Frühwarnwerte bei Herzerkrankungen

Herzinsuffizienz, Herzinfakt, Herzklappen, Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM)

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Felinae
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Frühwarnwerte bei Herzerkrankungen

Beitragvon Felinae » 02.01.2018 19:21

Ich hoffe ich hab' es nicht schon mal geschrieben.

Unsere Grössen sind dieses Jahr 7 Jahre alt geworden und deshalb haben wir uns entschlossen einen richtig grossen Check up bei ihnen machen zu lassen, einfach um auch einmal Ausgangswerte zu haben, den von ihnen hätten wir bis dato nie ein Blutbild machen lassen (müssen)

Da bei Bengalen HCM besonders häufig ist, haben wir zunächst überlegt sie auch Schallen zu lassen, aber das macht unsere Haustierärztin nicht und sie deshalb extra zum Kaiserberg Klinikum zu bringen... es bedeutet ja auch immer Stress für die Süssen, also haben wir uns zu etwas anderem entschieden.

Was viele nicht wissen es gibt einen Blutwert den man extra bestimmen lassen muss, der Auskunft über die Pumpleistung des Herzens gibt. Er heißt NT-proBNP.

Ist dieser Wert unter 50 hat Katzi ein pumerl gesundes Herzchen.

Was soll ich sagen, heilfroh und ein bischen Stolz darf ich verkünden alle 4 hatten Werte unter 20 . :s1969:

Wie dem auch sei, gerade wenn ein Herzschall nicht in direkter Reichweite ist, kann dieser NT-proBNP Test einem sagen ob eine weiter gehende Diagnostik überhaupt Sinn macht.


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sabina
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Re: Frühwarnwerte bei Herzerkrankungen

Beitragvon sabina » 02.01.2018 20:32

sehr interessant!
das wusste ich wirklich noch nicht.
ich hatte 2 schwer herzkranke katzis. mein cosmo und morpheus am schluss.
cosmo war tragisch, denn er war noch jung. symptomatisch litt er unter der sog. stauungsgastritis, die bei schweren herzerkrankungen auftreten kann und leider meist nicht als solche erkannt/diagnostiziert wird. ich rannte von einem ta zum anderen und erntete nur schulterzucken bzgl. der ursache der schweren übelkeit.
bei morpheus erkannte ich nur seine plötzliche bauchatmung und ging sofort in den notfall.
leider bleiben herzerkrankungen oft sehr lange unentdeckt, bis es schon sehr spät ist :(
Liebe Grüsse Sabina mit Morpheus und Aragon
und Cosmo und Victoria immer im Herzen

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Felinae
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Re: Frühwarnwerte bei Herzerkrankungen

Beitragvon Felinae » 02.01.2018 21:11

Danke für's lesen Sabina, der medizinische Bereich ist ja eher trocken und meist nur für Betroffene interessant.

Die Krankengechichte Deiner Süssen ist so traurig und leider auch nicht so selten. Die wenigsten Tierärzte können wirklich gut Herzen auskultieren (ist wegen der hohen Herzfrequenz auch nicht so leicht) und aus nicht ganz spezifischen Symptomen die richtigen Schlüsse zu ziehen ist leider auch oft nicht der Fall.

Herzerkrankungen bei Katzen sind ja leider relativ häufig.
Die verfluchte HCM als Spitzenreiter, gefolgt von diversen Herzklappenfehlern.

Als Sirischatz als Kitten nach extremen Spiel Maulatmung zeigte, wusten wir direkt, da ist irgend etwas Herztechnisch nicht OK und haben gar nicht erst einen Bluttest gemacht sondern ihn direkt schallen lassen. Der Test sagt ja nicht was für ein Herzproblem vorliegt, sondern nur das ein Problem.vorliegt oder eben nicht.

Da unsere aber so gar keine Auffälligkeiten zeigen (bei Sirischatz war es damals auch "nur" eine Unreife der Grössen Gefäße die sich ausgewachsen hat) war der Test bei uns genau der richtige "Marker".

HCM ist ein schleichender Prozess und ganz früh entdeckt und dann direkt medikamentös angegangen kann es das Leben auch junger Katzen deutlich verlängern.

Genau für so ein Screning eignet sich dieser Blutwert.

