Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Ob dramatisch, trivial, spannend oder emotional: Erzählungen von und mit Katzen
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Khitomer
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon Khitomer » 14.12.2013 12:52

shirkan hat geschrieben:Liest Shirkan heimlich meine Ergüsse? Hören die Katzen die Stimme mit, die mir – über Kopfhörer – vorliest, was ich schreibe? Hat Shirkan gelauscht, als ich Elke von der Depesche erzählt habe?


Das alles ist nicht nötig. Katzen können Gedanken lesen - das weiss doch jeder. Und irgend was hat Shirkan wohl an der Veröffentlichung des Berichtes gestört.
Liebe Grüsse, Khito
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shirkan
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 14.12.2013 13:57

Depesche025_IMG_5750.jpg
Depesche 025 Sitas »Loo with a View«

Oberkatze Sita betritt die Küche und nähert sich langsam der dortigen Feliden-Toilette. Dicht vor dem Plastiktrog, bereits voll im Dunstkreis seiner unmissverständlichen Aromen, macht sie Halt und scheint zu sinnieren. Was denkt es wohl, das kluge stämmige Tier? Philosophiert es über die Vergänglichkeit des Seins, die unter anderem darin deutlich wird, dass sich selbst das appetitlichste Futter über Nacht in eine Müllform verwandelt, die so widerlich ist und stinkt, dass keine wohlerzogene Katze sie sich zu erwähnen trauen würde? Oder findet sie den Vorgang der Entleerung als so unerfreulich, dass sie ihn gerne einem Dritten überantworten möchte? (Ela bat Elke oft: »Frauchen, mach das für mich!«)

Aber Sita lebt zu sehr im Hier und Jetzt, um solches zu verlangen. Ist sie bei ihren Grübeleien zu einem Schluss gekommen, klettert sie – nein, nicht in die Toilette, sondern auf deren schmalen Rand. Das kluge Tier kann sich so länger machen. So steht sie also auf dem Rand, sanft von links nach rechts und von rechts nach links schwankend wie eine Pappel im Frühlingswind, und erledigt ihr Geschäft.

Ja, und dabei schaut sie auf dem Fenster auf die Blütenpracht des Küchenbalkons – entspannt wie ein Artist, der auf dem Hochseil Zeitung liest.

Als ich Zeuge dieser Performance wurde, drängte sich mir E. M. Forsters Buchtitel »Room with a View« auf (Zimmer mit Aussicht) zusammen mit der dem Geschehen weitaus besser angemessenen und obendrein reimenden Variante »Loo with a view«. Loo heißt Klo.
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 18.12.2013 19:30

Depesche026_L1080397.jpg
Depesche 026 Ranis »Rache«

In meiner kürzlichen Würdigung gewisser absonderlicher Marotten der Katzen bei Tisch erscheint die kleine Rani in einem beinahe unkätzischen Licht. Es hat den Anschein, als sei das petite Zuckerschnäuzchen frei von allen Raubtierinstinkten, die unsere Stubentiger nun einmal besitzen und die sie unter anderem dazu treiben, fremdes Futter für viel reizvoller anzusehen als das vor der eigenen Nase.

Aber Rani ist eine »echte« Katze: Heute Abend fütterte Frauchen die Dreierbande. Ranis Schüsselchen stellte sie oben auf die Arbeitsplatte, damit ihr kleiner Liebling in Ruhe – ohne Rempler von Sita und gierige Blicke von Shirkan – speisen konnte. Nach kurzer Zeit drehte sich Sita, der die kredenzte Luxus-Leckerei offenbar nicht mundete, um und ging. Und was tat die brave Rani? Sie ließ ihren Napf Napf sein, hechtete von ihrem Katzentisch in die Tiefe - und stürzte sich auf Sitas Futter ...
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon Hollyleaf » 18.12.2013 19:43

So steht sie also auf dem Rand, sanft von links nach rechts und von rechts nach links schwankend wie eine Pappel im Frühlingswind, und erledigt ihr Geschäft.


:s1968: Sehr genial!!

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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 20.12.2013 16:57

Depesche027_IMG_1248.jpg
Depesche 027 Des Widerspenstigen Zähmung


Eigentlich wollte ich »Heureka!« schreien oder zumindest (nach dem Vorbild von »My Fair Lady«) »Mein Gott – er hat es!« und dazu durchs Zimmer tanzen. Aber das hätte Shirkan erschreckt, den Katzen-Beau, dem ich meinen Freudenschwall verdankte. Und da Elke den Kater gerade in den Armen hielt, hätte Shirkan sie bei der zu erwartenden panischen Flucht sicherlich mit seinen Krallen perforiert.

