Schon wieder ist ein Monat vergangen.
Es gibt eigentlich bei ihrer Entwicklung nicht viel zu sagen, ihr geht es wie vorher.
Das vermehrte Trinken ist nicht wieder aufgetreten, gestern habe ich sie einmal bemerkt, aber davor sicher ein bis zwei Wochen gar nicht. Das ist dann tatsächlich Normalzustand hier. Darüber bin ich schon mal sehr froh, wer weiß, was das vor einem Monat war. Es gibt ja auch bei gesunden Tieren mal Dinge, die uns auffallen, weil sie nicht typisch sind, aber nicht weiter schlimm sind, wenn sie nicht anhalten. Und genau das Gleiche setze ich auch bei chronisch kranken Tieren als Grundlage, solange es Ausnahmen bleiben.
Vermehrtes Pieseln gibt es bei Shiyuu auch weiterhin nicht, selbst wenn es bei Nierenkatzen eher üblich ist. Aber ich denke, das hängt auch von der Schwere der Krankheit ab und bei Shiyuu soll sie nur im Anfangsstadium sein.
Dass sie nicht viel trinkt, wird ganz sicher auch mit ihrer Fütterung zu tun haben. Sie nimmt über das Barf weit mehr Flüssigkeit auf als es mit einer Fütterung von Diättrockenfutter möglich wäre (Diätnassfutter hätte ich bei ihr ja nie versuchen brauchen). Genau das ist ein Grund, warum ich so vehement Abstand vom Diätfutter bei ihr nehme. Sie, die Katze, die ohnehin keinen Tropfen Wasser anrührt, der nicht absolut nötig ist, um sich am untersten Level des Wasserhaushaltes zu bewegen? Nein, das wäre für ihre Nieren mehr als schlecht.
Ich steigere dafür derzeit den Ballaststoffanteil im Barf mit jedem Rezept.
Nierenkatzen sind durchaus für Verstopfungen anfällig (noch ein Punkt, der aus meiner Sicht gegen Trockenfutter spricht, denn die Austrocknung unterstützt Verstopfung zusäztlich) und die Ballaststoffe im Futter sollen ja unterstützen, den Kot leichter absetzen zu können. Bislang habe ich mich dabei auf Möhren gestützt, allerdings wird Shiyuu das langsam zu viel. Und wir sind erst bei 3 % der Futtermenge, bis zu 5 % sind aber durchaus üblich im Barf, sofern überhaupt Ballaststoffe benötigt werden (das ist von Katze zu Katze unterschiedlich und muss man individuell ausprobieren). Ich bin nicht sicher, ob es nur am Geschmack liegt (ich geb ihr da ja Recht, mich würde die Möhre auch stören) oder an der Konsistenz (fein geraspelt, weil ich sie durch den Häcksler jage), das muss ich noch rausfinden. Liegt es an der Konsistenz, kann ich auf Möhrenbrei ausweichen. Ansonsten denke ich derzeit über gequollene Flohsamenschalen nach. Irgendwas muss jedenfalls rein, denn ihr Kot ist durchaus teils sehr fest.
Ansonsten bin ich weiter fleißig am Lesen, ich treibe mich in den letzten Wochen und Monaten in insgesamt vier Foren (zwei davon Barfforen) und drei FB-Gruppen (ebenfalls zwei davon auf Barf bezogen, eine sogar mit Schwerpunkt auf Nieren- und Harnwegserkrankungen spezialisiert) rum, da gehen täglich locker drei bis vier Stunden Zeit für drauf. Überwiegend lese ich Fragen und Reaktionen, ab und zu beteilige ich mich und frage auch selbst nach, um direkt auf Shiyuus Fall Antworten zu finden.
Es gibt Momente, in denen ich mich fühle, als hätte ich die Diagnose gerade erst bekommen und fühle mich so überfordert wie an diesem Tag im Januar und dann merke ich, dass ich beim Lesen mancher Fragen genau das Gleiche geantwortet hätte, wie andere.
