Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Besuch beim Tierarzt

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Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon SONJA » 22.10.2013 15:37

Ich möchte hier gerne eine Diskussion zum Thema "Ehrfurcht vor Tierärzten / Fachkompetenz <-> Erfahrungen aus dem Internet" starten.

Wenn die Katze sich anders verhält, als man es gewohnt ist, oder komische Symptome auftreten ist es völlig normal,
dass man im Internet sucht und recherchiert. Leider ist dies oft kontraproduktiv, da man die wildesten Dinge liest und
es oft völlig unbegründet ist, was man sich dann so zusammenspinnt. Manchmal ist es aber auch so, dass man aufgrund
der Menge der Erfahrungen, die man erhält und liest, auch wirklich gute Tipps bekommt, die der Tierarzt vor Ort vielleicht
gar nicht im Sinn hat.

Nun geht es ja gar nicht darum, die Fachkompetenz eines Tierarztes erstmal pauschal in Frage zu stellen, aber meine
persönlichen Erfahrungen zeigten mir (leider), dass die meisten niedergelassenen Tierärzte vor Jahren mal ein Studium
abgeschlossen haben und dann mangels Zeit, Lust oder Geld (keine Ahnung, welche Gründe da zugrunde liegen) überhaupt
keine Fortbildungen machen und weit davon entfernt sind, zu wissen, wie der aktuelle Stand der Forschung / Medikamente / Behandlungen
ist.

Eine wirkliche Ausnahme stellen da - meiner Erfahrung nach - die meisten Tierkliniken dar. Hier sind einerseits absolute
Spezialisten auf einem kleinen Fachgebiet, was ja schonmal super ist und meistens auch viele "frisch ausgebildete" Tierärzte,
die für ein paar Jahre dort sind, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Diese Studienabgänger sind natürlich meistens
recht nah am Zahn der Zeit bzw. der an der aktuellen Forschung - und genau diese Kombination aus Spezialisten und normalen
Tierärzten sichert einem doch meistens eine sehr gute Behandlung der Katze.
...


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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon SONJA » 22.10.2013 15:53

Im Dezember letzten Jahres hat uns ja leider Pumba verlassen - zwei Tierärzte redeten uns ein, er hätte Nierenprobleme.
Untersuchung in der Tierklinik ergab: Chronische Pankreatitis, Nahrungsmittelunverträglichkeit und dann etwas später leider Krebs.
Ja, er hatte seinem Alter entsprechende (12 Jahre) Nieren - aber nichts, was behandelt werden müsste (2 Jahre vorher hatte er
wirklich Nierenprobleme, die sich aber wieder normalisierten)

Dieses Jahr im Sommer verliess uns Cookie - eine monatelange Odysee bei Tierärzten - vom festsitzenden Bezoar, über Darminfekt bis hin zu
Magenschleimhaut-Entzündung (inklusive Blut- und Stuhl-Untersuchungen!) - mit der Krönung der Diagnose "kleine Simulantin - sehen Sie doch, hier
in der Praxis frisst sie ohne Probleme" holten wir uns "als Lösung" ab. Zig Besuche, Stress ohne Ende für die arme Maus, keinerlei Besserung,
und sie hat das alles tapfer über sich ergehen lassen.
Dann ab in die Tierklinik - Krebs im Endstadium (wie man das anhand der vorliegenden Symptomatik + Blutwerte nicht erkennen konnte, bleibt
bis heute schleierhaft) - 2 Wochen nach der Diagnose mussten wir sie gehen lassen.

Bambi kam mit einem tränenden (und meistens zusammengekniffenen) Auge zu uns - Tierärztin: Bindehautentzündung. Wurde nicht besser,
wir also zig mal nach Abstrich gefragt (ne, brauchen wir nicht - der Kater hat zugewachsene Tränenkanäle - bleibt also so) - monatelanges Theater.
Später in die Tierklinik - Abstrich gemacht -> Chlamydien. Kaum gab es die richtigen Medikamente, schon war zwei Wochen später alles vorbei.

