Erlösen oder noch nicht?

Typische Katzen-Krankheitssymptome

Moderator: Moderator/in

Benutzeravatar
arni
Senior
Senior
Beiträge: 52
Registriert: 17.05.2006 00:52
Vorname: Dirk
Geschlecht: männlich

Erlösen oder noch nicht?

Beitragvon arni » 20.04.2022 11:13

Hallo nach langer Zeit,

nun ist es wieder soweit dass ich befürchte, dass uns eine Katze verlassen muss.

Unsere Nelly ist 11 Jahre alt, Freigänger und nach bestem Wissen und Gewissen gepflegt.

Nachdem sie über längere Zeit immer schlanker geworden ist, haben wir uns zuerst keine Gedanken gemacht.
Unser TA sagte, wir hätten "Retro-Katzen", also alles Katzen die so schlank sind wie es sich eigentlich gehört.

3 Tage vor Grün Donnerstag hatte sie plötzlich aufgehört zu fressen, so dass wir dann am Donnerstag zum TA sind. Sie bekam eine Spritze gegen übelkeit und gegen Schmerzen.

Zuhause angekommen, hat sie nach einer Stunde angefangen, alles an Fressen wieder aufzuholen. Das ging bis Dienstag so und nun, gleiches Spiel.
Sie frisst nicht und fängt an zu würgen, sobald man ihr etwas zu essen recht. Sie geht zum Napf und leckt sich übers Maul und sitzt nur davor.
Sie geht aber auf die Terrasse und legt sich in die Sonne und reckt sich.
Gerade hat sie sich in den Transportkorb gelegt.
Nach einem Telefonat mit dem TA haben wir einen Termin heute um 12:00 Uhr.
Ich habe das Gefühl, sie leidet an einer Niereninsuffizienz. Die Symptome erinnern mich sehr an meinen Kater vor 20 Jahren, der daran verstorben ist.

Ich bin hin und her gerissen, soll ich eine Blutabnahme machen lassen, was der TA vorschlug, oder sie gleich erlösen?
Ich weiß es nicht, mein Gefühl sagt mir, letzteres.

Gruß
Dirk


Benutzeravatar
hildchen
Moderatorin
Moderatorin
Beiträge: 17202
Registriert: 04.06.2006 16:43
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Krefeld
Kontaktdaten:

Re: Erlösen oder noch nicht?

Beitragvon hildchen » 20.04.2022 15:48

Lieber Dirk,
es tut mir leid, das erst jetzt zu lesen! Jetzt ist der TA-Besuch schon vorbei und ich hoffe, Deine Nelly ist noch bei Dir! Und ich hoffe, Du hattest nicht recht mit Deiner Laiendiagnose! Für mich hörte sich Deine Schilderung nach Zahnschmerzen an, jedenfalls wäre das auch eine Möglichkeit. So lange die Schmerzspritze wirkte, hat sie die nicht gespürt und sogar richtig guten Appetit gezeigt, das klingt nicht nach einer todkranken Katze! Und 11 Jahre sind doch kein Alter für eine Katze! Die Katze einer Freundin hat auch eine Niereninsuffizienz, sie wird mit Diätfutter und Medikamenten behandelt - und die alte Dame ist vor Kurzem 20 geworden!
Bitte teile uns mit, was heute beim TA passiert ist. Es wäre wunderbar, wenn Nelly ihr Leben noch ein paar Jahre genießen dürfte! Halt die Ohren steif!
Mein einziger Vorsatz für 2020: Ich will mir nicht mehr alles gefallen lassen!

Benutzeravatar
arni
Senior
Senior
Beiträge: 52
Registriert: 17.05.2006 00:52
Vorname: Dirk
Geschlecht: männlich

Re: Erlösen oder noch nicht?

Beitragvon arni » 20.04.2022 16:29

Hallo hildchen,

Danke für deine Anteilnahme.
Leider ist Nelly nicht mehr bei uns.
Wir kennen unsere Katze und es wäre nur eine Frage von Tagen gewesen, wo sie dann verstorben wäre. Das wollten wir ihr nicht zumuten.
Der ta hat den Kiefer und die Zähne heute nochmal angeschaut. War alles okay.
Wir kennen auch das Verhalten bei Zahnschmerzen bei Katzen. Unseren Freddy mussten Zähne gezogen werden und der körperliche Abbau ist dann viel langsamer. Der hatte auch abgenommen.

