Lähmung der hinteren Extremitäten

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Cuilfaen
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Lähmung der hinteren Extremitäten

Beitragvon Cuilfaen » 28.04.2011 20:33

SOFORT zum Tierarzt!!!Auch bei Katzen können Lähmungserscheinungen auftreten. Es gibt eine Vielzahl an Ursachen, eines haben sie jedoch alle gemein:
die Katze benötigt SOFORTIGE intensive tierärztliche Behandlung.
Denn in vielen Fällen hängt der Behandlungserfolg eng mit der Zeit zusammen, die seit dem Auftreten der Symptome verstrichen ist.
Unter diesem Link (einfach anklicken und E-Mail-Adresse eintragen) kann man sich eine automatische Info-Mail mit spezialisierten Kliniken zusenden lassen


ÜberblickDie hier genannten Diagnosen, Therapiemöglichkeiten oder Hilfestellungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dazu ist das Thema zu komplex.
Es geht lediglich darum, einen kleinen Überblick über verschiedene Möglichkeiten zu bieten. Dabei konzentrieren wir uns auf die Paraplegie/Paraparese, d.h. die vollständige oder unvollständige Lähmung der hinteren Gliedmaßen.


mögliche Ursachen für eine Paraparese oder ParaplegieMögliche Gründe für eine Lähmung könnten z.B. eine Quetschung/Prellung des Rückenmarks oder einzelner Nerven sein, ausgelöst durch ein Trauma (wie z.B. eine Wirbelsäulenverletzung oder einen Bluterguss in unmittelbarer Nähe). Ebenfalls, wenn auch seltener, kann die Lähmung durch einen nahe der Wirbelsäule sitzenden Tumor verursacht werden. Auch eine Unterbrechung der Blutzufuhr der Extremitäten kann die Ursache sein, z.B. durch einen Thrombus (ischämische Myopathie) oder als Symptom des Kippfenstersyndroms. Nicht selten kann auch ein sogenannter "Schwanzabriss" zu Lähmungserscheindungen führen. Weitere Ursachen wie z.B. eine Hirnerkrankung, Entzündungen oder ein Bandscheibenvorfall sind ebenfalls denkbar. Lähmungserscheinungen können aber z.B. auch aufgrund von Thiaminmangel (Vitamin B1) auftreten, wobei dieser sich meist neurologisch zunächst in einem Vestibularsyndrom oder Ataxie zeigt.


Ausprägung der LähmungDer Schweregrad variiert dabei von Fall zu Fall und je nach Ursache. Die Lähmung kann z.B. die vollständige hintere Körperhälfte betreffen oder aber auch nur den Schwanz. Die Extremitäten können vollständig gelähmt oder auch nur bewegungs-/reaktionseingeschränkt sein. Die Lähmung kann einseitig auftreten oder beidseitig und je nach Lokalisation der Verletzung ist auch häufig die Kontrolle von Blase und Darm eingeschränkt. Von einer "spastischen Lähmung" spricht man, wenn die Gliedmaßen in einem fast krampfartigen Zustand einen normalen Bewegungsablauf verhindern.


Besonderer Stellenwert der genauen DiagnoseDie einzelnen Krankheitsbilder mit ihrer Diagnose und Behandlung hier genauer zu beschreiben würde zu weit führen, jedoch macht die hohe Varianz deutlich, dass genaue diagnostische Maßnahmen zwingend notwendig sind. Nur so kann schnellstmöglich mit der richtigen medikamentösen Therapie begonnen werden. Dabei geben das Wissen über Vorerkrankungen der Katze (z.B. erhöht eine Herzerkrankung das Risiko einer Thrombose) und eine gründliche neurologische Untersuchung (welche Körperteile oder -regionen sind betroffen, sind noch Reflexe vorhanden, hat die Katze noch Schmerzempfinden...) wichtige Hinweise, um zur Diagnosefindung beizutragen und aus den weiteren nachfolgenden Diagnosemöglichkeiten die richtigen auszuwählen.
Weitere Diagnoseverfahren sind z.B. die Untersuchung von Blut, Urin, Liquor (Rückenmarksflüssigkeit), Röntgen, Elektrodiagnostik, Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRI).

Wie wichtig die richtige Diagnose ist, zeigt folgendes Beispiel:
ist ein Bluterguss die Ursache für die Rückenmarksquetschung, so wäre ein Blutgerinnungshemmer die denkbar schlechteste Wahl - bei einem Thrombus, der die Blutzufuhr zu den Nerven verhindert, wäre eine schnellstmögliche Gabe jedoch von Vorteil.


