seit letzten Freitag weiß ich nun, dass ich - katzentechnisch gesehen - den größten Fehler meines Lebens begangen habe. Und leider sehe ich keine Möglichkeit, meinen Fehler wieder gutzumachen:

Es war vor fast genau einem Jahr, als ich beim Spaziergang in unserem Dorf ein hilfloses, schreiendes, höchstens 10 Wochen altes Katerchen fand. Ich war mir nicht sicher, ob der kleine Kerl ausgesetzt wurde, oder ob er sich verlaufen hat, deshalb nahm ich ihn mit und ging mit ihm von Haus zu Haus. Aber niemandem gehörte er. Ich kam an einer Baustelle vorbei, wo ein junges Ehepaar gerade an ihrem Neubau arbeitete. Frau J. verliebte sich sofort in den Kleinen und erklärte sich bereit, ihn zu adoptieren. Der Haken an der Sache: Das Ehepaar J. wohnte bis dato in einer kleinen Münchner Wohnung, wohin sie ihn nicht mitnehmen konnten bzw. wollten, aber das neue Haus sei im Oktober bezugsfertig. Wir überlegten fieberhaft und auf die Schnelle nach einer Lösung. Und da hatte ich (Riesen-Hornvieh) die (Schnaps-)Idee, den Kleinen bis Oktober bei meinen Schwiegereltern zu "parken". Alle waren mit dieser Lösung einverstanden, bei der Übergabe versicherte uns Frau J. nochmal, wie gut es der kleine Diego später bei ihr haben wird, er soll Freigang bekommen usw.
Natürlich kam es schnell so, wie es kommen musste: Meine Schwiegereltern waren innerhalb kürzester Zeit komplett vernarrt in ihr Pflegekind, und Diego blühte auf. Er hatte dort auch das Paradies auf Erden: liebevolle Dosis, einen großen Garten, ringsherum viele Felder, kaum Straßenverkehr. Diego entwickelte sich zu einem richtigen Naturburschen und Mäusejäger. Meine Schwiegereltern hatten längst beschlossen, Diego selber zu behalten. Aber Frau J. interessierte das alles nicht, sie meinte nur lapidar "Die sollen sich halt eine neue Katze aus dem Tierheim holen!". Auf Bitten und Anrufe reagierte sie nicht mehr. Dann kam der unheilvolle Tag X, an dem Frau J. mit dem Katzenkorb vor dem Haus der Schwiegereltern stand. Leider war meine Schwiegermutter allein zu Haus, sie wurde von Frau J. regelrecht überrumpelt (mir ist heute noch ein Rätsel wieso sie dieser Frau die Türe geöffnet hat). Frau J. packte Diego ein, war noch frech und pampig zu meiner Schwiegermutter - und verschwand! Wir waren alle komplett fassungslos!
Letzten Freitag machte mein Vater im Dorf einen Spaziergang und er sah, wie Herr J. Diego, unseren Naturburschen, an der Leine (!) spazieren führte! Nun wissen wir also, dass Diego wohl die meiste Zeit ohne Spielgefährten und ohne den versprochenen Auslauf in dem Haus eingesperrt ist! Ich bin total entsetzt! Was sind das nur für Menschen? Wie kann man nur eine Katze, die schon so sehr an die Freiheit gewohnt war, einsperren?

Sorry für den langen Text!
eine traurige Lucydosi