Yanosch - zwei verschiedene Tierärzte: oh, er hat extreme Zahnfleischprobleme - alles total entzündet. Ganz schlimm. Wird bestimmt langfristig
alle Zähne gezogen bekommen müssen usw. usf.
Tierklinik: ein roter Rand am Zahnfleisch ist bei weißen, wenig pigmentierten Katzen ganz normal - keinerlei Zahnfleischprobleme. Zahnstein
könnte mal bei Gelegenheit gemacht werden.

(und ich möchte anmerken, dass es sich hier immer um unterschiedliche Tierärzte handelte - also nicht ein unfähiger, sondern anscheinend
viele derer)


Was zeigen uns diese Beispiele? Entweder haben wir hier in München nur seltsame TAs, oder wir haben ein ganz spezielles Händchen, uns
nur solche rauszusuchen - oder aber, viele Tierärzte haben die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefr... und wissen auch nicht alles oder sogar nur
sehr wenig?

Man muss sich das ja auch überlegen - so ein normaler Tierarzt behandelt vom Kanarienvogel, über die Wüstenrennmaus bis zu Hund / Katze - fast alles.
Und jede Tierart bringt ihre ganz eigenen Dinge, Symptomatiken und Erkrankungen mit - das kann ein einzelner ja gar nicht alles wissen
und schon gar nicht alles auf dem aktuellen Stand halten.
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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon Kuro » 22.10.2013 16:05

SONJA hat geschrieben:Man muss sich das ja auch überlegen - so ein normaler Tierarzt behandelt vom Kanarienvogel, über die Wüstenrennmaus bis zu Hund / Katze - fast alles.
Und jede Tierart bringt ihre ganz eigenen Dinge, Symptomatiken und Erkrankungen mit - das kann ein einzelner ja gar nicht alles wissen
und schon gar nicht alles auf dem aktuellen Stand halten.

Genau das denke ich auch.
Wir haben in der Humanmedizin Allgemeinmediziner, die in der Regel die ersten Ansprechpartner sind, dann aber meist weiterleiten an Fachärzte.
In der Veterinärmedizin kommt nun zu dem Fakt, dass der normale Tierarzt ja auch eine Art Allgemeinmediziner ist, noch die Artenvielfalt der Tiere hinzu, Hund, Katze, Vogel, Nagetier usw. Sicher sind Säugetiere irgendwo ähnlich, aber schon bei Vögeln wird es da anders.
Der medizinische und technische Fortschritt ist noch ein weiterer Aspekt.

Ich bin deswegen sehr froh eine Tierklinik fünf Minuten zu Fuß um die Ecke zu haben (gerade, da ich keinen Führerschein besitze). Es beruhigt mich ungemein zu jeder Tages- und Nachtzeit Hilfe für Shiyuu in der Nähe zu haben.
Und was das Fachpersonal betrifft, kann ich in diesem Fall nur sagen, dass der überwiegende Teil der Angestellten wirklich sehr jung ist. Aber entgegen der allgemeinen Meinung, dass diese weniger Erfahrungen haben, sehe ich auch den Aspekt, den Sonja angeführt hat, dass sie auf dem aktuelleren Stand der Dinge sind.

Als Shiyuu kastriert wurde und sehr mit ihrer Wundheilung zu kämpfen hatte (es war eine Odyssee von 9 Tierarztbesuchen innerhalb von 16 Tagen und einer zweiten kleinen Op. zur Legung einer Drainage, da die Wundflüssigkeit nicht ausreichend vom Körper abgebaut werden konnte), da war zu Anfang auch einer der Ärztinnen, die Shiyuu untersuchte, unsicher, doch anstatt irgendwas zu spekulieren oder zu tun, holte sie eine Ärztin, die in der chirurgischen Assistenz tätig ist, dazu und diese schaute sich meine Kleine mit an.