Also freute ich mich still und leise ...

Entschuldigen Sie vielmals, geneigter Leser, dass ich vor lauter Begeisterung und Wonne vergessen habe, die Ursache des Glücks zu erwähnen. Das sei hiermit nachgeholt: Der Kater hatte »Mau!« gesagt!

Ja und? Werden Sie denken. Deshalb die Vorgeschichte: Von der ersten Minute an hatte der wunderhübsche Katzen-Casanova stets nur »Mäh!« gerufen, gemeckert oder gemaunzt, gebrüllt oder geweint, und ich hatte ihm geschlagene viereinhalb Jahre erklärt, eingeschärft, ihn gebeten, angebettelt, angefleht, doch das ziegenhafte Mähen durch ein katzenkonformes Mauen oder Miauen zu ersetzen. Ich hatte ihn als »Schaf«, »Ziegenbock« und »Mähmaschine« verunglimpft.

Vergebens. Der schöne ‚Stubentiger bestand darauf, wie ein Lämmchen zu sprechen - bis zu der Premiere heute. Das Platzen des Sprachknotens erinnert sehr an die Erleuchtung der Protagonistin des erwähnten Musicals, die plötzlich den Satz »Es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühn« ohne Dialektfärbung herausbringt. Oder, in der Originalfassung »The rain in Spain falls always in the plain«.

Es bereitet mir nicht geringe Genugtuung, zu vermelden, dass der logopädische Erfolg – ganz wie im Musical – von Dauer ist. Shirkan hat das »Mäh« aus seinem Wortschatz gestrichen.

Wie das alles kam und warum, will ich gar nicht erst zu ergründen versuchen. Mir bleibt nur das Kopfschütteln.
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon Flava » 20.12.2013 17:30

Gratuliere! :lol:

Ich hab auch eine Dialekt-Katze hier. Cao gibt normalerweise nur gurrende und quitschende ("Gurüüü!") Laute von sich, hat ihr den Spitznamen Quitschekatze eingebracht. Aber sie kann auch anders! Dann ist es ernst. Entweder hat es jemand gewagt, sie in den Kennel zu packen, oder es ist Zeit genau das zu tun und schnellstens zum TA zu wetzen, weil ihr was weh tut!

Knuddel den Helden von mir! :wink:

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 20.12.2013 19:27

Gratuliere :D
Und das Schöne ist, ihr könnt euch ziemlich sicher sein, dass er es nur für euch gelernt hat. In der innerartlichen Kommunikation werden diese Lautäußerungen nämlich so gut wie nicht benötigt und da ist es völlig egal, ob ein kätzisches "Mau" oder ein ziegisches "Mäh" herüber kommt :wink:



Oder der Hübsche hatte einfach einen Testosteronschub und ist endlich aus dem Stimmbruch heraus :lol:
Liebe Grüße
Dagmar

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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 21.12.2013 08:42

Montage_xmas2013_Elke_Boehm.JPG
Hallo liebe Leserinnen und Leser der Depeschen,

die Schusters und ich wünschen allen ein frohes Fest und ein tolles neues Jahr 2014.

M. Schneider

PS1: Elke Böhm ist übrigens die Ehefrau von Gerd Schuster.
PS2: Für Süchtige > Die Depeschen werden auch während der Feiertage fortgesetzt ...
PS3: Wem das zu langsam geht und gerne solche Kurzgeschichten aus dem Alltag liest: »Das Buch von Ela« von Gerd Schuster einfach mal schnell downloaden ...
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 25.12.2013 17:30

Depesche028_IMG_4649.jpg
Depesche 28 Madame 100 000 Volt


Sitas Schweif gehört zu den Schmuckstücken unserer vollschlanken Katzen-Madam. Er ist nicht besonders dick oder lang, verjüngt sich von der Wurzel ab stetig, ist aber exklusiv gezeichnet. Sein dickster Teil ist schwarz-weiß geringelt, die Spitze strahlend weiß. Sita trägt ihren Schwanz immer stolz aufgerichtet, während Shirkans Steuerorgan oft fast bis zum Boden durchhängt.