Ich weiß daher z. B., dass die Diagnose bei Shiyuu doch noch gar nicht sicher ist (ich bin davon zwar trotzdem überzeugt, einfach weil es Shiyuu ist und ich vor dem Tierarztbesuch dasselbe Gefühl hatte, wie vor der HCM-Diagnose, wo ich schon wusste, dass es nichts Leichtes ist). Dennoch werde ich beim Kontrolltermin in ca. einem Monat weitere typische Untersuchungen auf CNI machen lassen. Blutbild (mit diversen Parametern neben Krea und Urea), Urinuntersuchung, Blutdruckmessung, der Herzschall hat damit nichts zu tun, steht ja aber halt auch an. Und ebenfalls eine komplette Allgemeinuntersuchung. Es gibt so viele Symptome, die auf CNI hinweisen können, die Kreatinin und teils auch Harnstoff im Blutbild erhöhen und dennoch gar nicht CNI sind. Ein sehr guter Artikel dazu lässt sich
hier lesen. Ich habe mich im Rahmen meiner Fragerei in einer FB-Gruppe auch schon ein wenig mit ihr unterhalten und ich mag ihre Einstellung. Sie sagte zu mir, dass sie festgestellt hat, dass es auf deutschsprachigen Seiten dazu kommt, dass viele einfach voneinander abschreiben, anstatt sich selbst genauer zu erkundigen und dadurch auch schnell Irrglauben verbreitet wird (das bezog sich auf Barf nach Frankenprey, aber das Grundprinzip lässt sich sicher auf viele andere Themen übertragen). Für ihre Seite und ihren Blog geht sie deswegen derzeit auch alles noch einmal durch und überprüft es.
Ebenso habe ich gelernt, dass ihr Phosphatbinder völlig sinnfrei ist.
Ipakitine enthält laut Hersteller Folgendes: Laktose, Calciumcarbonat, Nebenerzeugnis aus Weich- und Krebstieren, Sojaprotein-Hydrolysat. Protein-Quelle: Sojaprotein-Hydrolysat.
Der phosphatbindende Teil davon ist das Calciumcarbonat.
Das wiederum ist ein Supplement, das beim Barfen mit natürlichen Supplementen verwendet wird.
Und man kann es sogar selbst herstellen, gemörserte Eierschale ist nämlich nichts anderes.
Wozu soll ich also zwischen 30,00 und 40,00 € in ein Mittel stecken, das ca. fünf Monate reicht, zusätzlich Laktose (wie viele schreien auf, wenn Katze normale Milch bekommt, wegen der Laktose) und pflanzliche Stoffe beinhaltet?
Selbst ohne das Barfen wäre ich mittlerweile beim Gedanken an einen Phosphatbinder recht skeptisch. Dieses pauschale Binden von Phosphaten finde ich sehr schwierig.
Phosphor ist wichtig für die Katze, auch wenn er zur Entlastung der Nieren reduziert werden sollte.
Dabei sollte man aber durchaus berücksichtigen, wie stark die Krankheit bereits ist und nicht pauschal ein und dieselbe Dosis pro Kilogramm Körpergewicht geben. Und nur den Phosphatwert im Blut zu kontrollieren, sagt diesbezüglich leider auch nichts aus, das ist auf Helens Nierenseite sehr schön erklärt.
Für unseren Fall sieht das ohnehin noch mal anders aus, weil ich kein durchschittlich zusammengesetztes Futter habe, wie es in jeder Dose oder Tüte gegeben ist.
Das heißt, ich habe kein durch das Futter vorbestimmtes Ca-/P-Verhältnis.
Im Barf kann ich das selbst anpassen und bestimmen.
Und wenn ich dort bereits phosphorreduziert arbeite, brauche ich keinen Phosphor mehr zu binden, sonst steuere ich eher eine Unterversorgung an.
Das ist einer der Punkte, weswegen ich Barf gerade bei Krankheiten bevorzuge, auch wenn sich das selbstverständlich nicht pauschal auf alle Krankheiten und alle Tiere umsetzen lässt. Es sind alles Individuen und es gibt sicherlich auch einige Krankheiten, bei denen Rohfutter eben nicht geeignet ist.
Aber ich lese immer wieder in den Gruppen und Foren von Besitzern, die erst im Zusammenhang mit CNI auf Barf umgestellt haben, um einen kontrollierten Einfluss zu haben und dass sich die Werte deutlich gebessert hätten etc.
Was mich, neben dem nach wie vor altbekannten "Wissen", dass Barf ja bei CNI schlecht sei, weil man proteinreduziert füttern müsse, zum nächsten Punkt bringt, Thema Knochen.
(Und nein, es geht nicht um eine reine Reduktion der Proteine, sondern des Phosphors, der aber eben nicht nur im Fleisch auffällig enthalten ist, deswegen finde ich die pauschale Aussage "Proteinreduktion" so unglaublich fahrlässig, die Proteine brauchen unsere Carnivoren doch, sonst würden wir nicht ständig bei gesunden Tieren sagen, dass ein hochwertiges Futter einen hohen Fleischanteil hat. Auch nierenkranke Katzen benötigen hochwertige Proteine, also gutes Muskelfleisch, nicht so viel Bindegewebe.)