Selbiges trat auf, als ich mit Shiyuu wegen des Hechelns hin bin. Die eine diensthabende Ärztin hörte sie recht lange ab, meinte dann aber, sie sei sich nicht sicher und würde gern ihre Kollegin, die Kardiologin ist, einen Blick drauf werfen lassen. Ohne Shiyuu gesehen zu haben, meinte diese gleich, es solle eine Röntgenaufnahme von Herz und Lunge gemacht werden, danach wurden wir dann durch diese Ärztin behandelt.

In einer einfachen Tierarztpraxis ist dieser Umfang nicht möglich und manchmal glaube ich, dass die Ärzte auf das Weitervermitteln verzichten. Sei es nun, weil sie die Situation unterschätzen oder schon wissen, dass der Besitzer nicht viel Geld hat (kann sich das also eh nicht leisten, selbst wenn das ein seltendämlicher Denkansatz ist). Ich könnte mir ebenfalls vorstellen, dass die Tierärzte Sorge haben, die Besitzer mit ihrem Tier nicht mehr wiederzusehen, wenn sie sich in der Klinik gut behandelt fühlen und finanzielle Einbüßen befürchten. Was auch immer der Grund ist, mit medizinischer Verantwortung hat das für mich jedenfalls nicht viel zu tun.
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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon SONJA » 22.10.2013 16:10

Mein "learning" aus diesen ganzen Erfahrungen ist auf jeden Fall, dass mir kein Tierarzt mehr irgendwas erzählen braucht, was ich nicht 100%-ig nachvollziehen kann.
Wenn auch nur der kleinste Zweifel daran besteht, werde ich nicht mehr locker lassen.

Klar, eine kleine Erkältung und ähnliche "Lapalien" kann vermutlich jeder Tierarzt behandeln, da kann nicht viel schief gehen.
Aber sobald es exotischer wird oder bedrohlicher gibt es für mich nur noch den Gang in die Tierklinik und auch dort nur noch die Behandlung,
die ich nachvollziehen kann.

Auch ich bin nicht zufrieden mit dem heutigen Tag.
Ich hab ihr auch gesagt, dass die Kleine auch niest (allerdings schon, seit wir sie haben). Das ging im einen Ohr rein und im anderen wieder raus.
Ich will sie jetzt nicht schlechtreden! Bisher hat immer alles geholfen was sie uns empfohlen/verschrieben hat.
Aber warum sie kein Hautgeschabsel genommen hat, verstehe ich nicht. Nur müsst ihr euch mal versuchen, in meine Lage zu denken.
Ich steh da vor einer Tierärztin, die ihr Fach jahrelang gelernt hat. Ich kann ihr doch nicht sagen, was sie tun soll.
Am Ende sagt sie noch, wenn wir alles besser wissen, sollen wir selbst Tierärzte werden oder sowas?
Ich kann nicht sagen "Nehmen Sie mal nen Geschabsel". Wie kommt man sich da vor? Wenn man ihre Kompetenz anzweifelt?

Doch - leider ist es wohl so, dass man auf seine Dinge bestehen muss und pauschales Vertrauen falsch am Platz ist.
Wenn man natürlich schon jahrelang gute Erfahrungen mit einem Tierarzt gemacht hat, dann spricht auch nichts gegen Vertrauen!
So einen hatten wir früher auch, aber leider hat er sich zur Ruhe gesetzt und seine Praxis geschlossen.

Und generell ist das ja auch eine Dienstleistung beim TA, die ich bezahle. Wenn ich einen Augen-Abstrich möchte und bezahle,
ist das ja meine Entscheidung. Da muss mir der Tierarzt schon sehr klar darlegen, was da dagegen sprechen würde z.B. ...

