Was ist Interferon bzw. felines Interferon

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lulu39
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Was ist Interferon bzw. felines Interferon

Beitragvon lulu39 » 12.03.2008 07:51

Interferon:

Chemische Eigenschaften
Im Jahr 1957 stellten Alick Isaacs (USA) und Jean Lindemann (CH) fest, dass virusinfizierte Zellen ein spezifisches Zytokinin produzieren, welches andere Zellen resistent gegen diese und andere Virusinfektionen macht. Dieses Zytokinin wurde Interferon genannt und stellte die Basis für den Beginn antiviraler Immuntherapien dar (Horzinek 2004; Bekisz 2004).

Interferone gehören zur Klasse der Zytokine und sind potente Immunproteine mit antiviralen, immunmodulierenden und antiproliferativen Wirkungen (Hayden 2001). Sie werden durch Leukozyten, Fibroblasten, Epithelzellen und verschiedene Immunzellen sezerniert und bestehen je nach Typ aus 143 - 174 Aminosäuren. Ihr Molekulargewicht beträgt zwischen 15 - 27 kDa.

Die Interferone werden nach dem Ort ihrer Synthese, ihrer Struktur, ihrer Grösse und der Bindung an spezifische Oberflächenrezeptoren in 2 Typen unterteilt: Typ I-Interferone, zu denen das Alpha-, Beta- und Omega-Interferon gehören, und die Typ II-Interferone mit dem bisher einzigen Vertreter Interferon-gamma(-γ) (Horzinek 2004; Truyen 2002).

Wie alle Zytokine interagieren Interferone mit spezifischen Oberflächenrezeptoren unterschiedlicher Zellen. Induktoren der Interferone sind Viren (Typ-I-Interferone), bestimmte Lipopolysaccharide (IFN-β), Mitogene und Antigene (Typ-II-Interferone) (Leopold-Temmler 2002). Alle IFN erfüllen im Wesentlichen 3 Funktionen: Sie wirken antiviral, antiproliferativ, dienen als Signalüberträger bei der Interaktion von Lymphozyten und wirken als Immunmodulator. Bei den Typ I-Interferonen α, β und ω überwiegt die antivirale Wirkung, während beim IFN-γ die immunmodulierende Wirkung im Vordergrund steht. Dies erklärt sich auch aus dem Spektrum der IFN-produzierenden Zellen: Typ I-IFN werden von nahezu allen Zellen des Körpers gebildet, während IFN-γ ausschliesslich durch bestimmte Lymphozyten (T-Zellen, natürliche Killerzellen) gebildet wird (Truyen 2002).

In der Humanmedizin nehmen Interferon-Therapien einen hohen Stellenwert ein und werden u.a. eingesetzt bei:

- Hepatitis B und C
- AIDS
- Multipler Sklerose
- verschiedenen Tumorerkrankungen (Horzinek 2004; Bekisz 2004)


Felines Interferon

Versuche, humane Interferon-Präparate in der Veterinärmedizin anzuwenden, blieben ohne Erfolg. 1986 wurde erstmals felines Interferon isoliert, 1994 erfolgte in Japan die Markteinführung des ersten veterinärmedizinischen Interferons zur Therapie der Calicivirusinfektion bei Katzen. In-vitro-Studien zeigten, dass das rekombinante feline Interferon zudem antivirale Wirkungen gegenüber Rotaviren, dem FIP-Virus und dem Felinen Panleukämie Virus besitzt (Mochizuki 1994). In Europa steht das veterinärmedizinische Interferon zur Behandlung von Virusinfektionen seit 2002 zur Verfügung (Horzinek 2004).

Das rekombinante feline Interferon-ω (rFeIFN) ist ein aus 170 Aminosäuren bestehendes Glycoprotein. Rekombinante Proteine sind Eiweisse, die durch gentechnisch veränderte Organismen hergestellt werden. Dabei wird das Erbgut des Organismus gentechnisch so erweitert, dass es Informationen über das herzustellende Protein enthält. Dank dieser rekombinanten DNA-Technologie ist es seit 1994 möglich, felines Interferon industriell herzustellen. In einem in Japan entwickelten System wird das rFeIFN von Seidenraupen produziert, welche mit einem rekombinanten Nuclear-Polynephrosis-Virus (Baculovirus) als Vektor für das Genom des felinen IFN-ω, inokuliert sind (EMEA 2004g; Schultheiss 2004).

Das Glycoprotein rFeIFN-ω ist beim pH-Wert 2 stabil, das Molekulargewicht beträgt 25 kDa. Die Sequenz der 170 Aminosäuren ist zu 60% mit derjenigen des humanen IFN-α und IFN-ω und zu 35% mit derjenigen des humanen IFN-β identisch. Es gehört zu den Typ-I-Interferonen (Ueda 1993).

Einsatzgebiete:

FIP
FIV
Leukose
Chronische Gingivitis
Katzenschnupfenkomplex (Calici/Herpes)

Interferon ist kein Spaß und kein Wundermittel. Einen Versuch ist es wert, es gab schon erfreuliche und verblüffende Erfolge. Hierzu benötigt man einen in der Interfontherapie erfahrenen TA. - Interferon hat Nebenwirkungen, der Katze gehts nicht immer gut.
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Beitragvon user_2530 » 12.03.2008 07:52

Du bist super Katrin... :kiss:

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lulu39
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Beitragvon lulu39 » 12.03.2008 08:03

Sienna01 hat geschrieben:Du bist super Katrin... :kiss:


:s2277:

Kein Problem...
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