Ursache ist meist ein innerartlicher Konflikt der zusammenlebenden Katzen; Disharmonie in einer Gruppe bedeutet Stress, der sich dann unter anderem in Unsauberkeit manifestieren kann.
In der Tierpsychologie gibt es ein Sprichwort, das besagt, dass Katzen nicht weinen, sondern unsauber werden.
Wir unterscheiden zwei Formen der stressbedingten Unsauberkeit:
Massnahmen:
- Bitte niemals eine unsaubere Katze bestrafen! Unsauberkeit ist ein Hilfeschrei und geschieht nicht aus Trotz. Die Katze leidet ja sowieso und jegliche Bestrafung oder Ausschimpfen wird sie noch unglücklicher machen und das Problem noch zusätzlich gravieren.
- Zusätzliche Katzenklos aufstellen. Grundsatz ist: Anzahl Katzen plus 1. Das bedeutet also bei 2 Katzen mindestens 3 Katzenklos. Die Klos sollten in verschiedenen Räumen stehen, nicht nebeneinander! Im Falle von Klomobbing kann eine Katze unmöglich 3 Klos gleichzeitig bewachen, so ist die Chance, dass die unsaubere Katze sich unbelästigt lösen kann, viel höher.
- Zusätzliche Versteckmöglichkeiten schaffen; halb zugedeckte Kartons, Höhlen, hochgelegene Plätze als zusätzliche Zufluchtsorte für die unterdrückte Katze.
- Zusätzliche Markierungsmöglichkeiten schaffen; kleine Kartons zum Kinnmarkieren, kleine Kratzbäume, Kratzwellen oder Kratzbretter.
- Falls sich die verschüchterte Katze meist nur noch in einem Raum aufhält, sollte vorübergehend nachts getrennt werden mit wechselnden (!) Zimmern. So hat die Katze die Möglichkeit, ihre Geruchsmarkierungen in den anderen Räumen wieder zu setzen und somit ihren Anspruch auf das ganze Revier zu erneuern. Wichtig ist, dass jede Nacht die Zimmer getauscht werden, damit keine neuen festen Reviere entstehen, die dann wieder erbittert verteidigt werden. Tagsüber sollte allen Katzen der Zugang zu allen Räumen gewährt werden.
Für den Fall, dass die Katze permanent angegriffen wird, sobald sie sich bewegt und ihren Zufluchtsort nicht mehr verlässt, muss ganz getrennt werden, also auch tagsüber. Die Katzen sollten dann wirklich nur unter Aufsicht zusammengelassen werden, um sicherzugehen, dass kein Uebergriff mehr möglich ist. Jeder Angriff und jeder Kampf wird die Fronten noch mehr verhärten und es wird immer schwieriger, beide Parteien neu positiv konditionieren zu können. Jegliches Zusammentreffen sollte durchwegs postiv sein; es empfiehlt sich z.B., die Fütterungen in mehrere kleinere Portionen aufzuteilen, damit die Katzen mehrmals pro Tag zusammen gefüttert werden können. Nach dem Füttern wieder trennen, damit der letzte Eindruck positiv bleibt. Wenn die Katzen entspannt bleiben beim Füttern, kann man die Zeit langsam (!) etwas ausdehnen. Falls die Näpfe einen Sicherheitsabstand haben, können diese ebenfalls ganz langsam näher gestellt werden (alle 2 Tage maximal 10 Centimeter). Entsteht Spannung oder Drohen, Näpfe wieder in die alte Abstandspostion bringen.
- Feste Spielzeiten mit der unterdrückten Katze einrichten, am besten 3-4 mal am Tag. Spielen lockert die permanente Anspannung der Katze, fördert das Selbstbewusstsein und auch die meist eingeschränkte Bewegung. Beim Spielen bitte viel loben, mit Leckerchen belohnen und sie auch "gewinnen" lassen. Besonders geeignet sind Jadgspiele, z.b. Trockenfutter durch Zimmer werfen und die Katze jagen lassen. Falls kurzzeitig ein Laserpointer eingesetzt wird, die Katze den Punkt auch erwischen lassen, sofort belohnen und loben. Auch klickern ist sehr geeignet, um das Selbstbewusstsein der Katze zu fördern.
- Jeden Tag etwas Katzenminze/Baldrian, damit sie sich mal wirklich entspannen kann.
- Der Einsatz von Zylkene hat sich sehr bewährt. Zylkene wirkt angstlösend und entspannend. Eine Kapsel pro Tag (die Kapseln können geöffnet und übers Futter gegeben werden) über einen Zeitraum von ca. 2 Monaten. Es kann auch der dominanten Katze Zylkene gegeben werden, meist alle 2 Tage eine Kapsel.
- Wohlfühlpheromone in Form von Feliway-Stecker sind ebenfalls sehr empfehlenswert. Der Stecker ist beim Tierarzt erhältlich, geruchsneutral für Menschen und hält ca. einen Monat. Bei Bedarf kann ein Nachfüllbehälter gekauft werden, den Stecker selbst muss man nur einmal kaufen.
- All diese Massnahmen sollten unbedingt durch eine gezielte Verhaltenstherapie begleitet werden! Die Katzen sollten neu positiv konditioniert werden aufeinander. Am geeignetsten wäre die Konsultation eines Tierpsychologen. Zusammengefasst sehen solche Massnahmen wiefolgt aus:
Jegliche positiven Geschehen wie Fressen und Spielen sollten möglichst gemeinsam erlebt werden. Das bedeutet, dass die Katzen zusammen gefüttert werden sollten. Falls nötig, mit gebührendem Abstand zueinander, Näpfchen im Abstand von ca. 2 Metern. Bitte unter Aufsicht, damit im Falle eines Konfliktes sofort reagiert werden kann. Sollten die Katzen knurren oder sich anstarren, einfach ruhig dazwischenstehen und den Blickkontakt unterbrechen. Während dem Fressen beide (oder alle) Katzen mit etwas Thunfischsaft einreiben, damit sie sich nach dem Fressen sofort putzen. Putzen wirkt beruhigend und unbedrohlich, eine sich putzende Katze wird nicht angreifen. Wenn möglich, ebenfalls mit beiden Katzen spielen, am besten, wenn je ein Mensch eine Katze bespielen kann, damit kein Konflikt um die Ressource (also das Spielzeug) entsteht. Es macht nichts, wenn nur eine Katze spielt und die andere dabei zuschaut, denn auch diese Situation ist unbedrohlich und spannend. Das ersetzt aber das Einzelspiel mit der unterdrückten Katze nicht, mit ihr sollte unbedingt auch alleine gespielt werden!
- Jegliche Uebergriffe sollten unterbunden werden; entweder durch ruhiges Dazwischenstehen oder durch z.B. einen Einsatz der Wasserpistole, wobei es vermieden werden sollte, dabei die unterdrückte Katze damit zu erwischen. Immer ruhig bleiben dabei, jede menschliche Aufregung wird sich auf die sensiblen Katzen übertragen und die Situation verschärfen.
Generell braucht es viel Geduld, Verständnis und Liebe. Falls sich die Unsauberkeit trotz all diesen Massnahmen innert 2-3 Monaten nicht verbessert, sollte leider im Interesse der Katzen über eine permanente Trennung/Abgabe einer Katze nachgedacht werden. Das ist zwar der schlimmste Albtraum eines liebenden Katzenbesitzers, aber manchmal muss man aus Liebe zu seinem Tier handeln, auch wenn es einem das Herz bricht.