Hm, mit Klickertraining allein erreicht man das nicht.
Leinfelden. Tierschützer protestieren gegen umstrittene Veranstaltung eines Moskauer Theaters. Von Tim Höhn
Wir himmeln unsere Katzen an", heißt es auf der Internetseite des Moskauer Katzentheaters. Die Tiere seien Stars. "Sie tanzen auf dem Seil, balancieren Bälle, machen Pfotenstände, springen aus gewaltigen Höhen und überwinden komplizierte Irrgärten." Seit 2008 geht der vor 30 Jahren gegründete Zirkus regelmäßig auch auf Tour durch Deutschland. Heute (18 Uhr) gastieren die Russen in der Filderhalle - und es gibt Ärger.
Tierschützer aus der Region und von der international bekannten Organisation Peta machen mobil gegen die Veranstaltung, der Tierschutzverein Filderstadt hat Proteste angekündigt. "Bei uns laufen die Telefone heiß", sagt die Vorsitzende Hanne Dressler, denn das Katzentheater sei "Tierquälerei in höchster Form". Peta konkretisiert die Vorwürfe: Die 30 mitgeführten Katzen litten an "Entbehrungen, Zwang und Angst" und müssten "artwidrige Kunststücke" ausführen. Der permanente Ortswechsel auf der Tour bedeute Stress. "Wer Katzen beibringt, mit brennenden Fackeln zu hantieren, Puppenwägen zu ziehen oder im Glitzerkostüm Handstand zu machen, ist kein Tierfreund", sagt Peta-Kampagnenleiterin Carola Schmitt.
Zudem verweist die Organisation auf Kritik von Tierschützern aus Russland und Israel. Demnach setze das Moskauer Katzentheater "elektrische Heizer" ein, um Katzen Sprünge beizubringen - wobei diese sich die Pfoten verbrennen würden. Mit einem sich zuziehenden Strick um den Hals wiederum müssten die Tiere lernen, still zu sitzen. "Jeder, der Katzen hat, weiß: Ohne Zwang wäre es gar nicht möglich, ihnen Kunststücke beizubringen."
Auch in anderen Städten gab es unlängst Proteste vor Auftritten des Moskauer Katzentheaters, der Zirkus jedoch weist alle Vorwürfe zurück. "Wir kommen jetzt seit drei Jahren nach Deutschland, und erst seit Mai haben wir diese Probleme", sagt Marina Rempel, Chefin der Dresdner Agentur Russ-Sterne, die die Auftritte organisiert. "Ich gehe davon aus, dass unsere Konkurrenz das lanciert hat, denn die Anschuldigungen sind totaler Quatsch."
In Moskau selbst, sagt Rempel, könnten die Zirkus-Katzen "frei leben". Und während der Tour mit sieben Auftritten in Deutschland buche man extra große Hotelzimmer oder Pensionen, um den Tieren ausreichend Auslauf zu verschaffen. Heizstrahler und ähnliches gebe es schon gar nicht. "Es ist falsch zu denken, man könne Tiere nur trainieren, indem man böse Sachen mit ihnen macht. Würden wir eine Katze nur einmal schlecht behandeln, merkt sie sich das - und dann geht gar nichts mehr. " Erst kürzlich hätten sich in Münster Veterinäre die komplette Show angesehen. "Auch die haben uns bestätigt, dass alles okay ist."
Ein Veterinäramt in Sachsen hat die amtstierärztliche Erlaubnis für die Tour erteilt. Zwar hätte die Filderhalle den Zirkus ablehnen können, aber: "Die sind zuvor in renommierten Häusern aufgetreten und alle Genehmigungen liegen vor", sagt Geschäftsführer Nils Jakoby. "Dass die Veranstaltung umstritten ist, habe ich erst vergangene Woche erfahren, und da war es zu spät." Zumal es keinen objektiven Grund gebe, die Verträge zu stornieren. "Bei den Vorwürfen handelt es sich nur um Vermutungen", sagt Jakoby, der sich heute Abend selbst ein Bild von der Show machen will. "Wenn mir etwas Negatives auffällt, werden wir unsere Räume in Zukunft sicher nicht mehr zur Verfügung stellen." Mit 300 bis 500 Zuschauern rechnet Jakoby, 1000 passen in den Saal. Der Vorverkauf lief schleppend. "Es liegt an den Protesten, dass weniger Leute kommen als früher", klagt Rempel. "Aber wer die Wahrheit wissen will, sollte sich unsere Show anschauen." Sie lade alle Tierschützer ein, in den Saal zu kommen und "mit uns zu reden - wir sind keine schlechten Menschen".
Vermutlich sind heute Abend tatsächlich Tierschützer in Leinfelden, aber sie werden wohl eher vor der Halle demonstrieren. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir da auftauchen", sagt Dressler.
Quelle:
www.stuttgarter-nachrichten.de