht gut sein“, sagt Tierärztin Dr. Heidi Bernauer-Münz von der Vereinigung für Tierschutz. Die Enge der Käfige und die vielen Gerüche in eine Halle seien für die meisten Katzen eine Belastung.
Auch Tierschutzorganisation Peta meldet sich
Auch die Tierschutzorganisation Peta meldete sich am Wochenende zu Wort. Peta kritisierte, jährlich landeten mehrere zehntausend Katzen unnötig in Tierheimen, weil sie den Züchteridealen nicht entsprechen würden. Das Warten und die oftmals lange Anreise in Boxen sei zudem Tierquälerei.
Volker Keller, Mitorganisator des Spektakels und Vorstandsmitglied des 1. Kurpfälzer Rassekatzen-Verbandes, sieht das ängstliche Miauen von Wollbündeln, die widerwillig zum Richtertisch getragen werden, differenzierter: „Das sind doch die Ausnahmen, das Gros der Katzen sind Profis, die kennen sich aus und verhalten sich still“, versichert Keller. Aber der Mann aus Frankenthal ist realistisch genug, um auch zuzugeben, dass der Sinn solcher pompösen internationalen Prämierungswettbewerbe letztendlich der Wertsteigerung der „Ausstellungstücke“ dient.
Wie ein Züchter dabei vorgeht, bleibt ihm selbst überlassen. „Als Veranstalter können wir dafür sorgen, dass die Tiere ordnungsgemäß in ihren Käfigen untergebracht sind. Wasser und Toilette sind Pflicht“, sagt Keller. Wer sich Züchter nennt, darauf habe der Verband keinen Einfluss. Er müsse lediglich einem Verein angehören. Ob er eine Beziehung zu seinen Katzen habe, werde nicht kontrolliert. Der Begriff ist nur vage definiert. „Züchter ist, wer eine in seinem Besitz befindliche Katze decken lässt bzw. die Mutterkatze am Tage der Geburt der Jungtiere besitzt“, heißt es in den Statuten, die dem Missbrauch Tür und Tor öffnen. Keller will nicht ausschließen, dass auch bei der diesjährigen „Arena of Cats“ ein paar schwarze Schafe dabei sind, gegen die der Verband nichts tun könne. Der Gesetzgeber mache es ihnen auch leicht, denn Tiere sind rechtlich wie Sachen zu behandeln. „Aber das Gros der Aussteller ist uns bekannt, und wir wissen, dass sie ihre Tiere lieben“, relativiert er seine Aussage im gleichen Moment.
Ein Rundgang durch die Käfigreihen zeigt zumeist apathische Samtpfoten, die stoisch die nervigen Annäherungsversuche der über 4.000 zahlenden Gäste über sich ergehen lassen. „Apathie ist ein Schutzmechanismus der Katzen, um sich dem Stress zu entziehen“, so Tierärztin Bernauer-Münz.
Stress haben letztlich auch die über 30 fliegenden Händler, die eine beachtliche Standmiete zahlen und folglich stramm verkaufen müssen. Das Angebot an katzenrelevantem Krimskrams reicht von der Pfauenfeder über die Stoffmaus bis hin zum Plüschkörbchen. Auch die typgerechten Nahrungsmittel für die Hauskatze fehlen nicht auf der Verkaufsmesse. Alles in allem rollt der Euro zur Zufriedenheit.
Sichtlich erleichtert ist auch Volker Keller, dessen Verband mit der Konkurrenz sein zehnjähriges Bestehen feiert. Schon nach dem ersten Tag steht fest: Die Einnahmen übersteigen die Kosten. Welche Geschäfte die Züchter gemacht haben, bleibt deren Geheimnis. Direktverkäufe in der Halle darf es nicht geben. Die hier und da aufgestellten Schilder mit dem Hinweis auf „Reinrassige Kittens“ bestätigen jedoch, dass auch die Mannheimer „Arena“ - wie alle Katzenmessen - letztlich eine Melange aus Profitstreben und falsch verstandener Tierliebe ist."
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