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Re: Frühwarnwerte bei Herzerkrankungen

Beitragvon Khitomer » 03.01.2018 11:19

Hallo Felinae, schön, dass du wieder da bist!

Das ist äusserst spannend, mit diesem neuen Test. Wie wurde das bei euch denn getestet? Eingeschickt oder mit einem Schnelltest?) Hab gesehen, dass es einen Schnelltest gibt, aber noch nicht mehr darüber gelesen, wie verlässlich der ist.) Und was kostet so ein Test? Werd da auf jeden Fall mal etwas Literatur auslesen und meinem TA schicken - die sind da zum Glück imer sehr aufgeschlossen und schauens sich an, wennn ich mit was neuem komme.

Und weisst du, wie der Test bei Katzen mit behandelter Herzerkrankung ausfällt?

Auf jeden fall, vielen Dank für die Info!
Liebe Grüsse, Khito
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Re: Frühwarnwerte bei Herzerkrankungen

Beitragvon Khitomer » 03.01.2018 12:02

Hab grad forlgenden Artikel gefunden:
https://www.hairlesshearts.org/images/d ... ment_1.pdf

Da kommen sie zum Schluss, dass das NT-proBNP-screening nur schwere Fälle von HCM anzeigt aber nicht moderates oder beginnende HCM. Als HCM screening also nicht wirklich geeignet.
Liebe Grüsse, Khito
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Re: Frühwarnwerte bei Herzerkrankungen

Beitragvon Felinae » 03.01.2018 17:53

Erst mal Dankeschön Kitho, für den Willkommensgruss und die vor allem für Dein Interesse an diesem Bluttest.

Es ist ja ein hölle-trockenes Thema und ich bin überrascht das es überhaupt jemand liest.

Alle Deine Fragen kann ich Dir leider nicht beantworten.
Wir haben den Test im Rahmen einer wirklich sehr, sehr umfassenden Blutuntersuchung machen lassen, die von Labroklin ausgewertet würde.

Was der Wert gekostet hat, weiss ich nicht, weil er nur Teil einer ganzen Reihe von Spezialuntersuchungen war, die wir haben machen lassen. Ich kann aber gerne nochmal nachfragen.

Nach meinem Verständnis dürfte der Wert bei einer behandelten Katze nach Behandlungsbeginn fallen, weil er ja in erster Linie die Stressreaktion der überforderten Muskulatur des Herzens widerspiegelt und unter einer suffizienten Behandlung sollte dieses Stresslevel ja fallen.

Was die Beurteilung des Test's angeht... das ist warscheinlich wie mit so vielen Studien, Meinungen und Dingen in der Medizin so, dass es da halt andere Sichtweisen zu gibt.

Die Uni Münschen ist durchaus überzeugt von der Screening Möglichkeit von Pro PNP. Schau' das ist der Artikel dazu.
http://www.tierkardiologie.lmu.de/stude ... tract.html

Auch ein Herzschall ist ja leider nicht "sicher" . Wie oft haben Ärzte schon Werte da falsch positiv oder negativ interpretiert.

Es ist echt schwirig, bei einen klinisch völlig gesundem Tier überhaupt festzulegen, was lass ich untersuchen und was bringt mehr Stress als Nutzen und natürlich ist sowas auch immer eine Kostenfrage, wobei letzteres bei uns eindeutig kein Entscheidungskriterium war.

Auch der SDMA Wert, den wir haben machen lassen ist heiß diskutiert und hoch umstritten als Frühwarnwert für Nierenerkrankungen. Das wusten wir vorab. Doch wir haben ja nicht nur einen Wert bestimmen lassen.

Die Gesamtheit aller Blutwerte plus körperlichen und akustischen Untersuchungsergebnissen, kann denke ich schon eine klare gesundheitliche Aussage bieten.

Ich bin kein Tierarzt, da Pro BNP aber auch in der Humanmedizin zur Leistungsbeurteilung des Herzens gemessen werden kann, verspreche ich persönlich mir schon soviel Aussagekraft von ihm das ich bei einem Höchstwert von 21 und einem Niedrigswert von 3 bei einem meiner vier zur Zeit recht sicher sein kann, dass keine klinisch manifeste HCM vorliegt.