Wir mussten uns bei Cookies TA auch ständig doof von der Seite anmachen lassen "Na, haben Sie wieder im Internet recherchiert?" usw. -
aber da kann ich (inzwischen) drüber stehen. Damals machte mich das ganz gaga - heute, nachdem ich weiss, wie falsch die Dame lag,
könnte ich vermutlich über so blöde Sprüche nur lachen...

lg
sonja
...

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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon SONJA » 22.10.2013 16:17

Kuro hat geschrieben:[...die Shiyuu untersuchte, unsicher, doch anstatt irgendwas zu spekulieren oder zu tun, holte sie eine Ärztin, die in der chirurgischen Assistenz tätig ist, dazu und diese schaute sich meine Kleine mit an.
...meinte dann aber, sie sei sich nicht sicher und würde gern ihre Kollegin, die Kardiologin ist, einen Blick drauf werfen lassen. Ohne Shiyuu gesehen zu haben, meinte diese gleich, es solle eine Röntgenaufnahme von Herz und Lunge gemacht werden, danach wurden wir dann durch diese Ärztin behandelt.

Stimmt absolut! So war es bei uns auch immer - es wurden immer noch andere dazu geholt, die dann teilweise auch übernahmen.
Anscheinend ist es in einer Tierklinik keine Schande, andere zu fragen - ein weiterer sehr postiver Faktor!

Kuro hat geschrieben: Ich könnte mir ebenfalls vorstellen, dass die Tierärzte Sorge haben, die Besitzer mit ihrem Tier nicht mehr wiederzusehen, wenn sie sich in der Klinik gut behandelt fühlen und finanzielle Einbüßen befürchten. Was auch immer der Grund ist, mit medizinischer Verantwortung hat das für mich jedenfalls nicht viel zu tun.

Das kann ich mir leider auch sehr gut vorstellen :-(
...


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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon Hollyleaf » 22.10.2013 16:43

Wir waren in einer Tierklinik und immer sehr zufrieden.
Sie haben Kibah dann 3 Zähnchen gezogen, die sich schon zerfressen haben.
Die Mausi hat leider ein Zahnproblem geerbt. Lief alles super... Aber dann haben sie uns als Antibiotika etwas verschrieben- in der Dosis für große Hunde!
Wir hatten uns damals nur gewundert, warum es Kibah nicht besser ging nach ein paar Tagen. Dann haben wir uns im Internet schlau gemacht und festgestellt,
dass die Dosis eben für große Hunde war! Nicht nur, dass Kibah eine Katze ist- sie ist auch eine sehr kleine zierliche Katze.
Sie hätte sterben können! Habe dann in der Klinik angerufen, alles erklärt, gesagt, dass wir diesen Fehler nicht verzeihen können und gebeten, uns aus der Kartei zu nehmen.
Zu meiner Enttäuschung haben sie sich nicht einmal entschuldigt :(

Nun sind wir in einer Kleintierpraxis. Die Leute sind alle sehr nett, es ist alles sauber, eine angenehme Atmosphäre.
Jedoch ist die Tierärztin selbst leider immer kurz angebunden. Sie geht nicht richtig auf einen ein, hört nicht wirklich zu...

Wahrscheinlich werden wir ein weiteres mal wechseln. Dabei überlege ich, die Klinik wieder in die Auswahl zu ziehen... aber ich trau mich nicht.

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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon Kuro » 22.10.2013 17:16