Nelly hat aber innerhalb von 10 Tagen massiv an Gewicht verloren. Das Fell war ganz struppig und wir kennen ihr verhalten, sie hat sich wirklich schlecht gefühlt.
Ich und auch der ta waren der Meinung, eine Suche der Ursache wäre nicht zumutbar für Nelly. Sie fing auch an sich zu verkriechen und ich hatte einen Kater mit Nierenschäden, waren die gleichen Symptome.

Mich tröstet, sie ist praktisch beim ta mit Köpfchen an meinem Arm, Hand auf ihrem Rücken und meiner Stimme eingeschlafen.

So schwer es ist, das mussten wir für sie tun.

Wir haben noch ihre Geschwister und andere die mit gelebt haben und um die kümmern wir uns in Gedenken an Nelly.

Herzlichst
Dirk

Benutzeravatar
hildchen
Moderatorin
Moderatorin
Beiträge: 17202
Registriert: 04.06.2006 16:43
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Krefeld
Kontaktdaten:

Re: Erlösen oder noch nicht?

Beitragvon hildchen » 21.04.2022 16:09

Lieber Dirk,
mein ganz herzliches Beileid! :cry: Ja, so wie Du es beschreibst, war das wirklich das Beste, was Du für Nelly tun konntest. Da hätte kein TA mehr etwas machen können. Nun hat sie keine Schmerzen mehr. Ich wünsche ihr einen guten Weg über die Regenbogenbrücke! Und Dir wünsche ich viel Kraft, es ist so verdammt schwer, ein geliebtes Tier zu verlieren! Aber sie durfte in Deinem Arm gehen, eine schöne Erinnerung für sie. Ich leide noch heute darunter, dass ich mein Herzenskätzchen Mariechen nicht auf ihrem letzten Weg begleiten durfte. Ein halbes Jahr vorher war meine Lilly nach langer Krankheit (lt. TA fehlte ihr nichts!) ganz friedlich neben mir in ihrem Lieblingskarton eingeschlafen. Du hast noch andere Katzen, die Dich trösten können. Ich habe es nicht lange ohne Katzen aushalten können. Nur 10 Tage nach Mariechens Abschied habe ich zwei 10jährige Geschwisterkatzen aufgenommen - seltsamerweise sind sie Ebenbilder von Lilly und Mariechen, sowohl vom Aussehen als auch vom Charakter...
Ich wünsche Dir alles Gute und trauere mit Dir.
Mein einziger Vorsatz für 2020: Ich will mir nicht mehr alles gefallen lassen!

Benutzeravatar
arni
Senior
Senior
Beiträge: 52
Registriert: 17.05.2006 00:52
Vorname: Dirk
Geschlecht: männlich

Re: Erlösen oder noch nicht?

Beitragvon arni » 22.04.2022 11:27

Hallo Hildchen,

vielen lieben Dank. Es hilf mir sehr,

Ich hab inzwischen in den letzten 25 Jahren 9 Katzen verloren. Einige wurden überfahren, trotzdem wir in einem kleinen Dorf wohnen, einige durch Krankheit, auch Nierenversagen, andere sind durch einen natürlichen Tod gegangen.

Auch bei Nelly wird es dann auch eine schöne Erinnerung bleiben, wie bei allen anderen. Ich weiß das natürlich und trotzdem ist es am Anfang ja so, gewisse Rituale sind einfach nicht mehr da und vieles erinnert an sie.
Aber wie Du ja sagtest, sie hat bei der Narkose meine Stimme gehört, ich habe sie gestreichelt und das gab ihr hoffentlich ein wenig das Gefühl der Sicherheit.
Zweifel, alles richtig gemacht zu haben, kommen unweigerlich, ich weiß nicht, Dir geht es sicherlich ebenso.

Warum konntest Du Deine Mariechen nicht begleiten? Was war passiert?

Mir ging es auch so, eine neue Katze hilft auch über den Schmerz hinweg, das ging mir so, als damals vor 12 Jahren unser Freddy zu uns kam.

Ca. 2 Jahre zuvor bekamen wir Toni, der dann überfahren wurde, ich hatte ihn nachts um 2:30 bei uns auf der Straße gefunden, tut noch immer weh.


Benutzeravatar
hildchen
Moderatorin
Moderatorin
Beiträge: 17202
Registriert: 04.06.2006 16:43
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Krefeld
Kontaktdaten:

Re: Erlösen oder noch nicht?

