Beitragvon blauanina » 07.07.2006 19:03
Es gibt, glaube ich, keine schönere Beschreibung der Katze ansich! Mir läuft jedes mal ein Schauer über den Rücken, wenn ich dieses Gedicht lese!
Die Katze
I
In meinem Hirn, als sei's ihr Zimmer,
Geht eine Katze, sanft und fein
Und stark und reizend, aus und ein.
Ihr Murren ist ganz leise immer,
So zart gedämpft, so zärtlich weich!
Doch ob die Stimme mild, ob strenge,
Stets hat sie reiche, tiefe Klänge:
Ihr Rätsel und ihr Reiz zugleich.
Die Stimme, die so perlend nieder
Bis in mein tiefstes Innre dringt,
Die mich wie reicher Reim durchklingt,
Beschwingt wie Liebestrank die Glieder.
Sie lullt mich ein, wenn Leiden droht,
Läßt alle Flammen höher schlagen,
Und um den längsten Satz zu sagen,
Ist ihr kein einzig Wörtchen not.
Nein, keinem Bogen könnt gelingen
Auf meinem Herzen solcher Strich
Und daß auf ihm so königlich
Die allervollsten Saiten singen,
Wie deiner Stimme, wunderbar
Geschöpf, seraphisch, auserlesen,
In dem, wie in der Engel Wesen,
Harmonisch alles ist und klar!
II
Aus ihrem braun und blonden Felle
Steigt ein Geruch, so süß, daß ich
Selbst duftete, als nachts ich strich
Ein Mal nur! seine weiche Welle.
Sie ist des Ortes guter Geist.
Sie richtet, treibt und bringt ins gleiche
Die Dinge all in ihrem Reiche.
Ob man sie Fee, ob Göttin heißt?
Und wenn ich weg die Augen drehe
Von ihr, die so magnetisch bannt,
Und, unterwürfg hergewandt,
Mir selber in die Seele sehe,
Erblick ich staunend und erregt
Wie Feuer lebender Opale
Die fahlen Sterne, wie Fanale,
Die mich beschauen unentwegt.
IM ORIGINAL:
Le chat
I
Dans ma cervelle se promène,
Ainsi qu'en son appartement,
Un beau chat, fort, doux et charmant.
Quand il miaule, on l'entend à peine,
Tant son timbre est tendre et discret ;
Mais que sa voix s'apaise ou gronde,
Elle est toujours riche et profonde.
C'est là son charme et son secret.
Cette voix qui perle et qui filtre
Dans mon fond le plus ténébreux,
Me remplit comme un vers nombreux
Et me réjouit comme un philtre.
Elle endort les plus cruels maux
Et contient toutes les extases ;
Pour dire les plus longues phrases,
Elle n'a pas besoin de mots.
Non, il n'est pas d'archet qui morde
Sur mon cœur, parfait instrument,
Et fasse plus royalement
Chanter sa plus vibrante corde,
Que ta voix, chat mystérieux,
Chat séraphique, chat étrange,
En qui tout est, comme en un ange,
Aussi subtil qu'harmonieux !
II
De sa fourrure blonde et brune
Sort un parfum si doux, qu'un soir
J'en fus embaumé, pour l'avoir
Caressée une fois, rien qu'une.
C'est l'esprit familier du lieu ;
Il juge, il préside, il inspire
Toutes choses dans son empire ;
Peut-être est il fée, est-il dieu ?
Quand mes yeux, vers ce chat que j'aime
Tirés comme par un aimant,
Se retournent docilement
Et qu je regarde en moi-même,
Je vois avec étonnement
Le feu de ses prunelles pâles,
Clairs fanaux, vivantes opales,
Qui me contemplent fixement.
Charles Baudelaire
(1821-1867)
LG Tessa
Mimi (der übrigens doch ein Kater ist und nun Timmi heisst)
Zecke (in Memorandum)
In eo que vides, veritatem non in venies (oder so ähnlich....) frei Übersetzt: "In dem was du siehst, wirst du die Wahrheit nicht finden!"