Ganzjahresfütterung
In letzter Zeit ist die Debatte um die Vogelfütterung neu entbrannt,
weil einige namhafte Forscher, darunter Professor Peter Berthold,
der ehemalige Direktor der Vogelwarte Radolfzell, und seine Frau
Gabriele Mohr eine ganzjährige Vogelfütterung empfehlen. Sie beziehen
sich auf Forschungsergebnisse aus Nachbarländern wie Großbritannien,
aus denen hervorgeht, dass eine ganzjährige Vogelfütterung den Tieren
nur nutzt und nicht schadet, sofern sie artgerecht erfolgt.
In Deutschland laufen zurzeit Versuche, die diesen Sachverhalt
klären sollen und an denen neben Ornithologen auch Tiermediziner
beteiligt sind. Foto: Spatzenfütterung,
Die von den Befürwortern der Ganzjahresfütterung herangezogenen
Argumente sind in sich schlüssig, obgleich sie sicherlich nicht
für alle Regionen Deutschlands gleichermaßen zutreffend sind.
So ist beispielsweise die Rede davon, dass das natürliche
Nahrungsangebot für die Wildvögel durch das Eingreifen des
Menschen immer geringer geworden ist. In Ballungszentren ist
dies ohne jeden Zweifel der Fall, weil dort Sträucher, Hecken
und kleine Wälder in großem Stil vernichtet wurden, um weitere
Flächen bebauen zu können. Hinzu kommt, dass in den meisten
Gärten die natürliche Flora vom Menschen durch exotische
Zierpflanzen wersetzt wurde. Einheimische Wildblumen und
-kräuter, die Vögel ernähren könnten, werden als Unkraut
bezeichnet und akribisch aus dem "perfekten" Rasen und
dem bunten Blumenbeet entfernt.
Darüber hinaus hat die Änderung der Gewohnheiten in Bezug
auf die landwirtschaftliche Nutzung großer Flächen eine
ganze Reihe von Nahrungsquellen der Vögel vernichtet.
Wo früher etwa an Feldrändern Platz für Wildpflanzen wie
Disteln und dergleichen war, gedeiht heute kaum noch
ein solches Gewächs, weil Herbizide zum Einsatz kommen,
um die Monokulturen nicht zu "gefährden", indem andere
Pflanzen zwischen dem wuchern, was der Mensch angepflanzt
hat.
In ländlichen Regionen hingegen ist die Natur oft noch
intakt und die Vögel finden dort viel Nahrung, und das
während des gesamten Jahres. Foto rechts: Erlenzeisige
am Futterplatz,
In jenen Gebieten, in denen die Nahrung knapp ist,
finden die Vögel sogar in der warmen Jahreszeit weniger
Futter, als es einst der Fall war, sagen die Befürworter
der Ganzjahresfütterung. Um in diesen Arealen einem
größeren Vogelbestand ein Auskommen zu sichern, solle
nicht nur im Winter, sondern auch im Frühling, Sommer
und Herbst Futter gereicht werden - allerdings unbedingt
artgerechte Nahrung, die auf die jeweiligen jahreszeitlichen
Gegebenheiten zugeschnitten ist. So sollten vor allem
während der Brutperiode hochwertige Insektenfuttermittel
gereicht werden, damit den Jungtieren kein Schaden entsteht.
Quelle und weitere Informationen:
http://www.wildvogelhilfe.org/winterfuetterung/ganzjahresfuetterung.html
und
http://www.sielmann-stiftung.de
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Der NABU hingegen lehnt eine Ganzjahresfütterung wildlebender Vögel ab:
http://www.nabu.de/m05/m05_03/06331.html