Melanie, das heißt ja nicht, dass die Klinik selbst schlecht ist. Ein fachlich breites Spektrum ist zumindest wahrscheinlicher als in der Kleintierpraxis. Sciher, da war einer, der nicht aufgepasst hat, was zwar menschlich ist, aber einfach nicht passieren darf. Ich würde ganz einfach darauf bestehen nicht mehr durch diesen Arzt behandelt zu werden.
Hier sind in den regulären Sprechzeiten (die im Übrigen auch weitaus besser als in jeder einfachen Praxis sind, denn die bieten nicht Mo. - Sa. von 8:00 bis 20:00 Uhr) immer mindestens zwei Ärzte im Dienst, die den regluären Andrang abfangen. Sicher sind das auch Fachärzte, die Kardiologin zählt zu ihnen und wenn sie dann einen Schalltermin drin stehen hat oder so, dann ist aber zumindest noch ein weiterer Arzt da.
Da ich mit genau dieser Ärztin bislang sehr zufrieden bin und sie während Shiyuus Kastrationsodyssee auch irgendwie meist dann da war, wenn wir kamen, ist sie mittlerweile eigenltich Shiyuus behandelnde Ärztin. Und deswegen lege ich alle geplanten Termine auch immer auf sie, ich sage immer, ich möchte einen Termin bei ihr. Das ist dann nämlich fast sowas wie ein Hausarzt beim Menschen. Ich hatte es schon, dass ich angerufen habe, weil ich einen Schalltermin machen wollte und da ging genau sie ran, ich sagte nur meinen Namen und sofort fragte sie, wie es Shiyuu gehe, weil sie sich an sie erinnern konnte. Aber üblich ist das auch nicht, normalerweise erwischt man den Arzt, der gerade da ist. Und gerade bei akuten Sachen kann das ohnehin passieren, hatte ich auch schon.

Wie Sonja auch sagte, Du kannst letztlich alles verlangen. Mir hat man z. B. letztes Jahr beim Impfen auch geraten nach einem Monat auffrischen zu lassen. Shiyuu ist im August und September 2011 als Kitten geimpft worden, ich bin dann nicht nach zwölf Monaten gegangen, sondern später, weil sich das so anbot. Doch da waren sie der Meinung, dass das, weil es ja die erste Impfung nach dem Anfang war, schon ein zu großer Abstand war und deswegen sollte es wie beim ersten Mal sein. Hab ich ignoriert. Und ebenso gehe ich nicht jetzt, sondern erst nächstes Jahr im Frühjahr. Und dann gibt es auch nicht jedes Mal die Kombiimpfung, sondern nur der Schnupfen und Seuche erst wieder später. Da entscheide ich auch selbst, was ich tue. Und genauso bestehe ich auf Untersuchung, wenn ich der Meinung bin, sie sollten gemacht werden.

Sehr interessant ist in Bezug auf Sonjas Beispiel mit der Bindehautentzündung auch ein Beispiel aus der Humanmedizin, selbst dort wird nämlich meist kein Abstrich genommen. Sie wird wohl überwiegend durch Bakterien ausgelöst, weswegen die meisten Ärzte sofort ein Antibiotikum verschreiben. Nur, sie kann auch durch Viren ausgelöst werden und da hilft ein Antibiotikum nicht. Parasiten könne außerdem noch infrage kommen. Deswegen ist ein Abstrich eigentlich immer wichtig, damit man sofort gezielt dagegen vorgehen kann.

Fazit: Wenn Dein Gefühl Dir etwas sagt, zweifele, bestehe oder was auch immer. Zumindest lass Dir erklären und wenn Dich die Erklärung nicht zufrieden stellt, bleib am Ball.
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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon teufelchentf » 22.10.2013 20:29

SONJA hat geschrieben:Wenn man natürlich schon jahrelang gute Erfahrungen mit einem Tierarzt gemacht hat, dann spricht auch nichts gegen Vertrauen!


Und selbst hier muss man manchmal ein ganz bitteres Lehrgeld zahlen, dass es einem wirklich die Sprache verschlägt.

