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Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 21.11.2011 19:29
von crazygerman
Manchmal frag' ich mich, ob ich nicht egoistisch bin. Ich geb' meinem Peewee all die Medizin damit sein Herz weiterschlaegt, damit sich seine Lunge nicht mit Wasser fuellt. Aber will er das wirklich? Wir haben in unseren 17 Jahren zusammen viel durchgemacht und er hat sehr viel nur fuer mich gemacht. Das ist nicht nur Einbildung. Er und ich haben wirklich ein spezielle Verhaeltnis, dass vorher und bis jetzt mit keinem anderen Tier gehabt hab. So viele Male, wo er nicht wollte und ich gesagt hab', komm machs fuer mich und er machte es. So viele Male, dass er und ich ein Team waren, er mir gezeigt hat wo's lang geht. Nur jetzt hab' ich Angst, dass ich vielleicht seine Zeichen nicht sehe (oder sehen moechte) und er nur fuer mich weiter macht. Es ist so einfach zu sehen, wann ein Tier gehen moechte, wenn's nicht das eigene ist und ich hab' viel Erfahrung damit gemacht (allein schon durch mein Frettchen-Tierheim), aber mit Peewee ist alles so anders. Ich weiss, da kann mir eigentlich keiner Helfen. Ich glaub' ich moechte das einfach mal ausgesprochen haben. Alles was ich moechte ist, dass mein Peewee ein gutes Leben hat und nicht "gezwungen" wird weiterzuleben.
Danke fuers zuhoeren.

Sabine

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 21.11.2011 19:51
von Katzelotte
Hallo Sabine,

es tut gut, wenn man sich mal ausspricht. :s1958:
Schreib weiter, Du bist nicht alleine.

Tja, wer weiss schon, wann die Zeit gekommen ist?

Du wirst die Zeichen sehen und dann handeln, weil Du ihn liebst.
Peewee würde nie nur für Dich weitermachen. Mach Dir da keine Sorgen.

Ich kenne diese Situationen, habe sie schon mehrfach erlebt. Auch ich habe mich immer gefragt, wann ist es soweit, überschreite ich die Zeit, bin ich
egoistisch und und und..... Und nachher habe ich mich gefragt: Hab ich zu lange gewartet, habe ich zu schnell gehandelt, war ich egoistisch und und und....

Glaube mir, Du wirst es merken. Die Zeichen sind nicht zu verkennen. Du wirst es in Peewee's Verhalten sehen und am meisten wirst Du es in seinen
Augen lesen können.
Du schreibst, dass ihr so ein Team seid. Gerade dann wirst Du es spüren, wenn er nicht mehr kann und will.

Wichtig ist, dass Peewee keine Schmerzen hat.

Ich persönlich finde es auch wichtig, dass meine Fellis noch ein kätzisches Leben führen können. Ich muss spüren, dass für sie noch das Leben lebenswert ist.

Genieße die Zeit mit Peewee und seid weiterhin ein gutes Team, so lange es Euch vergönnt ist. :s1957:

Du wirst hier immer ein offenes Ohr für Deine Geschichte haben, denn ich glaube, hier ist kaum einer, der diese Situation noch nicht erlebt habt.

Fühl Dich tröstend gedrückt. :s1958:

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 21.11.2011 19:58
von Scrat
Hallo Sabine,

schliesse mich Claudia an.
Solange er deine/eure Nähe sucht, frisst und trinkt, das Kistchen benutzt und Interesse zeigt, was um ihn geschieht, brauchst du dir keine Sorgen machen.

Auch ich drücke dich mal.

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 21.11.2011 20:01
von Venezia
ach Sabine......ich verstehe Dich zu gut.....ich weiß wie Du fühlst.....was Du meinst.....*dichmaldrück*
Mir ging es ähnlich......mit Micky..... :(

Ich fragte mich auch oft.....will er überhaupt noch...?
Er bekam auch lange Zeit seinen Medikamentenchocktail.... :? , ohne ihn wäre Micky sicherlich schon 1,5 Jahre früher von uns gegangen...

Man ist da irgendwie "blind" für Zeichen......man liebt seine Süßen ja so sehr... :( , will nur das beste für sie....
Es ist nicht einfach .....

Aber Du zwingst Peewee ja zu nichts.....
und wenn Du das Gefühl hast es geht ihm gut so....dann ist es auch so.

Wenn es einmal nicht mehr so sein sollte wird er es Dir zeigen,
dann wirst Du es ganz bestimmt spüren.
Grade weil Ihr so ein besonderes Verhältnis habt......

Ich finds schön das Du Dir solche Gedanken machst......*drück*
Peewee kann stolz auf Dich sein!

