Felipolis

Ob dramatisch, trivial, spannend oder emotional: Erzählungen von und mit Katzen
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Felipolis

Beitragvon SONJA » 06.09.2011 11:12

Felipolis
Ein Felidae-Roman


Akif Pirinçci (Autor)
Diana Verlag, 352 Seiten
Erscheinungsdatum: 11.10.2011 - Taschenbuch





Verlagstext:
Der Tod kommt auf vier Pfoten, ein neuer Fall für Kater Francis.
Jung, hübsch und reich - Francis glaubt es kaum, als er die schöne Katzendame Domino trifft.
Doch Domino ist in Gefahr: Seit sie ein enormes Vermögen von ihrem Frauchen geerbt hat, trachten ihr Katzen und Menschen nach dem Leben.
Nur allzu gerne springt Francis als Beschützer ein und kommt einer unglaublichen Geschichte auf die Spur, an deren Ende Felipolis steht.


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Rezension: Verbrecherjagd auf Samtpfoten

Beitragvon SONJA » 03.01.2012 10:16

Rezension: Verbrecherjagd auf Samtpfoten

In Akif Pirinçcis Romanen löst ein neugieriger Kater Verbrechen und Verschwörungen auf

Man könnte Akif Pirinçci auch den Neuerfinder des Dosenöffners nennen. Denn nur selten erhält der Mensch in dessen Büchern eine tiefsinnigere Aufgabe, als Tierfutter von der Dose in den Fressnapf zu kippen. Der Zweibeiner wird zum profillosen Werkzeug – in den Felidae-Romanen sind es Katzen, die durch Scharfsinn, Witz und Bösartigkeit glänzen.

Im Zentrum der mittlerweile sieben Bücher steht Kater Francis, der seine Fälle nicht nur durch reine Cleverness zu lösen pflegt. Neugier, ein breites Repertoire an Schopenhauer-Zitaten und die Gabe zu prophetischen Träumen helfen dem Ermittler, Verbrechen in der Welt der Katzen aufzuklären. Pirinçci stattet seine vierbeinigen Protagonisten dabei mit allen menschlichen Talenten aus – in dieser Welt können Tiere lesen, Computer bedienen und politische Ereignisse in ihren Zusammenhängen spielend begreifen. So schlug sich der Kater mit Serienmördern, ideologischen Spinnern und Verschwörungstheoretikern herum, graste Themen wie Genetik, Rassismus und Religion ab. In „Felipolis“, das kürzlich als Taschenbuch in die Läden kam, geht es um den Zionismus.

Die Katzen im Revier träumen von ihrem eigenen Staat, einer Insel im indischen Ozean. Und es handelt sich nicht einmal um ein Hirngespinst – durch das Vermächtnis einer Multimilliardärin, die ihr komplettes Vermögen ihrer Katze vermacht hat, soll der Tierstaat gegründet werden. Die Leidtragende scheint die edle Katzendame Domino zu sein, auf deren Rücken nun das Erbe ausgefochten wird. Mensch und Tier kämpfen um das Geld, Opfer sind auf beiden Seiten zu beklagen. Francis wittert schnell, dass hier ein Mensch ein ausgeklügeltes Szenario entwickelt hat, um an den Zaster und die Kontrolle eines internationalen Konzerns zu kommen. Der talentierte Zoologe Forster hat längst die mächtige Firma unter sein Kommando gebracht. Ihm geht es nicht um ein Paradies, in dem man sich dem Tierschutz verschreibt, sondern um militärischen Einfluss, den er durch ein neues Satellitensystem erreichen will. „Felipolis“ ist in Wahrheit kein Zion für Katzen, sondern ihr Untergang – und Forsters Eintrittskarte in das große Spiel der Weltpolitik.

Seine Fährte hat der sonst so ausgeklügelte Schreiber schlecht ausgelegt. Der Leser merkt schon beim ersten Auftritt des Opfers, dass sich Domino am Ende als Mittäterin entpuppen wird. Kater Francis hingegen ist nicht scharfsinnig, sondern verknallt. Auch er ist eben nicht ohne Fehler. Müdigkeit, Hunger und die Liebe hemmen ihn nicht selten an einem zügigen Ermittlungserfolg.

Die Idee, den Erzähler in einen Pelz zu stecken, ist nicht neu, das haben bereits E. T. A. Hoffmann in den „Lebens-Ansichten des Katers Murr“ und andere getan. Pirinçci sticht aus der Vielzahl dennoch heraus. Er überträgt menschliche Grausamkeit ins Tierreich, die dem Leser einen distanzierten und umso kritischeren Blick auf das Übel erlaubt. Dabei entwickelt er verstrickte Figurenkonstellationen und hält die Spannung durch morbide Fälle, die sich zugleich am Weltgeschehen und am Abstrusen entlang hangeln. Und er schafft echte Charaktere wie den kauzigen Francis und seinen verschrobenen Kumpanen Blaubart. Früher pflegte Pirinçci auch Wissenswertes über Katzen in die Geschichte einzuflechten und es sachlich im Glossar zu erklären.

Mittlerweile sind die Erläuterungen und auch die knackigen Schopenhauer-Zitate verschwunden, aus dem sympathischen Klugscheißer Francis ein ist quengeliger Senior geworden, der in „Felipolis“ in einem fort über die Leiden des Älterwerdens jammert. Bereits seit „Das Duell“ (Band vier) befindet sich der Katzendetektiv im fortgeschrittenen Alter, woran der Autor ermüdend oft erinnert. Ihm gelingt es diesmal auch nicht, sich vollends vom Menschen zu lösen, spielt mit Vergleichen zum Homo sapiens wie dem, sich in die nicht vorhandene Hose zu machen, und bricht so das sonst so stabile Gefüge seiner Fantasiewelt.

Zumindest folgt das pompöse Finale wie gewohnt. Der Schluss von „Felipolis“ ist aber dermaßen überhöht, dass sich selbst der eingefleischte Fan damit schwertut: Mit dem Airbus A 380 büxen die Katzen aus und steuern via Smartphone ins Paradies. Ob sie von dort zurückkommen? Falls sich Pirinçci für ein Comeback entscheidet, kann man nur hoffen, dass er und sein Detektiv zur alten spritzigen Form zurückfinden.


Quelle: :arrow: Märkische Allgemeine

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Re: Felipolis

Beitragvon nikebaby » 03.01.2012 12:21

Ich liiiebe die Francis Bücher ;)
Liebe Grüße,

Lisa mit Susi und Nike

Ob eine schwarze Katze Unglück bringt oder nicht, hängt davon ab, ob man ein Mensch ist oder eine Maus!



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