Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Ob dramatisch, trivial, spannend oder emotional: Erzählungen von und mit Katzen
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shirkan
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 04.06.2015 10:14

Depesche 095 Sita kann auch anders ...

Seit Jahren überfällt mich immer wieder der Verdacht, dass unsere Katzen, denen ich Depeschen oder ganze Bücher widme, ziemlich genau wissen, was ich über sie schreibe. Ich habe keinen Schimmer, ob sie am PC meine Dateien aufrufen und lesen, wenn ich schlafe, ob sie lauschen, wenn die Computerstimme des Blinden-Schreibsystems mir meine Zeilen vorliest oder ob sie von anderen Stubentigern mit Internetzugang Tweeds mit Rezensionen meiner Arbeit erhalten. Aber, wie es aussieht, sind sie über mich auf dem Laufenden – und rächen sich, wenn sie glauben, dass ich reißerisch war, ihre Feliden-Ehre verletzt oder geschmiert habe, als wirkte ich für »Katzen-BILD«.

Ihr Racherezept ist simpel, aber wirksam: Sie lassen mich als Lügner, als Tatsachenverdreher da stehen.

Sita, deren Heilung vom Schnarchen ich gefeiert habe, fängt nach sechsmonatiger Stille wieder an, nachts Wälder abzusägen, und Shirkan, den ich in mühevoller Langzeittherapie vom Ziegenlaut »Mäh« auf das viel kätzischer klingende »Mau« umtrainiert hatte, nimmt das Meckern wieder auf.

Wenn das einreißt, ist meine schreiberische Reputation im Nu dahin!

Heute hat die große Sita demonstriert, dass Katz mir immer noch grollt. Die Chefin der Dreierbande, über deren Hochseilartistik und Sauberkeit auf der Toilette ich geschwärmt habe (siehe Depesche 83), stieg, während ich in der Küche am Esstisch saß, in die Streu ihrer Notdurftschale. Sie scharrte ein wenig, verzichtete aber darauf, wie sonst auf den schmalen Rand ihres Klos zu klettern. Sie streckte sich, bis ihr Hintern über ihren einstigen Balancesteg hinausragte und drückte ab. Zwei dicke Würste fielen – auf den Küchenboden neben die Bedürfnisanstalt.
Nachdrücklicher kann man ein Argument nicht vortragen!


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Beitragvon shirkan » 09.06.2015 07:34

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muffyotti
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon muffyotti » 09.06.2015 12:27

Bild :s2445: :s2445: :s2446:
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Liebe Grüße von Otti, Flocky-Filou & Mia-Amina und Dosi Doris
✰ Die Sternchen Muffy und Lilly-Amina stets im Herzen ✰


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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 09.06.2015 13:18

Liebe Depeschen-Fans,

habe eine ganz wichtige Information (beim Hochladen von Shirkans Geburtstagsgruss) für Euch vergessen:

Heute hat auch Gerd Schuster Geburtstag!


:2883:

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon hildchen » 09.06.2015 13:24

Herzliche Geburtstagsglückwünsche für Euch Beide!
:s2483: :s2487: :s2467:
Ich wünsche Euch noch viele glückliche Jahre miteinander.
Mein einziger Vorsatz für 2020: Ich will mir nicht mehr alles gefallen lassen!


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Beitragvon shirkan » 10.06.2015 11:24

Herzlichen Dank für all die freundlichen und lieben Glückwünsche zu meinem Geburtstag.
Morgen gibt es wieder eine neue Depesche ... Versprochen.
Nochmals: D A N K E.
:s2451:

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Beitragvon shirkan » 11.06.2015 19:48

Depesche 096 Rani und die Pharmakologie

Die Aufregung war enorm. Rani, unser herziges Nesthäkchen, hatte sich an Herrchens Arznei vergriffen. Dabei war ihm keine der harmlosen Vitaminpillen in die Tatzen gefallen, sondern – natürlich! – die einzige Kapsel, deren Inhalt seiner Gesundheit nicht zuträglich wäre. Hektisch spähte Frauchen auf der Suche nach der vermissten Medizin in alle Winkel und Ecken und hetzte durch die ganze Wohnung hinter ihrem flinken Liebling her, die Herausgabe des Diebesguts fordernd, das vielleicht ja schon längst im Katzenmagen lag.

Derweil versuchte Herrchen sich darüber klar zu werden, was 75 mg eines selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmers in Körper und Hirn unseres »gazellenschlanken Mäuschens« anrichten könnten oder würden. Sollten wir das kleine Dummerchen unverzüglich zum Tierarzt schaffen, grübelte er, oder besser damit warten, bis erste toxikologische Symptome auftraten, und ... und ... und ...

(Das Medikament ist ein Anti-Depressivum und soll mir helfen, nicht aus Trauer über meine Erblindung von einem schwarzen Loch ins nächste zu fallen. Seine Wirkungsweise: Es bremst den natürlichen Abbau des Wohlfühlhormons Serotonin und sorgt so für einen höheren Serotonin-Spiegel.)