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 21.11.2011 20:46
von sabina
ich kenne diese gedanken ebenfalls sehr gut, leider :(
ich glaube, ausschlaggebend ist immer die lebensqualität. keine schmerzen ist sicher das erste und mein ta hat mir immer versichert, dass cosmo, so schwer herzkrank wie er war, trotzdem keine schmerzen habe.
das interesse an der umwelt, sich mal die sonne gemütlich auf den pelz brennen lassen, gemütlich fressen (auch wenn halt wenig), sich nicht verkriechen, das alles sind anzeichen von lebensfreude und auch lebensqualität. und so, wie du schreibst, hat peewee das auch :wink:
das mit dieser innigen verbundenheit und das tun für den menschen, das hatte ich mit cosmo auch. das eindrücklichste beispiel war wohl dieser tag, als ich beim medikamenteneingeben einfach in tränen ausbrach. cosmo wehrte sich immer so , denn er hatte schon wasser auf der lunge und die atemnot brachte ihn dazu, sich heftigst zu wehren gegen die medieingabe. ich war einfach fertig und heulte. und cosmo hat mich gross angesehen, wurde ganz ruhig und hat sich genau ab diesem tag nie mehr gewehrt gegen die medis. das hat er für mich getan, das weiss ich. und genau dazu kannst du ein tier nie zwingen :wink: das tut es aus liebe und ganz freiwillig und wir können dieses grosse geschenk einfach annehmen und so dankbar dafür sein.
mein ta hat immer gesagt, cosmo habe keine schmerzen und das schönste wäre wohl, wenn er einfach alleine gehen würde, einfach einschliefe. und genau das ist schlussendlich auch passiert, obwohl es doch unerwartet kam, denn es ging ihm viel besser dank einer umstellung der medikamente. cosmo hat sich den einzigartigen moment ausgesucht, als ich einmal für 2 stunden nicht zuhause war, was eigentlich nie der fall war, da ich ihn nicht alleine lassen konnte aus angst. er ist heimlich und leise gegangen, vielleicht auch, weil er "wusste", dass ich alles menschenmögliche noch getan hätte, um ihn zu retten, wenn ich zuhause gewesen wäre.
solange peewee also nicht leidet, kein wasser auf der lunge hat, das ihm das atmen erschwert, und freude an seinem leben zeigt, denke ich, dass du es deinem schatz überlassen kannst, wann er seine reise anzutreten "will".
ich drück dich mal

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 21.11.2011 20:48
von Regina
Hallo Sabine,

ich denke, Du wirst es im gegebenen Moment merken......Es wird sich nicht mehr verleugnen lassen, wenn er nicht mehr kann!

So ist es zumindest mir immer ergangen.

Liebe Grüsse,
Regina

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 21.11.2011 23:43
von LaLotte
Die Gedanken, die du dir machst und hier niederschreibst, zeigen eigentlich ganz deutlich, dass du keinesfalls das Zeichen übersehen wirst, wenn Peewee es dir gibt. Ihr seid euch so nahe, das wirst du spüren, wenn er dir mitteilt "Ich habe fast alles für dich getan, und zwar gerne, aber jetzt möchte ich lieber gehen."

Genießt die Zeit, die euch bleibt, wie lange die auch immer ist. Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben. Du wirst deinen Peewee nicht quälen.

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 22.11.2011 06:30
von crazygerman
Boa, danke fuer Eure troestenden Worte. Im Moment ist wirklich eine schwere Zeit fuer mich und es tut echt gut das hier Menschen sind die mich in der Beziehung verstehen. Es lastet im Moment viel auf meinen Schultern und ich hab' wirklich Angst, dass ich nicht "richtig" fuer ihn da bin. Aber Ihr habt ja Recht, wenn die Zeit kommt, dann ist sie da. Es ist nur schwer, wenn man die Zeit selber bestimmen muss. Zum Beispiel war da mein Jelly Belly (Frettchen). Eines Tages hat er einen Schlaganfall gehabt und er wurde nicht wieder richtig gesund. Ich hab' zwei Tage gewartet um zu sehen, ob er nochmal besser wird. Wurde er aber nicht, da hab ich mich entschlossen ihn zu erloesen. Die TAin hat ihn erst narkotisiert und dann die Erloesungsspritze gegeben. Als er die bekommen hat, hat er sich aufgebaeumt und furchtbar laut geschrien. Ich hab viele Frettchen gehabt und viele schreien hoern, aber dies ging mir echt durch Mark und Bein und verfolgt mich noch heute. So einen Schrei hab ich noch nie von einem Frettchen gehoert. Ich weiss, dass er mental noch nicht bereit war zu gehen, aber er hat sich geqaeualt und hatte kein "Frettchenleben" mehr. Dies war echt eine meiner schlimmsten Entscheidungen und ich glaub' das hat mich ein bisschen verunsichert.
Puh, nun ist das auch mal raus.
Danke wieder fuer's zuhoern.

