Anatomie der Nieren und Harnwege

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Anatomie der Nieren und Harnwege

Beitragvon Mozart » 05.05.2007 19:17

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Die Niere

Die Katze besitzt zwei Nieren, die unterhalb der Wirbelsäule am Übergang der Brust- zur Lendenwirbelsäule liegen. Sie sind je nach Ernährungszustand des Tieres in mehr oder weniger Fett eingebettet.
Die einzelne Niere lässt sich in eine Nierenrinde und ein Nierenmark unterteilen, denen verschiedene Aufgaben zugeordnet sind: Urinbildung, Wasser- und Mineralstoffhaushaltsregulierung sowie Hormonproduktion. Das Nierengewebe ist gegenüber gewissen Giftstoffen (z. B. Frostschutzmittel Ethylenglykol, Arzneien, etc.) sehr empfindlich. Nach der Aufnahme derartiger Stoffe kann es zerstört werden, und an Stelle des funktionstüchtigen Gewebes entsteht Narbengewebe, welches nur eine Platzhaltefunktion übernehmen kann. Nierengewebe ist im Gegensatz zu beispielsweise Lebergewebe nicht mehr in der Lage sich vollständig funktionsfähig zu regenerieren. Zum Glück hat die Natur genügend Reservekapazität gelassen. Denn es müssen ¾ des Nierengewebes zerstört sein, bevor klinisch deutliche Anzeichen einer Nierenfunktionsstörung bemerkbar werden. Dies erklärt auch, weshalb ein Mensch mit zwei gesunden, funktionstüchtigen Nieren eine davon spenden oder verlieren kann (z. B. Unfall, Tumor), denn es verbleibt ihm mit einer Niere immer noch 50 % noch genügend Reservekapazität.


Der Harnleiter

Das in der Niere gelegene Nierenbecken fängt den Urin wie ein Trichter für den Weitertransport in den Harnleiter auf. Die beiden Harnleiter (ebenfalls paarig) transportieren den Urin weiter in Richtung Harnblase. Sie bestehen aus einem feinen muskulösen Schlauch, der sich abschnittsweise zusammenzieht und so jeweils kleine Portionen Urin vor sich hinschiebt. Die Mündung der Harnleiter in die Blase gleicht einem Ventil, das dafür sorgt, dass bei steigendem Harnblaseninnendruck, also bei sich füllender Blase, kein Urin in die Harnleiter zurückfliessen kann. Zur Sammlung und zum Abführen des Harnes dienen nun die Harnblase und die Harnröhre.


Die Harnblase

Die Lage der Harnblase ist von ihrem jeweiligen Füllungsgrad abhängig. Bei kleiner Urinmenge liegt sie im Becken, bei starker Füllung verlagert sie sich in die Bauchhöhle. Sie muss also in ihrer Grösse sehr anpassungsfähig sein. Daher kann sie mit einem Gummiballon verglichen werden, dessen Wand in leerem Zustand dick und in gedehntem dünn ist. Wird im Laufe der Zeit immer mehr Urin in der Blase gespeichert, dehnt sich diese immer weiter aus, bis sie kurz vor dem Urinieren prallvoll und hauchdünn ist. Die Innenfläche der Harnblase ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die dafür sorgt, dass kein Urin durch die Wand in die Bauchhöhle diffundieren kann. Die Harnblasenwand besteht aus Muskelfasern.


Die Harnröhre

Am Harnblasenhals setzt die Harnröhre an. Sie bildet den Abfluss aus der Blase. Sie ist ebenfalls mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Etwa in der Hälfte ihrer Länge befinden sich Muskelfasern, die den Schliessmuskel bilden, den das Tier willentlich beeinflussen kann. Dieser sorgt wie ein Pförtner dafür, dass bei ansteigendem Harnblaseninnendruck noch kein Urin in die Harnröhre abfliesst. Beim aktiven Harnabsatz muss sich der Schliessmuskel entspannen.

Beim Kater sind der Harnröhre noch so genannte akzessorische (begleitende) Geschlechtsdrüsen, die Prostata und die Bulbourethraldrüse, angegliedert. Sie dienen v. a. der Samenaufbereitung und -konservierung beim Deckakt. Mit dem Penis endet die Harnröhre. Der Penis wird in seinem letzten Abschnitt durch einen 3-5 mm langen lilienblattförmigen Penisknochen versteift, sodass das Einführen in die Scheide beim Geschlechtsakt möglich ist. Seine Spitze ist beim nicht kastrierten Kater mit einer Art Widerhaken bestückt.

Bei der Kätzin mündet die Harnröhre zusammen mit der Gebärmutter in die Scheide. Ihre Harnröhre ist kürzer und besitzt einen weiteren Durchmesser als diejenige des Katers. Aus diesem Grund neigen weibliche Tiere weitaus seltener zu vollständigen Harnröhrenverstopfungen durch Ablagerungen oder/und Harnsteine.

Die Aufgaben der Nieren und ableitenden Harnwege bestehen hauptsächlich darin, harnpflichtige Substanzen (giftige Abbauprodukte des Stoffwechsels) auszuscheiden sowie den Elektrolyt- und Wasserhaushalt zu kontrollieren. Die beiden Nieren produzieren aus dem in einem fein verzweigten Netz von Gefässen gefilterten Blut ununterbrochen Urin. Dieser wird über die Harnleiter in die Harnblase abgeführt. Die Harnblase funktioniert als ein Harnreservoir. Die über eine gewisse Zeit gesammelte Urinmenge führt zu einem kontinuierlichen Druckanstieg. Beim Überschreiten einer gewissen Schwelle kommt es zum Harnabsatz. Über Nervenbahnen wird dem Gehirn gemeldet, die Blase sei voll. Nun wird der Blase der Befehl gegeben, sich zu entleeren. Dies geschieht durch die sich zusammenziehenden, oben beschriebenen Muskelfasern. Verläuft dies nach dem beschriebenen Schema, spricht man von willentlichem Urinieren. Eine Reizblase hingegen kann sich spontan (unkontrolliert) zusammenziehen. Damit der Harnabsatz kontrolliert ablaufen kann, ist die Harnblase via Nervenbahnen über das Rückenmark mit dem Gehirn verbunden.

Quelle: Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin: http://www.svk-asmpa.ch/katze/harn1/harn1_3.htm


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