Kulturgeschichte der Katze

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Kulturgeschichte der Katze

Beitragvon Mozart » 11.07.2010 21:39

Kennst Du die Ahnen Deiner Katze?

Der Urahn, die Vorkatze, war der Miacis – ein Pflanzenfresser, der gut klettern konnte. Ihm folgte der Dicnitis, der so groß wie ein Panther war und scharfe Reißzähne hatte. Dann kam der Säbelzahntiger. Seinen Namen verdankte er den 20 cm großen Eckzähnen. Es entwickelten sich weiter
- Großkatzen
- Kleinkatzen
- Wildkatzen
Von der Wildkatzenart „Felis silvestris lybica“ – der Falbkatze – stammt unsere Hauskatze ab.






Mensch und Katze – so fing es an

Der älteste Hinweis für das Zusammenleben von Mensch und Katze findet sich auf der Insel Zypern. Dort wurde ein Grab einer Katze entdeckt, die ca. 9.500 Jahre vor Chr. neben ihren Angehörigen bestattet worden ist. In Jericho fand man Knochen- und Zahnfunde, die von Katzen stammten, die 8000 vor Chr. gelebt haben.

Es wird vermutet, dass die Domestikation der Katze in Ägypten begonnen hat. In den Pyramiden der V. und VI. Dynastie findet man Zeichen für Katze und Kater „Miut/Miu“.Darstellungen von Katzenkörpern findet man erst später in den Pyramiden der X. Dynastie und auf Abbildungen aus dem Neuen Reich (1550-1070 v.Ch).

Die erste Annäherung von Mensch und Katze hatte wahrscheinlich einen banalen Grund: Ratten und Mäuse! Wenn Nilüberschwemmungen fehlten, fiel die Ernte mager aus. Man sorgte deshalb vor und legte in Kornspeichern Vorratslager an – ein Paradies für Ratten und Mäuse. Auch die Falbkatze schlich um die Kornspeicher, denn hier war ja ein Überangebot ihres Lieblingsfutters! Die Ägypter verstanden es, die Katze in die Nähe ihrer Häuser zu locken und hatten so einen Verbündeten gegen die Nager! Als Mäuse- und Rattenfänger war sie geschätzt und wurde als Heiliges Tier verehrt.

Außer Landes durften Katzen aber nicht gebracht werden – hierauf stand die Todesstrafe. Aber es musste irgendwie gelungen sein, die Gesetze zu umgehen: die Katze wurde nach Kreta, Süditalien und in das Römische Reich importiert.
Nach China gelangte sie wahrscheinlich als Handelsobjekt. Japan und später Australien, Neuseeland und Amerika erreichte sie auf dem Seeweg.


Geliebt und vergöttert

Der Sonnengott Ré wurde als Katze abgebildet – er war der „Große Kater“, der der Apophis Schlange den Kopf abschnitt.
Auch seine Tochter Baset wurde als Katze abgebildet. Sie galt als Quelle der Fruchtbarkeit. Um ca. 950 c. Chr. erreichte der sogenannte „Bastet-Kult“ seinen Höhepunkt. In der Stadt Bubastis wurde für sie ein Tempel errichtet, indem Katzen ein luxuriöses Leben führten. Sie wurden gepflegt und umhegt, bekamen nur das Beste vom Besten zum Fressen. Man badete und salbte sie mit edlen Ölen.

Verstarb eine Katze, wurde sie einbalsamiert und in einer feierlichen Zeremonie auf dem Katzenfriedhof bestattet. Reiche Familien konnten es sich leisten die Katze in Bubastis zu beerdigen.

Bei den germanischen Göttern finden wir auch die Katze: Freya, die Göttin des Lebens, des Todes und der Schönheit,Liebe und Fruchtbarkeit war immer in Begleitung von Katzen, die auch ihren Wagen zogen.