Sabine

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 22.11.2011 08:42
von teufelchentf
Ich für meinen Teil hoffe auch immer das ich die Entscheidung niemals treffen muss.
Aber es steht auch fest das ich diese treffen würde, zusammen mit dem TA meines verstrauens, denn das bin ich meinen Tieren schuldig.
Allerdings darf man nicht vergessen das man auch bei Menschen "Lebensverlängernde Maßnahmen" durchführt, sprich Medikamente gibt.
Medikamente können wenn sie wirken dafür sorgen, das ein Tier trotz Krankheit, noch viele schöne Monate oder gar Jahre hat und das wollte ich
niemals missen und daher würde ich immer erst alles versuchen was eben möglich ist.
Ich habe 2 Kranke Tiere und beide bekommen Medikamente und ich hab mir nie die Frage gestellt ob das richtig ist und ob die Tiere das
wollen sondern gesehen das es meinen Tieren nach einer gewissen Zeit durch die Medikamente wieder gut ging.
Es lohnt sich immer zu kämpfen und Hoffnung zu haben!
Natürlich gibt es auch die berühmten Ausnahmen, wo ein Tier dann evtl. so krank ist, das es für das Tier nur Quälerei wäre.
Aber ich denke das würde man fühlen und der TA würde einem das auch sagen.

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 22.11.2011 10:15
von Mozart
Liebe Sabine,
alles was Du schreibst, alles was man zwischen den Zeilen liest - Du wirst genau spüren und wissen, wann die richtige Zeit ist.
Ich drücke Dich :s2431:

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 22.11.2011 10:47
von Olaf2001
Ich habe diese Art Gedanken schon so oft gehabt... Ich hab gemeinsam mit meinem Plüsch über Jahre hinweg gekämpft. Ebenso wie du hatte ich mit ihr eine ganz besondere Art von Verhältnis, wir hatten regelrecht eine eigene Sprache entwickelt, mit der wir uns wunderbar unterhalten konnten.
Als sie letztes Jahr wieder eine "Krise" hatte (so nannten wir die Verstopfungsvorfälle), habe ich sie eindrücklich gefragt, auf unsere besondere, spezielle Art, ob wir nochmal den Kampf aufnehmen wollen. Ob wir noch einmal losmarschieren, den Darm ausräumen lassen, Antibiotika spritzen lassen, jeden zweiten Tag zum TA fahren wollen. Mein Plüsch hat sich einfach auf meinen Chefsessel gelümmelt und ist völlig entspannt eingepennt. Ein deutlicheres "Ja" gibt es nicht :lol:

Das gleiche Spiel haben wir gespielt bei ihrer letzten Krise. Auch da habe ich sie eindrücklich gefragt, ob sie das noch möchte. Auf ein neues Kämpfen, machen und tun. Oder soll ich ein Ende machen, Schluß mit dem ganzen Mist, dem Streß, der unangenehmen Medizinschluckerei. Ich hab ihr auch gesagt, das ich das ganz und gar nicht nicht gern machen würde - aber ich würds tun für sie. Ein Ende machen.

Ich mach da keinen Scherz, aber mein Plüsch hat gezögert mit der Antwort. Und sich dann doch fürs Kämpfen entschieden.

Jetzt, wo mein Plüsch diesen letzten Kampf nicht überstanden hat, frage ich mich auch immer wieder sehr intensiv, ob ich die Zeichen vielleicht übersehen habe. Trotz der 16 Jahre, die wir zusammen waren, nicht verstanden habe. Und jedesmal aufs neue erinnere ich mich dann an den regelrecht sichtbaren Ruck, der durch mein Plüsch ging, als sie sich entschied.

Glaub mir, wenn dein Pelztier keinen Bock mehr hat, wirst du es wissen. Es sehen. Es verstehen.

Re: Wann ist die richtige Zeit?

Verfasst: 22.11.2011 11:58
von Mozart
Hallo Olaf,
ich kenne das mit der Frage hat man Zeichen übersehen. Aber weißt Du, auch wir sind nur Menschen. Und gerade wenn ein Tier verstorben ist, grübelt man
immer. Ich habe es auch getan. Aber mein Mann und unser Tierarzt haben mich dann auf den Boden der Realität zurückgeholt. Wie Du schreibst: man merkt es,
wenn die Samtpfote gehen will. Und das übersieht man nicht bzw. sollte es nicht übersehen. Lieben heißt auch loslassen, und das schmerzt ungemein. :(