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Re: Frühwarnwerte bei Herzerkrankungen

Beitragvon Räubertochter » 10.01.2018 19:06

Und auch hier noch ein bisschen Input:

http://v17.laboklin.de/labogen/pdf/tier ... e_coon.pdf

Der immer noch umstrittene HCM Gentest, umstritten deshalb weil es eine möglichkeit für bestimmte Züchter darstellen sollte auf Gen-Mutationen zu testen. Mittlerweile werden jedes Jahr neue Mutattionen gefunden und damit stellt sich die Frage, wie aussagekräftig eine solche Blutuntersuchung ist.

Die LMU München gibt dazu folgendes Statment ( bezogen auf GEN Mutation HCM bei Main Coon)
Die Medizinische Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München führte genau zu dieser unter Züchtern viel diskutierten Frage eine Studie durch, deren Ergebnis im Februar 2008 auf einem Fachkongress für Tiermediziner präsentiert wurde.

Das Ergebnis dieser Studie war, dass nachweislich (im Herzultraschall) positiv getestete Tiere genauso häufig positiv im Gentest getestet wurden, wie Maine Coons, welche nicht an HCM erkrankten. Inzwischen kommt jedes Jahr ein neuer HCM-Gentest auf den Markt, mit dem wieder eine weitere Mutation getestet werden kann.


Die Studie
Für alle die es interessiert, möchten wir nachfolgendes Ergebnis der Studie hier einmal abdrucken:
Genetische Assoziation der A31P- und A74T-Polymorphismen mit der felinen hypertrophen Kardiomyopathie bei der Maine Coon
C. Schinner, K. Weber, K. Hartmann, G. Wess, Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München

Einleitung: Die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist die häufigste feline Herzerkrankung mit autosomal dominantem Erbgang und variierender Penetranz. Die A31P- und A74T-Polymorphismen (SNPs) im kardialen Myosin binding protein C3-Gen (MYBPC3) werden derzeit als kausale Mutationen bei Maine Coon-Katzen angesehen.

In der Praxis weichen Ultraschalldiagnosen häufig vom Genotyp ab. Von züchterischer sowie tierärztlicher Seite ist unklar, wie mit herzgesunden Genotyp positiven Katzen verfahren werden soll. Ziel der Studie waren deshalb die Evaluierung der klinischen Assoziation beider SNPs sowie die Beurteilung der klinischen Validität bereits vermarkteter Gentests.

Material und Methoden: 83 Maine Coon-Katzen und 68 Katzen unterschiedlicher Rassen gingen in die Studie ein. Weibliche Tiere mussten älter als 36 Monate, männliche älter als 24 Monate sein. Der Phänotyp „herzgesund“ oder „HCM“ musste eindeutig zuzuordnen sein. Die Phänotypisierung erfolgte mittels Herzultraschall, die Genotypisierung mittels Taqman® Genotyping Assays.

Ergebnisse: 21,13% der herzgesunden Tiere waren im Gentest positiv für den A31P- und 32,84% für den A74T-SNP. 75% der HCM-Gruppe trugen das gesunde Allel bezüglich des A31P- und 50% bezüglich des A74T-SNPs. Die Allelfrequenzen unterschieden sich zwischen den Phänotypgruppen nicht signifikant. Anhand der vorliegenden Studienpopulation bestand kein Hinweis, dass bereits vermarktete Gentests einen prädiktiven Wert besitzen. Eine computergestützte Proteinanalyse ordnete die Auswirkung der SNPs auf das Protein als benigne ein. Der A31PPolymorphismus ist spezifisch für Maine Coons, während der A74T-Polymorphismus auch bei anderen Katzenrassen vorkommt.

Schlussfolgerungen: Mit der untersuchten Patientenzahl wurde keine Assoziation zwischen der HCM und den untersuchten Polymorphismen gefunden. Der Goldstandard für die Zuchtauslese besteht weiterhin in der jährlichen echokardiographischen Untersuchung.
(Quelle:http://www.novascotias-mainecoons.de/infos/gesundheit/hcm-gentests/

Wer sich weiter informieren möchte: Interessensgemeinschaft Herzgesunde Katze oder eben Seite der LMU München
http://ig-hgk.de/html/hcm-experten.html
http://www.tierkardiologie.lmu.de/pta/h ... athie.html
Bild
Unvergessen meine Sternchen Raffi-Ronja-Trudi & Pauli



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