BehandlungsbeispieleSind Nerven ge- oder beschädigt, ist es sinnvoll, diese bei der Regeneration zu unterstützen - dabei wird oft die Gabe von hochdosiertem Vitamin B 12 empfohlen. Auch mit alternativen Heilmethoden kann die Regeneration der Nerven unterstützt werden.
Eine Schmerzmedikation ist je nach Krankheitsbild ebenfalls unerlässlich. Ebenso muss - je nach Krankheitsbild - mit abschwellenden Medikamenten gearbeitet werden, um die Funktion der Nerven zu erhalten.
Selbstverständlich müssen jedoch alle Medikationen mit dem TA oder der THP genau abgesprochen werden! Bitte keine Experimente!
In einigen Fällen - je nach Ursache für die Lähmung - ist ein schnelles operatives Eingreifen erforderlich.


PhysiotherapieOft kann die Heilung - wie beim Menschen auch - durch Physiotherapie unterstützt werden.
Vorab sollte man sich jedoch unbedingt mit einem Tierphysiotherapeuten in Verbindung setzen. Alternativ kann natürlich auch der TA befragt werden, wenn er sich in diesem Behandlungsfeld auskennt. Die Übungen sollte man sich dann ganz genau zeigen lassen, um Verschlimmerungen oder weitere Verletzungen zu verhindern. Auch die Übungshäufigkeit und Übungsdauer sollte mit dem Therapeuten oder dem TA genau abgesprochen werden, um eine Überforderung zu verhindern.
Eine einfache Möglichkeit zur sanften Stimulierung der Nerven und der Durchblutung ist eine sanfte Massage z.B. mit einer sehr weichen Bürste.
Ich unterstreiche jedoch noch einmal: Alle Übungen müssen UNBEDINGT vorab mit dem TA/THP abgesprochen worden sein!
Und generell gilt: auch wenn eine Heilung/Besserung der Nervenfunktion aufgrund des Krankheitsbildes möglich ist, so geht die Regeneration oft nur sehr langsam vonstatten. Doch häufig wird man mit vielen kleinen Erfolgen belohnt. Geduld ist also das A und O.


Beeinträchtigte Blasen- oder DarmfunktionLeider sind häufig jedoch nicht nur die Beine und/oder der Schwanz von der Lähmung betroffen. Auch Darm oder Blase werden oft in Mitleidenschaft gezogen.
Im schlimmsten Fall kann die Katze die Blase nicht mehr selbst entleeren. Damit es jedoch nicht zu einer Nierenerkrankung kommt, ist das mehrfach tägliche Ausstreichen der Blase dann Aufgabe des Katzenbesitzers. Die Technik kann man sich vom TA zeigen lassen.
Der Darm einer gelähmten Katze entleert sich oft noch selbstständig, jedoch hat die Katze häufig kein Empfinden darüber, dass sie mal "muss".
Wichtig ist dabei, auf eine gute Konsistenz des Kots zu achten. Gegebenenfalls sollte man dem Futter Mittel beisetzen, die den Kot weicher machen, um eine Verstopfung zu vermeiden. Hochwertiges Futter, das von der Katze gut verwertet werden kann, sollte Pflicht sein.
Hat die Katze noch Kontrolle über die Blase, aber Lähmungserscheinungen in den Hinterbeinen, so sollte man unbedingt darauf achten, mehrere Katzenklos aufzustellen, damit die Distanz nicht so groß ist. Zudem sollte das Katzenklo "behindertengerecht" präpariert werden, damit die Katze problemlos hinein und auch wieder hinaus kommt.
Hat die Katze Schwierigkeiten, sich während des Geschäfts aufrecht zu halten, sollte man Stützmöglichkeiten bieten. Oft reicht es dafür, ein Haubenklo zu verwende oder das Klo so zustellen, dass die Katze sich an der Wand abstützen kann.


ErfahrungsaustauschEine Garantie, dass die Lähmung durch die Behandlung und die Therapie wieder teilweise oder vollständig verschwindet, gibt es leider nicht, doch es lohnt sich, dafür zu kämpfen.
Im Internet (und auch bei uns :wink: ) gibt es einige tolle Erfolgsgeschichten und hier im handicapkatzen-Forum kann man auch kompetente Hilfestellungen erhalten. Hier findet man noch eine gute "to do"-Liste bei einer plötzlich aufgetretenen Lähmung


Und was, wenn die Katze trotzdem gelähmt bleibt?Auch wenn sicherliche viele die Vorstellung einer vielleicht dauerhaft gelähmten Katze abschreckt, wenn man sich jetzt wirklich nicht vorstellen kann, die Blase einer Katze mehrfach täglich manuell entleeren zu müssen - auch eine derart beeinträchtigte Katze kann ein glückliches und zufriedenes Katzenleben führen.
Ein tolles Beispiel dafür gibt dieses Video:


weiterführende Informationen
Liebe Grüße von Annika mit Anarion, Izzie und Merry
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