Aber das adrette Aussehen ist nicht der Grund, weshalb ich mich Sitas »Rute« widme. Denn die Kurzhaarquaste ist weit mehr als eine Steuerflosse oder ein Ornament: Sie zeigt zuverlässig den Erregungsstand der Katze an. Und zwar nicht nur durch das sattsam bekannte Peitschen, sondern durch eine Art elektrischer Hochspannung. Das soll nicht so verstanden werden, dass man mit Sitas Ausläufer den Gefrierschrank betreiben könnte. Nein, bei der Fütterung zittert der Schweif wie ein Hochspannung führendes Kabel. Während des Erregungs-Höhepunkts – wenn Frauchen die gefüllten Näpfe vor die Nasen der Feliden-Kundschaft niedersetzt und die appetitlichsten Wohlgerüche wabern – oszilliert die Spitze dermaßen, dass sie verschwimmt.

Später, wenn ich eine wohlgesättigte Katzendame streichle und sie mir jedes Mal mit dem Schwanz auf die Kosehand klopft, zittert der Schweif kein bisschen.
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 26.12.2013 22:51

Depesche029_P1110894_nimrod rani.jpg
Depesche 029 Nimrod Rani

Frauchen Elke prallt entsetzt vom Fernseher zurück und schlägt panisch Löcher in die Luft. Nein, nein, es ist nicht der über die Glotze flimmernde blutrünstige Horrorfilm, der sie aus der Fassung gebracht hat, sondern ein pelziger Nachtfalter, der vor ihrem Gesicht ein paar Kurven geflogen ist. Elke hasst Nachtfalter voller Inbrunst, ein emotionales Relikt aus Kindertagen. Ein flatternder, zappelnder und zuckender, vielleicht sogar im Lampenschirm herumtobender Nachtschmetterling kann sie – die Graf Dracula, sollte er zufällig einmal vorbeischauen, seelenruhig einen Cappuccino anbieten würde - völlig aus der Fassung bringen.

Aber Hilfe naht - Rani, unser petites Zuckerschnäuzchen, dessen filigrane Pfötchen ganz sicher nicht wie Mordwerkzeuge aussehen, springt auf den Tisch, stellt sich auf die Hinterbeine und drischt mit einem gewaltigen Schwinger den störenden Flattermann aus der Luft. Sie wirft ihn auf den Fußboden und hechtet hinterher. Irre ich mich, oder glühen ihre goldenen Augen vor Jagdfieber?

Elke ist erleichtert und bedankt sich bei der grauen Jägerin, die währenddessen das Insekt unter dem Tisch zerfleddert. (Früher verspeiste sie ihre Beute, gab das aber nach einem besonders scheußlichen Geschmackserlebnis auf ...)

Während Shirkan allzu aufdringliche Fluginsekten zur Strecke bringt, schaut Sita den Brummern nur gelangweilt hinterher. Frauchen, die Insektenabwehr als Katzenpflicht betrachtet, fühlt sich dann jedes Mal verraten und verkauft. Nur gut, dass unser kleiner Nimrod Rani da ist!
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 27.12.2013 19:12

Nimrod :lol:
(Dann wollen wir mal hoffen, dass es nicht der islamische Nimrod ist :wink: )
Liebe Grüße
Dagmar

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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 28.12.2013 17:39

Depesche030_L1070719_katzendecketeil2.jpg
Depesche 030 Katzendecke Teil 2

In Depesche 014 habe ich zu schildern versucht, welche Chinesische Mauer an Irrtümern, Vorurteilen und Unverständnis zwischen Menschen und Katzen aufragt. Fall 3 befasst sich mit der Katzendecke, die unsere Dreierbande boykottierte, nachdem Frauchen sie in die Waschmaschine gesteckt hatte.

Mittlerweile ist viel Wasser die Elbe heruntergeflossen, und die feline Ablehnungsfront bröckelt seit Wochen. Die Katzen betreten das flauschige Fleecegewebe wieder, und sowohl Sita als auch Rani haben sich schon darauf niedergelassen. Nicht so Shirkan, dessen Erbrechensattacken die Reinigungsaktion erst nötig gemacht haben. Er war unbeugsam in seiner Verweigerung.

Bis gestern Abend. Da lag er nämlich ausgestreckt auf dem so lange und dickköpfig gemiedenen Polyester-Textil und schlief selig. Die Decke war nicht mehr »fremd«, und hatte aufgehört, verbotenes Territorium zu sein, in dem Beelzebub, die Katzenpest und ein Rudel Rottweiler lauerten.

Ich ging in die Küche und fragte Elke, wann sie die Decke gewaschen habe, um herauszufinden, wie lange sich Shirkan geziert hatte. »Das ist schon zu lange her«, war die Antwort. »Das weiß ich nicht mehr!’« Nach heftigem brain storming kamen wir zu dem Schluss, dass der schöne Kater seine Kuschelunterlage mindestens ein halbes Jahr lang geschnitten hatte.