Auch was ich im Kaninchenschutz erlebe lässt mich oft an der Kompetenz von TÄ zweifeln (Kaninchen sind ja auch echt noch mal ne
andere Nummer als Hunde und Katzen).
Ich hab schon öfter jemandem am Telefon gesagt was es sein könnte (selbstverständlich rate ich immer einen TA auf zu suchen,
da ich weder TA bin, noch Ferndiagnosen stellen kann) und die TÄ haben was anderes gesagt.
Raus kam dann aber später doch, das ich richtig lag.
Und mir ging sicher nich ums Recht haben, sondern dass es mich aufregt, dass ich mehr Erfahrung habe als so mancher TA.
Und da spielt es keine Rolle ob das eine TK ist oder "nur" ein TA.

Beispiel: Ein Kaninchen rupft sich das Fell aus und beißt sich böse Wund.
Ich sag am Tel: Lass bitte nen Pilztest machen.
2 TA Besuche, 2 TK Besuche...KEIN Pilztest!
Erst als ich nochmals gesagt habe, das es jetzt reicht und das Kaninchen genug gelitten hat,
hat sie drauf bestanden - und es war ein Pilz.
Ich persönlich hatte noch niemals nie mit Pilz zu tun (das nur mal am Rande).

Anderes Beispiel:
Agressive Häsin die ihren Partner nach zwei Jahren beißt (richtig, mit Wunden)
Ich frag die Haltung ab, weil ja die Größe des Geheges eine Rolle spielen kann, war aber ok.
Dann frag ich sie, hat man nach der Gebärmutter geguckt, sind oft Entzündungen oder schlimmeres.
Ihre TÄ meinte, sie würde keine Weiberkastra durchführen, weil das Tierquälerei wäre.
Hab sie zu meiner TÄ geschickt...Gebärmutter total entzündet, musste raus.

Es ist unfassbar, wie viel gemauschelt wird und versucht, ohne dass man scheinbar genau weiß was es ist.
Aber das Problem ist, dass man drauf angewiesen ist und einfach nur sau blöd da steht, wenn man erfährt,
dass etwas nicht so ist, wie man das gesagt bekam von einem studierten, praktizierendem TA.
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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon Saiph Mintaka » 22.10.2013 22:38

Hallo,

Also ich muss sagen, ich halte eine Kombi für sinnvoll. Heißt ich geh zum TA und lass mein Tier untersuchen. Parallel schaue ich im Internet, und frage dann geziehlt meinen TA ob es auch dies oder jenes sein kann. Für meinen TA ist das auch ok. Ich denke so kommt man am schnellsten zu einer Diagnose. Man darf sich bei der Internetrecherche nur nicht panisch machen lassen von manch schrecklichen Erfahrungen.

Wir hatten ja bei unserem Kane ein auffälliges RöBi (Lunge). Jetzt nach einer relativ erfolglosen BAL lassen wir noch mal ein RöBi machen. Mein TA meinte, ihn würde es interessieren, da er uns ein spezielles AB gegeben hatte, und er hier gerne ein Vergleichsbild hätte. Ich möchte natürlich auch wissen, ob sich was verbessert hat. Aber ebenso möchte ich das durch diese Erfahrung evtl. anderen Tieren geholfen werden kann, und auch mein TA sich so natürlich weiter entwickelt.

Die BAL hat auch nicht mein TA gemacht, hier hatte er uns an Spezialisten überwiesen. Auch das finde ich sehr gut! Auch ein Arzt sollte erkennen und eingestehen wo seine Grenzen sind. Ich finde dass zeichnet auch einen guten TA aus.

Also es gibt auch noch gute TÄ :lol:

Liebe Grüße
Steffi
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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon SONJA » 22.10.2013 23:04

Saiph Mintaka hat geschrieben:Also es gibt auch noch gute TÄ :lol:

Das ganz sicher ;-)

Ich wollte hier auch nicht alle Tierärzte über einen Kamm scheren, aber die Erfahrungen zeigen leider doch immer wieder,
dass es wohl doch die Mehrheit betrifft.