Knochen. Ja, sie enthalten ebenfalls viel Phosphor und sind für unsere Katzen nicht so essentiell wie die Proteine.
Deswegen ist das für mich der Punkt, an dem man die Reduktion ansetzen sollte.
Aber Reduktion heißt nicht "komplett streichen".
An dieser Stelle breche ich wieder mit einem der Ammenmärchen der Nierenerkrankungen.
Der Gedanke, wieso man Knochen komplett weglassen sollte, ging mir seit Ende Januar durch den Kopf. Immer wieder las ich diese Aussage, meine eigenen logischen Überlegungen wollten diese nicht vollständig glauben.
Das erste Mal las ich etwas anderes im Forum von Doreen Fiedler (wem der Name nichts sagt, sie hat zwei Bücher zum Thema Katzenernährung veröffentlich, zumindest eines davon gilt als DIE Barffibel schlechthin, ich habe bislang allerdings keines davon gelesen, habe es aber durchaus noch vor, das eine dreht sich in erster Linie ums Barfen, im anderen soll auch viel auf das Thema Krankheiten eingegangen werden, Genaueres kann ich aber nicht sagen).
Sie sagt, dass Knochen völlig in Ordnung sind, solange man ein verändertes Ca-/P-Verhältnis einhält. Und dabei nicht das Calcium steigert, sondern den Phosphor herabsetzt. Also wenn man vom standardisierten 1,15:1 auf 1,5:1, sollte man das Calcium in derselben Menge beibehalten und Phosphor auf 2/3 vom Calcium herabsetzen. Damit reduziert man nämlich auch den Phosphoranteil ohne irgendetwas binden zu müssen. Genau auf dieser Ebene liefen meine Überlegungen zuvor schon. Aber die unzähligen gleichen Aussagen haben mich immer wieder irritiert.
Shiyuu wird also wieder Knochen bekommen (hat sie bereits in dem Rezept, das ich vor ein paar Tagen gemischt habe), allerdings nicht mehr in den Mengen wie früher oder wie man für eine gesunde Katze geben würde.
Ich bin dafür auch von meinen eigentlichen Barfplänen abgewichen.
Ich wollte immer nach Frankenprey barfen, seit ich davon gehört habe, aber FP richtet sich nicht nach genauen Werten in dem Sinne, sondern arbeitet nur mit Prozenten und lebt von viel Abwechslung. Daraus kann ich aber die Phosphormenge im Futter zu ungenau bestimmen und das ist mir zu riskant. Ich habe über den Austausch mit anderen Barfern zum einfach barf-Forum gefunden, es wurde mir wegen des Rechners empfohlen, mit dem ich mich im Moment auseinandersetze.
Was möglich ist, wird weiterhin an tatsächlich natürlichen Bestandteilen enthalten bleiben, die Knochen, Blut, sofern ich es bekomme etc. Aber immer mit Blick auf den Phosphorwert. Niere wird daher beispielsweise gestrichen und durch diverse B-Vitaminpräparate (u. a. Bierhefe, auch wenn diese ebenfalls bei CNI nicht gut sein soll, sie enthält mehr Phosphor als andere B-Vitamine, das muss man dann halt entsprechend anpassen und schauen, was am besten geht, aber sowas immer gleich von vornherein zu verteufeln, ist keine absolute Wahrheit) ersetzt. Alles Weitere wird sich zeigen, wenn ich mich besser mit dem Rechner auskenne.
Gestern Nacht gab es mal wieder ein kurzes Hecheln bei Shiyuu, sie hatte Hummeln im Hintern und sich auch entsprechend bewegt, ich wusste, sie würde hecheln, aber viel war es nicht, zwei Atemzüge. Die werden nie ausbleiben, so viel ist mittlerweile sicher, aber es hält sich im Großen und Ganzen in Grenzen.
Sie ist auch ruhiger geworden, das fällt mir im Alltag gar nicht so sehr auf. Wenn ich mir die Notizen anschaue, dann merke ich es besonders, weil ich dann die Unterschiede zu vor Monaten sehe, die im Alltag untergehen.
Ich bin diesbezüglich auch sehr gespannt, was der nächste Schall sagt, so langsam geht die Horrorzeit wieder los, das Übliche, je näher es an die Untersuchung geht.