Das gab mir zu denken; denn dunkle Schicksalswolken dräuten bereits zuhauf über Frauchens einstigem Weihnachtsgeschenk für die Dreierbande. Sie wissen nicht, was ich meine? Keine Sorge, ich werde sehr bald das Geheimnis, das für Katzenkenner keines ist, aufdecken müssen.
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Beitragvon shirkan » 30.12.2013 17:39

Depesche031_IMG_1958_raffzahn rani.jpg
Depesche 031 Raffzahn Rani

Elke und ihr Zuckerschnäuzchen Rani sind unzertrennlich. Das kleine Grauchen folgt seinem Frauchen durch die ganze Wohnung, bis auf die Toilette, und schläft zu ihren Füßen. Trotzdem kannte Elke eine Seite des Kätzchens nicht – die des Raubtieres.

Das kommt daher, dass Frauchen für die Versorgung der Bande mit Feuchtfutter zuständig ist, die in der Küche über die Bühne geht, Während ich für die Belieferung mit Leckerbissen und Katzenkuchen zuständig bin, deren Schauplatz mein Schreibtisch ist.

Die Eigentümlichkeiten der Stubentiger bei ersterer Atzungsart äußern sich vornehmlich in Form von Ferkeleien und gegenseitigem Mundraub. Beim Wettbewerb um delikate Katzenstangen und –Bonbons dagegen bricht das Raubtier durch, das in der Futterstation in der Küche hinter dem Ferkel in Deckung gegangen war. So war ich es gewohnt, dass – Rani mir die Katzenstangenstücke aus den Fingern riss.

Welche raffzahniger Leopard in ihrem Kätzchen steckt, erfuhr Elke erst, als sie dem schnurrigen Schätzchen eine ganze Katzenstange präsentierte, deren Geruch Sita vertrieben hatte, weshalb die gewohnte zeremonielle Teilung ausnahmsweise ausfallen musste. Die süße Kleine stürzte sich auf die Beute, fetzte sie Frauchen aus der Hand und verschlang sie in rasendem Tempo.

Elke, die zunächst noch befürchtete, ihr zärtliches Filigran-Tigerchen könne sich übernommen haben und an der Stange ersticken, erinnerte sich wieder daran, dass ihre Kleine ein Raubtier ist!
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon Flava » 30.12.2013 19:25

Das ist so herrlich zu lesen! Danke! :D

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Beitragvon shirkan » 01.01.2014 22:18

Depesche032_IMG_5498_moritat decke 2.jpg
Depesche 032 Die Moritat von der Decke, Teil 3

Das Unvermeidliche ist passiert, wie bei Unvermeidlichem üblich, in unvermeidlicher Weise: Shirkan hat auf die eben erst wieder in den Stand der Reinheit, Quasi-Jungfräulichkeit und Rechtschaffenheit erhobenen Decke gekotzt, und das ganze Drama scheint wieder von vorn zu beginnen.

Ich hatte die neuerliche Magenentleerung auf das gereinigte Weihnachtsgeschenk zuerst nicht bemerkt (eine Folge davon, dass ich nur immer dünner werdende Schemen »sehe« und sich auch mein Geruchssinn verabschiedet); mir war lediglich aufgefallen, dass die Decke ganz plötzlich total zerwühlt war und Shirkan ebenso ansatzlos uns beide - die Decke und mich – mit einem Totalboykott belegt hatte. Ich tastete in den wirren Falten herum, konnte aber nichts finden, was Unordnung und feline Fahnenflucht erklärt hätte. (Wie gut es war, dass meine Suche nicht von Erfolg gekrönt war, ging mir erst auf, als Frauchen die Bescherung entdeckte.)

Jetzt frage ich mich, ob Shirkan der Decke tatsächlich so extrem lange fern blieb, weil er ihren Geruch nach Aprilfrische nicht mochte, oder weil er wusste oder ahnte, was geschehen musste, in unvermeidlicher Weise, wenn er wieder auf ihr schlummern würde, mit einem Magen voller gärender Haarknäuel, und dem ewigen Kreislauf mit den Stadien erbrechen – Waschmaschine – Verweigerung – Akzeptanz – erbrechen – Waschmaschine und so weiter und so fort aus dem Weg gehen wollte ...

Sicher ist, dass man dem hübschen Katerchen seine Kotzerei nicht zum Vorwurf machen kann. Streicht man ihm einmal über den seidigen Rücken, »erntet« man gleich drei Dutzend spinnwebfeiner Haare. Nicht auszudenken, welche Quantitäten Shirkan bei einer einzigen Katzenwäsche mit seiner Raspelzunge in seinen Magen schabt!
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