Umso besser, wenn man jemanden gefunden hat, der anders ist und bei dem man sich (und seine Tiere) in guten Händen weiss.
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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon LaLotte » 23.10.2013 00:31

Oh ja, ganz sicher gibt es gute Tierärzte. Und sehr viele, würde ich sagen, verstehen im Prinzip auch "ihr Handwerk".
Natürlich ist es für Tierärzte unglaublich schwer, neben dem Praxisbetrieb, über Jahre und Jahrzehnte, auf Stand zu bleiben. Stichwort: Allgemeinmedizin, Artenvielfalt...
Ich weiß gar nicht, in wie weit ich das von meiner Haustierarztpraxis wirklich verlangen kann. Und vielleicht muss ich das auch gar nicht.

Natürlich, ein gewisses Level an zeitgemäßem Wissen muss ich voraussetzen können. Und bei Tieren, die zuhauf in der Praxis vorstellig werden, wie Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen, Wellensittiche... erwarte ich auch ein deutlich solides Basiswissen sowie aktuelle Kenntnis über die gängigen Diagnosemöglichkeiten und Therapien. Und von den Besonderheiten bei bestimmten Tierarten sollte mein TA zumindest wissen, dass es solche gibt.
Aber bei allem, was darüber hinaus geht, sprich: wenn es sich um ein etwas exotischeres Tier handelt, oder z.B. wenn es sich um eine medizinische Sachlage handelt, die tiefergehende Fachkenntnis erfordert, oder wenn der TA mit seinem Alltagslatein am Ende ist, erwarte ich von meinem Tierarzt, dass er sich entweder schlau macht, bevor er irgend etwas tut, oder aber an einen Kollegen überweist, der sich besser auskennt. Das hat für mich überhaupt nichts mit Kompetenzverlust zu tun, sondern schafft - im Gegenteil - Vertrauen. Solch einem Tierarzt glaube ich doch ein anderes Mal viel eher, wenn er sagt: "Ich bin mir sicher!"

Kommunikation ist ein weiteres, wichtiges Thema.
Viele Tierärzte (Humanmediziner übrigens auch :wink: ) erklären sich nicht. Was vermuten/diagnostizieren sie? Woran machen sie das fest? Was bewirkt das Medikament? Warum nehmen sie gerade dieses und kein anderes? Was sind die Nebenwirkungen? Warum sind sie so sicher und verzichten auf weiterführende Diagnosen? Warum halten sie diese oder jene weiterführende Untersuchung für sinnvoll? u.s.w., u.s.f...
O.k., es mag Tierhalter geben, die interessiert das alles nicht. Aber das darf doch nicht der Grund sein, von vorn herein überhaupt nicht mehr zu sprechen.
Ganz schlimm finde ich, wenn die Erklärungen dann mit möglichst vielen Fachtermini gespickt sind, wo völlig klar ist, dass ein Normalsterblicher diese nicht verstehen kann. Oder wenn der Tierhalter etwas fragt oder anregt, und dann abgebügelt wird, à la "Ach, haben Sie wieder im Internet gelesen..." oder dem Ganzen ein Impetus mitschwingt, wie "Kindchen, ich habe das jahrelang studiert und das ist mein täglich Brot. Du kannst ja wohl davon ausgehen, dass ich das besser weiß..."
Nein, so was gehört sich nicht!

Und auch gehört sich nicht, einem Tierhalter irgendwelche Horrorszenarien an den Kopf zu werfen, wie z.B. FIP oder Katzenseuche, und ihn dann ohne weitere Erläuterungen nach Hause zu schicken. Man muss sich das mal klar machen: in den meisten Fällen würde das das Todesurteil für das Tier bedeuten. Ein Humanmediziner sagt ja auch nicht: "Och ja, könnte auch sein, dass es Krebs ist. Geh'n sie mal nach Hause. Vielleicht wirken die Pillen ja, die ich ihnen aufgeschrieben habe..."
Ja, ein Tierarzt darf auch mal laut brainstormen, aber dann soll er bitte 1. ankündigen, dass er lediglich laut brainstormed, und 2. die Äußerung kommentiert mit: ich komme darauf wegen..., es kann aber auch kommen durch..., ich gehe nicht/ich gehe davon aus, weil... wir überprüfen das jetzt anhand von...

