Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen (FORL)

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Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen (FORL)

Beitragvon Cuilfaen » 25.10.2010 17:10

Dies ist nur als Information gedacht. Bitte unverzüglich den Tierarzt aufsuchen, falls Verdacht besteht, dass die Katze erkrankt sein könnte.

Was ist FORL?Bei FORL handelt es sich um eine sehr schmerzhafte Autoimmunerkrankung, die annähernd jede 3.,
ab einem Alter von 5 Jahren sogar jede 2. Katze betrifft.
Dabei aktiviert der Körper Zellen, die sich zu sogenannten Odontoklasten weiterentwickeln. Diese widerum greifen aktiv harte Zahnsubstanz - also Zement, Dentin oder Schmelz - an und bauen diese ab. Dabei beginnen sie mit der Wurzel, so dass FORL im Regelfall erst erkannt wird, wenn die Zerstörung bereits weit fortgeschritten und für die Katze sehr schmerzhaft ist. Erste sichtbare Schädigungen finden sich entsprechend häufig am Zahnfleischrand bzw. an den Zahnhälsen, weswegen die Erkrankung sehr lange fälschlicherweise als "Zahnhalsläsionen" bezeichnet wurde.
Greift man nicht vorher ein (z.B. durch eine Zahnextraktion) so wird durch den Abbauprozess der Zahn so destabilisiert, dass er irgendwann vollständig oder in Teilen abbricht.
Finden sich FOR-Läsionen bei einem Zahn, so muss man leider davon ausgehen, dass auch andere Zähne betroffen sind und die Krankheit fortschreitet.
FORL findet man auch bei Wild- und Großkatzen, auch wenn es dort nicht so weit verbreitet ist wie bei den domestizierten Artgenossen.


Man unterscheidet zwei FORL-TypenTyp 1 geht mit starken Entzündungen einher, so dass Läsionen auch häufig durch geschwollenes und gerötetes Zahnfleisch zusätzlich verdeckt werden. Im Einzelzahnröntgenbild zeigt sich jedoch deutlich die Auflösung der Zahnhartsubstanz. Die fehlende Substanz wird NICHT ersetzt.
Typ 2 verläuft im Regelfall ohne auffallende, flächige Zahnfleischentzündungen. Die aufgelöste Zahnwurzel wird durch knochenartiges Material im Kiefer ersetzt. Der Verlust des Zahnes ist jedoch auch in diesem Fall leider unumgänglich.


UrsacheDie Ursache ist anders als die Entstehung leider immer noch nicht vollständig aufgeklärt.
Vermutet wird, dass die Autoimmunantwort durch chronische Entzündungen im Zahnhalteapparat begünstigt wird.
Auch Viren, generelle Störungen des Immunsystems oder Stress werden in dem Zusammenhang genannt.
Eine Störung im Calciumhaushalt wird jedoch in neueren Studien favorisiert. Dabei wird davon ausgegangen, dass bei einer zu niedrigen Calciumaufnahme oder einem niedrigen Calcium/Phosphor-Verhältnis verstärkt aktiviertes Vitamin D3 gebildet wird, welches die Freisetzung von Calcium und Phosphor aus Hartsubstanzen anregt.
Es bedarf noch einiger Forschung, um die Ursache genauer und sicherer darstellen zu können.


SymptomeIm Anfangsstadium sind noch keine Symptome festzustellen.
Erst wenn die Läsionen Kontakt zur Mundhöhle bekommen, wird die Erkrankung aprupt schmerzhaft.
Anders als bei Karies wird der Nerv vom Angriff der normal in der Mundflora vorkommenden Bakterien überrascht, es kommt zu starken Schmerzen und gegebenenfalls zu Entzündungen.
Da unsere Stubentiger Schmerzen lange verbergen oder durch aus unserer Sicht unzusammenhängendes Verhalten äußern, sind klare Schmerzsymptome schwer aufzuzählen.
Häufig wird die Nahrungsaufnahme verweigert oder verändert, es kommt zu einer Kopfschiefhaltung, Knirschen mit den Zähnen oder übermäßigem Speicheln.
Bei FORL Typ 1 gehören auch entzündliche Prozesse zu den Symptomen. Mundgeruch wäre dabei dann eine weitere Auffälligkeit.


DiagnoseEine frühzeitige Diagnose ist nur mithilfe von Einzelzahnröntgenaufnahmen möglich, die die Zerstörung der Zahnwurzel abbilden können.
Im späteren Verlauf können Zahnsubstanzausbrüche entdeckt werden, noch später zeigen sich gut sichtbare Schädigungen an der Zahnkrone.
Da kleinere Läsionen bei Typ 1 oft durch geschwollenes, gerötetes Zahnfleisch verdeckt werden, sollte eine anhaltende Gingivitis Anlass für weitere Untersuchungen geben. Auch Zahnstein kann solche Läsionen verdecken, bei einer Gebisssanierung sollte also ebenfalls auf mögliche Schädigungen der Zahnsubstanz geachtet werden.


TherapieEine Heilung dieser Erkrankung ist zur Zeit noch nicht möglich.
Daher gilt es, die Symptome zu lindern.
Eine gute Zahnhygiene sollte selbstverständlich sein - beginnend mit einer Gebissreinigung beim TA -, um die Entzündungen zu reduzieren.
Auch Medikamente, die das Immunsystem hemmen (z.B. Cortison) können gegeben werden.
Leider sind diese auf Dauer im Regelfall mit stärkeren Nebenwirkungen verbunden.
Die neuere sogenannte "Immuntherapie", bei der so auf das Immunsystem eingewirkt wird, dass die spezifische Immunantwort abgeschwächt wird, konnte leider ebenfalls noch keine einheitlichen Erfolge erzielen.
Eine wirkliche Hilfe und Schmerzfreiheit bietet letztendlich nur die Zahnextration der betroffenen Zähne (bei Typ 1 inklusive aller Wurzelanteile, bei Typ 2 können Wurzelanteile im Kiefer verbleiben, da sie ja in knochenähnliche Substanz umgewandelt werden).
Auch wenn uns dieser Schritt auf den ersten Blick vielleicht grausam erscheint: Katzen können auch mit weniger Zähnen oder zahnlos ein glückliches und unbeeinträchtigtes Leben führen.



weiterführende Informationen z.B. hier:
http://www.vet-dent.com/pdfs/FORL.pdf
http://www.katzenmagazin.ch/cgi-bin/zcms5/skm/pdf/zahnkrankheiten.pdf


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