Verdammt und verteufelt

Die ruhigen Zeiten in Ägypten währten nicht ewig. Die Römer schätzten die Katze als Mäuse- und Rattenfänger, aber sie vergötterten sie nicht. Als das Christentum sich verbreitete, wurde der ägyptische Kult kritisiert und belächelt. Tiere die verehrt und angebetet wurden, welch vernünftiger Mensch tut so etwas? Heidnische Religionen wurden verdrängt, ihre Götter vom Thron gestoßen.Die Göttin Freya wurde zur Dämonin und ihre Katze zur teuflischen Kreatur verdammt.
Man war sich schnell einig, dass die Katze mit dem Teufel im Bunde war. Denn wie konnte es sonst sein, dass Katzenaugen in der Nacht leuchteten? Und wie schamlos stellten sie das Liebesspiel zur Schau, ja sie begatteten sich sogar in der Öffentlichkeit!. Diese teuflische Kreatur musste ausgerottet werden. Christen, die ihre Katze nicht aus dem Haus jagten, wurde exkommuniziert.
Mit der Inquisition wurde es für die Katze noch schlimmer. Inquisitoren spürten vermeintliche Ketzer auf und folterten sie. Viele wurden verbrannt. Der Mönch Berthold von Regensburg leitete das Wort „Ketzer“ von „Katze“ ab und erklärte, dass beide falsch und heimtückisch seien. Ihr Atem wurde als „Pest“ beschrieben. In seinen Predigten rief er immer auf, Katzen und Ketzer auszurotten.
Es kam noch schlimmer mit den Hexenverfolgungen in der Zeit vom 13. bis 18. Jh.
Aus Sicht der Kirche hatten Zauberer und Hexen nur eine Aufgabe: Christen vom rechten Weg abzubringen. Sie waren also die Handlanger des Teufels und mussten verfolgt, verurteilt und bestraft werden.
1484 erklärte Papst Innozenz VIII die Katze offiziell zum „heidnischen“ Tier und schrieb, dass vor allem die schwarzen Katzen nicht genug leiden können.
Hexen wurden mit ihren vierbeinigen Begleitern verbrannt.
Zu Tausenden wurden Katzen an Türen oder Bäumen genagelt. Oder man war sie von Türmen, röstete sie an Spießen.
Das öffentliche Hinrichten und Quälen von Katzen war eine Belustigung auf Volksfesten.
Katzen, die diesem sinnlosen Abschlachten entkommen konnten, zogen sich zurück und machten um den Menschen einen großen Bogen.




Wiederannäherung

Im 17. Jh. waren auf in ländlichen Gebieten auf jedem Hof Katzen zu finden, denn ohne sie hätten Mäuse und Ratten das Sagen gehabt. Bei den Stadtmenschen war das noch nicht so, aber es sollte sich schnell ändern:
Im 18. Jh. gab es viele Ratten und Mäuse. Ratten waren die Überträger für Seuchen, wie zum Beispiel die Pest. Der Versuch, die Nager mit Gift zu töten schlug fehl, die Ratten verbreiteten sich trotzdem. Außerdem war das Gift auch für den Menschen gefährlich. Da fiel den Menschen ein, dass es ja einen Ratten- und Mäusefänger gibt: die Katze. Sie wurde angelockt, und war wieder ein gern gesehener Gast auf Schiffen, Lagerhäusern, Kirchen – bei den Menschen.

Es gab aber immer noch kritische Stimmen gegen die Katze. Der französische Naturforscher Buffon (1707-1788) sah in ihr ein egoistisches Wesen und gab dem Hund eindeutig den Vorzug.

Ihm widersprach der französische Schriftsteller und Politiker Chateaubriand (1768-1848) und erhob für die Katze seine Stimme. Er versprach alles zu tun, um sie zu rehabilitieren. Im Gegensatz zu Buffon liebte er nämlich den unabhängigen Charakter der Katzen.



Der Aufstieg

Der Aufstieg begann langsam aber stetig: erst in Hofkreisen, dann beim Bürgertum, sie wurde zur Muse von Schriftstellern und Malern. Nach der industriellen Revolution im 19. Jh. hatte sie ihren festen Platz in der Familie.
Der Mensch wünschte sie edlere Tiere und begann mit der Zucht. Der erste Katzenzuchtverein wurde in England 1887 und in Deutschland 1922 (1. DEKZV e.V. Nürnberg) gegründet.

Anfang des 20. Jh. wurde sie noch einmal verfolgt. Dieses Mal als „Vogelmörderin“, die angeblich schuld am dezimierten Vogelbestand in Deutschland war. Wieder wurde die Katze von Menschen gejagt und getötet.
Nach dem 2. Weltkrieg drohte in Dörfern und Städten eine Mäuse- und Rattenplage. Die Geschichte wiederholte sich: die Katze erfüllte ihre Aufgabe und tötete die Nager.



Seitdem hält ihr Siegeszug an. Mensch und Katze leben harmonisch miteinander. Hiervon profitieren beide:
die Katze - sie hat ihre Diener die dafür sorgen, dass sie ein trockenes Plätzchen hat und es ihr an Futter nicht mangelt.

der Mensch - er erfreut sich am Zusammenleben mit seiner schnurrigen Samtpfote.

Möge diese ruhige Zeit niemals enden!