Unser (Haus)tierarzt ist so ein Mittelding. Er hört mir zu (sehr gut sogar und will immer meine Beobachtungen wissen), erklärt sich ein Stück weit von alleine (könnte mehr sein, aber ich will nicht meckern), beantwortet Fragen verständlich (also, nimmt auch Blickkontakt auf und vergewissert sich ggf., ob er auch verstanden wurde), diskutiert, wenn es sein muss, auch mit mir über Dinge wie Futter, Urinproben, etc.(bei diesen Glaubenskriegen muss ich aber schon auch hartnäckig sein) Wenn aktuell die Zeit nicht da ist (Wartezimmer voll), vereinbart er (Telefon)Termine auch außerhalb der Sprechzeit.
Ich weiß nicht, ob er ggf. auch überweisen würde. Die Situation hatten wir noch nicht. Aber ich würde es mir wünschen, denn dann würde ich für die nächste Impfung, für die nächste Erkältung oder für den nächsten Durchfall um so lieber zu ihm gehen!
Liebe Grüße
Dagmar

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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon Esther65 » 28.06.2017 09:44

Mein letzter Tierarzt hatte mich gefragt ob ich oder er der Tierarzt sei? Mmmmh ich weiss, dass ich es nicht bin aber das hält mich nicht davon ab mich zu informieren und vielleicht auch mal ab und zu eine lästige Frage zu stellen.
Ein guter Tierarzt hat die passenden Antworten und arbeitet zusammen mit Dir und deinem Haustier um Lösungen zu finden :s2451:

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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon sabina » 28.06.2017 20:30

lästige fragen gibt es nicht :wink:
es ist unser tier, unsere entscheidung und wir haben das recht, alles zu erfragen, was zu einer evtl. entscheidungsfindung wichtig ist.
ich musste schon viele male den ta wechseln und ich zögere da inzwischen auch gar nicht mehr. meine solidarität gilt immer meinem tier und nicht dem menschen und wenn ich das gefühl habe, der ta leistet nicht das erhoffte oder liegt falsch, hole ich mir zumindest immer eine zweitmeinung ein.
Liebe Grüsse Sabina mit Morpheus und Aragon
und Cosmo und Victoria immer im Herzen

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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon Esther65 » 29.06.2017 09:35

Das hasst Du schön und treffend gesagt! :s2445:

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Re: Keine falsche Ehrfurcht vor Tierärzten

Beitragvon Mackica » 29.06.2017 10:57

Ich hab auch so unfassbare viele Tierärzte durch. Man ist mir so oft blöd gekommen weil ich Fragen hatte. Und am Besten war mal eine Tierärztin die erfahren hat, dass wir damals ja gebarft haben. Sie hat mir vorgeworfen quasi Tierquälerei zu begehen, weil rohes Fleisch total schädlich für Katzen sei. Auf meine Frage hin, was gebau daran schädlich sei und was denn dann mit Katzen sei, die draußen jagen und ihre Maus ja auch nicht braten würden kam nur ein "Ja... Aber besser wäre es halt sie könnten es tun!"

Aaaaja. Sehr kompetente Antwort. :roll: Dann habe ich noch einen blöden Spruch bekommen weil ich die Ergebnisse von irgendeiner Laboruntersuchung gerne schriftlich haben wollte, von wegen versteht sie nicht, ich bräuchte das doch nicht reicht ja wenn sie es hat. Hat mir dann total angeguckt sie Sachen ausgedruckt und hingeknallt.

War dann auch das letzte Mal, dass ich dagewesen bin. ;)
Liebe Grüße von: Mirie, Thaayo, Banshee und Dosenöffnerin Alex
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