Beitragvon hildchen » 22.04.2022 21:46

Hallo Dirk,
ja, das war wirklich tragisch mit meinem geliebten Mariechen. Sie hatte ein malignes Melanom ("schwarzer Hautkrebs") an der Nase bekommen. In der Hoffnung auf Heilung hatte ich sie in einer 30 km entfernten Klinik für sehr teures Geld mit Laser operieren lassen. Wieder daheim hat sie fast nichts mehr gegessen und getrunken und lebte nur noch hinter dem Bett, wo sie dann auch hingemacht hat. Ich konnte sie noch streicheln, aber sie hat nur noch gejammert und wurde schnell schwächer. Eine Woche nach der OP habe ich sie dann mit Hilfe meines Bruders wieder in die Klinik gebracht. Er wohnt 50 km von mir entfernt und bis zur Klinik waren es noch mal 30 km, ich habe weder Auto noch Führerschein. Man wollte ihr dort eine Magensonde einsetzen, aber sie zunächst noch stabilisieren. Am nächsten Morgen rief man mich an - Mariechens Werte hatten sich über Nacht drastisch verschlechtert, sie hatte totales Organversagen und stand an der Schwelle des Todes. Man würde sie am liebsten sofort erlösen. Ich wollte nicht, dass sie sich noch länger quälen musste und wollte meinem Bruder auch nicht noch mal die lange Autofahrt zumuten, vielleicht hätten wir es nicht einmal rechtzeitig schaffen können. So gab ich sehr schweren Herzens der Klinik die Erlaubnis, sie schnell zu erlösen. Es tut mir heute noch weh, dass ich sie nicht begleiten konnte! Alles was ich von ihr noch bekommen konnte, war dann die Rechnung der Klinik... In meinem Herzen lebt sie noch heute.
Mein einziger Vorsatz für 2020: Ich will mir nicht mehr alles gefallen lassen!

Benutzeravatar
arni
Senior
Senior
Beiträge: 52
Registriert: 17.05.2006 00:52
Vorname: Dirk
Geschlecht: männlich

Re: Erlösen oder noch nicht?

Beitragvon arni » 23.04.2022 09:48

Hallo Hildchen,

das ist wirklich traurig und das tut schon sehr weh.
Aber ich glaube, das tröstet mich auch, Du hast alles in bester Absicht getan. Ich weiß, Du wirfst Dir vor, sie vielleicht im Stich gelassen zu haben. Hast du aber nicht und wenn sie könnte, würde sie es dir auch sagen. Ich vermute, sie hatte nicht nur Hautkrebs, sondern auch in den Organen.
Aber das ist IMMER das Problem, macht man es richtig oder falsch Wann kommt der Punkt wo man sie erlöst. Das ist auch eine Frage der Klinik, sie zumindest eine reelle Empfehlung geben sollte. Wurde sie geröntgt?

Aber wie immer es auch war, deine Ansichten waren die beste und ich hätte es auch so gemacht wie du.
Wo auch immer unsere Tiere jetzt sind, sie wissen um unsere besten Absichten für sie.
Mach dir also keine Vorwürfe.
Hinzu kommt, durch ihren Tod hast du anderen Katzen ein schönes Leben bereitet. Wer weiß was auf denen sonst geworden wäre.

Herzlichst
Dirk

Benutzeravatar
hildchen
Moderatorin
Moderatorin
Beiträge: 17202
Registriert: 04.06.2006 16:43
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Krefeld
Kontaktdaten:

Re: Erlösen oder noch nicht?

Beitragvon hildchen » 23.04.2022 18:35

Hallo Dirk,
Danke für Deine Worte! Sie musste nicht geröntgt werden, da die Blutwerte über Nacht ganz massiv schlecht geworden waren. Multiples Organversagen eben.
Und ja, wer weiß, was aus meinen "neuen" Katzen sonst geworden wäre! Wer nimmt schon 10jährige Seniorinnen? Was man ihnen übrigens fast gar nicht abnimmt - beide haben immer noch ihre "dollen 5 Minuten", flitzen und springen. Sie lebten in einem Haushalt mit einem autistischen Kind, das fast 3 Jahre lang Tag und Nacht schrie. So "wohnten" sie nur noch unter dem Bett. Die Vorbesitzer wollten nicht einmal Geld haben, Hauptsache, ihren Katzen ging es gut. Ich habe ihnen auch immer wieder Fotos geschickt.
Herzliche Grüße
hildchen
Mein einziger Vorsatz für 2020: Ich will mir nicht mehr alles gefallen lassen!



Zurück zu „Symptome“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 40 Gäste