Auf dieser Seite gibt es noch mehr Informationen zur Geschichte unserer Samtpfoten




Bildnachweise:
Falbkatze s.Bildquelle, Ausschnitt aus Meyers-Konversationslexikon 1885-90
Pyramide von Giza Haghe, Louis, (* 1806, † 1885) s. Bildquelle, Archäologisches Museum Istanbul
Statue der Göttin Bastet s. Bildquelle von Gryffindor unter Creative Commons Lizenz by SA 3.0/deed/de
Folter von Hexen (unbekannter Künstler, ca.1589, s. Bildquelle
Ratten s. Bildquelle von Bundesarchiv Deutschland unter Creative Commons Lizenz SA/3.0/deed.de
Chrystal-Palace während einer Ausstellung s. Bildquelle


Die Texte wurden von mir für Cattalk erstellt und dürfen nur mit der Zustimmung von Cattalk kopiert oder anderweitig veröffentlicht werden.
Eine Verlinkung auf diesen Thread ist gestattet.
Der kätzische Wissensspeicher auf www.schnurr-schnurr.de

In Gedenken an Ninifee


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Katzenmusik

Beitragvon Mozart » 23.01.2011 20:22

Kennt Ihr Katzenmusik? Können Katzen denn überhaupt musizieren?

Eine Katze würde antworten:
„Klar, eine Katze kann das. Wir miauen doch, in den verschiedenen Tonlagen. Das geht bei uns leise, oder auch laut. Wenn wir Hunger haben, dann auch sehr fordernd. Und wenn wir erst auf Brautschau gehen, da werden Liebeslieder für die Angebetete geschmettert!“

Ja, so kann es sein. Obwohl wir Menschen den Begriff "Katzenmusik" eher mit schrägen Tönen verbinden.
Katzenmusik gibt es seit dem Mittelalter:
Man versammelte sich und machte mit Kochgeschirr, Ratschen, landwirtschaftlichen Geräten zum Beispiel Krach. Melodiös war es nicht, nur laut, schräg, und ideal um Andere zu verspotten und zu verhöhnen.
Das konnte eine Witwe sein, die vor Ablauf des Trauerjahres sich wieder verheiraten wollte. Am Vorabend, bekam sie dann eine Charivari, eine Katzenmusik geboten. Nur mit Lösegeld wurde man die Musiker wieder los.

Auch Studenten verspotteten so die Professoren.

Im 19. Jahrhundert war diese Katzenmusik der Begriff für laute Demonstrationen: die Bürger wollten sich nicht weiter unterdrücken lassen. Es fehlte an Arbeitsplätzen, an Lebensmitteln. Kurz gesagt: man hatte von Adel und König die Nase voll.
Um auf die sozialen Missstände aufmerksam zu machen, brachte Katzenmusiker ihre Ständchen.

Aber Katzenmusik steht nicht nur für die Musik der schrägen Töne, sondern auch für schöne Musikstücke von Klassik bis Pop.

Im Katzenduett von Gioachino Antonio Rossini wird miaut.


Miauen als Antwort auf die Fragen des geliebten in dem von Wolfgang Amadeus komponierten Lied „Nun liebes Weibchen, ziehst mit mir“.



Im Klavierstück von Aaron Copland „The Cat and the Mouse“ jagt die Katze die Maus.



Die Eule und das Kätzchen“ ist ein Gedicht von Edward Lear, das oft vertont wurde, z.B. von Donovan.


Auch im Folk finden wir die Katze ….“



Weiter geht es im ¾ Takt: „The waltzing cat“


Freunde des Jazz kennen bestimmt diesen kätzischen Song:

Aus dem Zeichentrickfilm „Lady and the tramp“:



Und auch in der Pop-Szene ist die Samtpfote vertreten.

Da wäre zum Beispiel „Stray Cat Strut“.


Viele Lieder führen die Katzen im Titel, besingen sie aber nicht. Anders bei der Gruppe „The Cure“, die in „Lovecats“ die kätzischen Eigenschaften beschreibt.



Nicht fehlen darf Helge Schneider mit dem Katzenklo:


und der für mich schönste kätzische Song ist:


Und zum Schluss der Beweis, dass Katzen sehr musikalisch sind.

Katzen haben also schon zu allen Zeiten Komponisten inspiriert und so Musikgeschichte geschrieben.
Lust auf mehr? Dann schaut doch mal bei Bild vorbei, da gibt es noch mehr kätzische Musik
Der kätzische Wissensspeicher auf www.schnurr-schnurr.de

In Gedenken an Ninifee


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