
Hier folgt ja immer wieder der Hinweis, dass 20 % unsupplementiertes Fleisch neben der normalen Fertigfütterung völlig problemlos seien.
Ich habe das hier (und auch andernorts) oft gelesen und übernommen.
Nun folgte vor ein paar Tagen im Barf-Bereich ein anderer Hinweis. Und vorhin bin ich erneut darüber gestolpert, dieses Mal auch mit einer ausführlichen Erklärung.
Für mich klingt sie sehr logisch, weswegen ich meine bisherige Meinung überdenke.
Es kommt aber bei der Nährstoffzusammensetzung nicht nur auf die absoluten Mengen, sondern auch auf die Verhältnisse von manchen Nährstoffen zueinander an. Ein für die Nieren besonders wichtiges Verhältnis ist das von Kalzium zu Phosphor. Diese beiden Nährstoffe sollten in der Nahrung für gesunde Katzen etwa im Verhältnis von 1:1 bis 1,1:1 vorliegen. Nierenkranke Katzen sollten sogar Nahrung mit einem Verhältnis von 1,5:1 erhalten.
Wenn man nun zu dem ausgewogenen Fertigfutter 20% Fleisch ohne Kalziumsupplement geben würde, so verschiebt sich das Kalzium-Phosphor-Verhältnis durch den Phosphorüberschuss im Fleisch wie in Miriams Beispiel auf 0,8:1. Es kommt zu einem Kalziummangel bei gleichzeitigem Phosphorüberschuss, was Nierenerkrankungen wie CNI begünstigen kann. Schon nach wenigen Wochen können bei der Fütterung mit einem Phosphorüberschuss Nierenschädigungen auftreten.
Aus diesem Grund kann ich die 20%-Regel nicht empfehlen sondern empfehle, zumindest einen Kalziumausgleich zu schaffen, indem bspw. je kg Fleisch ca. 5 g Eierschale ergänzt werden.
Quelle
Das Zitat befindet sich unter den ersten Kommentaren (Freitag, den 09.Mai 2014 um 10:33 Uhr).
Unser Beispiel: Eine 4-Kilo-Katze bekommt normalerweise 300g Futter mit je 2000mg Kalzium und Phosphor pro Kilo. Da sie umgestellt werden soll, bekommt sie nun nur noch 80% ihrer Tagesration und 60g rohe Hähnchenbrust. Die 240g Futter enthalten dann umgerechnet je 480mg Kalzium und Phosphor. Die Hähnchenbrust enthält aber 8,4mg Kalzium und 126mg Phosphor. Die Katze bekommt so nun also insgesamt 488,4mg Kalzium und 606mg Phosphor, was einem Verhältnis von 0,8 zu 1 entspricht.
Quelle ist dieselbe.
Ich bin deswegen der Meinung, dass eine kurzzeitige 20 %-Fütterung von Rohfleisch durchaus unproblematisch sein kann, aber sie sollte nicht regulär durchgeführt werden.
Es gibt Ausschlussdiäten, die über Wochen zu 100 % reines Rohfleisch verlangen, ohne jegliche zusätzliche Stoffe, da passiert dem Tier auch nichts, allerdings dürfte ein Tier in dieser Zeit auch unter ärztlicher Kontrolle stehen.
Wie das jetzt jeder für sich sieht, ist vermutlich (wie so häufig) Ansichtssache, aber ich finde, die Argumente sind nicht von der Hand zu weisen.
