So, nun hat es mich bei einem Einsatz "erwischt"... Ich weiß nun aus eigener Erfahrung, das ein Katzenbiss
verdammt weh tut
Und ich drängte nun unsere Leiterin, das wir auch in unseren privaten PKW ein Minimum an Fanggeräten brauchen.
Passiert ist das Ganze schon vor Zwei Wochen, während ich noch Urlaub hatte:
Anruf von unserer Leiterin bei uns daheim, ob wir Zeit hätten, einen Einsatz zu fahren, (Klar, wir hatten Urlaub) da sie noch mit einem anderen Fall beschäftigt war.
Notruf einer Anruferin: vermutlich angefahrene Katze liegt auf Betriebsgelände schon seit gestern Nachmittag in der Böschung und würde noch leben.
Da stieg mein Blutdruck umgehend an, vor allem fragte ich mich, wieso erst nach fast 24h reagiert wird. Jedenfalls rein in die Einsatzklamotten, Koffer und Transportbox geschnappt und losgefahren. In Gedanken spielt man schon mehrere Szenarien durch, was man vorfindet und wie man reagieren sollte.
Rund 20 Minuten später waren wir auf dem besagten Betriebsgelände und die Anruferin empfing uns schon und lotste uns zu dem Tier.
Zur Entlastung der Anruferin muss ich sagen, das sie von der Katze erst von ihren Kollegen erfuhr und diese sie schon einen Tag zuvor sahen. Nachdem sie selber nachsah, rief sie sofort bei uns an.
An der besagten Böschung angekommen bereiteten wir uns auf das Schlimmste vor. Allerdings war die Katze entgegen der Befürchtung (und trotzt ihrer offensichtlich schweren Verletzung) relativ Topfit. Als wir uns über die Böschung näherten, flüchtete sie verzweifelt nur mit ihren Vorderpfoten. Die Hinterbeine konnte sie aufgrund des Beckenbruchs (so die Diagnose später beim TA) nicht mehr nutzen.
Nun standen wir vor einem Dilemma: Unser voll ausgerüsteter Einsatzwagen mit dem nötigen Equipment zum Einfangen war noch auf der Anfahrt und noch mind. eine dreiviertel Stunde entfernt, aber die Katze flüchtete weiter in Richtung Gebüsche und Hecken und wenn sie es dorthin geschafft hätte, hätten wir ihr nicht mehr helfen können.
Also warf ich zuerst den Rucksack weg, damit ich auf dem steilen Gelände schneller war. Welches Tempo selbst schwerverletzte Tiere erreichen, ist beachtlich. Kurz vor einer Mauer erreichte ich sie endlich, leider war sie schon zur Hälfte unter dem Mauervorsprung verschwunden. So bekam ich sie nicht mehr im Nacken zu packen sondern nur noch am Hinterteil; was ihr garnicht gefiel
Sie biss kurz in der Hoffnung zu, das ich sie wohl loslassen würde. Nachdem ich sie langsam rauszog, biss sie erneut zu - und diesmal lies sie mich auch nicht mehr los.
Das tat sie erst, nachdem ich sie mit meiner Rechten Hand endlich im Genick packen konnte.
Meine Frau kam ein paar Sekunden später mit der Box an und wir konnten sie reinpacken. Mit dem um sich fauchenden Knäul in der Box und einem stark blutenden Zeigefinger kroch ich die Böschung wieder hoch. Danach gabs ersteinmal eine Wundversorgung von meiner linken Hand und ein Telefonat mit meiner Leiterin^^
Nachdem unsere Leiterin eingetroffen war und sie mir die Wunde nochmals spülte und Medis gab, ging es ab zum TA. Dort stellte sich heraus, das es ein junger, rot weißer Kater war, geschätzt 6 bis 8 Monate alt.
Die Diagnose Beckenbruch bestätigte sich und GsD waren keine anderen Organe verletzt, so das er diesen Unfall überstehen wird.
Vermutlich ist es ein Bauernhofkater, der an der nahe gelegenen, vierspurigen Bundesstraße den Unfall hatte und sich den halben Kilometer bis auf das Firmengelände schleppte.
Er war weder tätowiert noch gechippt.
Das Schöne ist, das die Anruferin beim Tierheim (dort kam er nach der Notfallbehandlung hin) gleich sagte, das sie ihn adoptieren möchte, wenn sich keine Besitzer melden
Am nächsten Tag war ich bei meinem Hausarzt, der meinen Finger untersuchte, mir eine Tetanusspritze verpasste, Medis und Wundsalbe verschrieb und mein angeknackstes Ego wieder aufpolierte
Jedenfalls habe ich zwei Dinge gelernt:
1. Auch schwer verletzte Tiere können verdammt flink sein.
2. Auch wenn es martialisch aussieht, werde ich Katzen nur noch mit einem Kescher einfangen^^ So ein Biss tut wirklich weh.
Am selben Abend sah ich mir einmal die Reißzähne von meinen Opis an und verglich deren Größe mit dem des kleinen Unfallkaters. Und da bin ich Heilfroh, das er ein junger Kater mit winzigen Zähnen war
Jetzt nach zwei Wochen bekomme ich wieder langsam Gefühl im Finger und die Taubheit lässt nach.
Aber mit Blessuren muss man in dem Job rechnen, das bekamen unsere anderen Teammitglieder auch schon zu spüren
Unsere Leiterin ist vor Vier Wochen einer angefahrenen Katze in eine Dornenhecke hinterher gesprungen um sie zu bergen. Die Besitzerin und die anwesenden Polizisten trauten sich nicht ran ^^
Ich meinte am Wochenende nur sarkastisch, wir können uns ja für jede Tierart so kleine Spangen (wie die vom Militär) basteln und an die Jacke heften, wenn wir Kampfspuren davontragen