Daneben rätselte ich, wie ich trotz mannigfaltiger Warnzeichen Ranis Entschlossenheit unterschätzen konnte, eines der appetitlichen bunten »Bonbons« zu ergattern. Wie musste es die Mieze gefuchst haben, dass das ansonsten so freigiebige Herrchen Tag für Tag beim Frühstück ganze Berge dieser Leckerlis fraß, ohne ihr jemals auch nur ein einziges abzugeben!

Wie von magnetischen Kräften angezogen, war das lütte Grauchen stets an das Pillenschälchen heran gerobbt, sich auf dem Seidenbäuchlein zwischen Tassen, Tellern und Töpfen hindurch windend. Wenn Ranis goldene Augen allzu starr wurden und ihre niedlichen Tatzen das Schälchen schon fast berührten, hatte ich meine sieben »Bonbons« rasch geschluckt.

Die bewährte Taktik hatte dieses Mal versagt, weil ich Rani schlicht und ergreifend nicht mehr sehen kann, und sei sie nur fünf Zentimeter entfernt. Elke hatte den Mundraub beobachtet, der direkt vor meiner Nase geschah, und Alarm geschlagen.

Während die Sorgen um Rani mir die Magenschleimhaut zernagten, schien das Kätzchen zu dem Schluss gekommen zu sein, dass das stibitzte Leckerli geschmacklich eine große Enttäuschung gewesen war und es keinen Sinn machte, seine Menschen deswegen weiter zu stressen. Also brachte das »Mäuschen« die Kapsel zurück.

»Wie«, wird eine erkleckliche Anzahl meiner verehrten Leser jetzt verwundert fragen, »die Katze brachte die Kapsel zurück???« Das sind exakt die Worte, die ich an das Frauchen richtete, als sie mir die erstaunliche Nachricht überbrachte. Rani sei, so Elke, in ihrer scheinbar schwerelosen Manier vom Boden auf den Küchentisch gehüpft und habe etwas neben ihrer Hand abgelegt, das sie im Mäulchen getragen hatte – das vollkommen zerknautschte, stellenweise durchlöcherte, aufgeweichte bis aufgelöste Wrack der vermissten Psycho-Kapsel!

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Beitragvon shirkan » 18.06.2015 20:17

Depesche 097 Shirkan, der Kampfkater

Manchmal plagt mich die Befürchtung, dass unser märchenhaft schöner Kater Shirkan für sein exquisites Aussehen büßen muss, beispielsweise mit Genschäden und/oder Verhaltensstörungen. Ich hoffe, dass ich mich irre; aber die vielen schauerlichen Studien zum Thema Qualzüchtung, die ich in meiner Zeit als Wissenschaftsjournalist durchgeackert habe, kommen immer wieder in meiner Erinnerung hoch. Für zwei unterschiedlich gefärbte Augen beispielsweise, für »fortschrittliche« Züchter einst der letzte Schrei, mussten unschuldige Miezen mit Taubheit bezahlen.
Andere Zuchtopfer plagten sich mit Glasknochen oder der Bluterkrankheit.

Zwar sind derartige physische Schäden bei dem Katzenbeau dankenswerterweise nicht auszumachen; sein extrem sprung- und wechselhaftes Verhalten gibt mir aber oft zu denken.

Nachdem er mir unlängst drei oder vier Wochen echter Nachtruhe ohne jeden Überfall gegönnt hatte (wenn er Hunger hatte, wartete er höflich vor dem Schlafzimmer und fing mich ab, wenn ich zur Toilette strebte), hüpfte, trampelte und brüllte er plötzlich wieder die ganze Nacht auf mir herum!

Zwar haben meine epischen Schlachten mit dem weißen Katzen-Ritter bereits ihren Niederschlag in der Depesche 40 gefunden, sogar in sorgfältig gedrechselten Versen; mit einer kleinen Begebenheit möchte ich dessen ungeachtet die Verbissenheit des erneut entbrannten Ringens beleuchten.

Shirkan tobt seit geraumer Zeit auf meinem Bett herum und verlangt lautstark Futter. Ich habe ihm aber widerstanden und bin liegen geblieben; denn die Fressnäpfe in der Küche sind noch nicht blank geputzt, und es wird bei uns erst dann frisch serviert, wenn aufgegessen ist. Was der blauäugige Herzensbrecher ganz genau weiß.

Wie stets, wenn die Schlacht zu kippen droht und sein Vorrat an strategischen Kniffen erschöpft ist, nimmt der geschwänzte Kämpe Zuflucht zur (nach leidvoller Erfahrung von mir so benannten) »Bohrturm-Taktik«. Will heißen: Er nimmt auf mir Platz, macht sich schwer und seine Tatzen spitz, rückt die bohrenden Pfoten ganz dicht zusammen und rührt sich nicht mehr vom Fleck.

Als Standort hat er sich diesmal den Halsausschnitt meines T-Shirts ausgesucht und hockt starr und steif zwischen Kehle und Schulter. Es drückt etwas, doch das lässt sich leicht verschmerzen. Wollen wir doch mal sehen, wer den längeren Atem hat! Siegessicher schlafe ich ein.

Irgendetwas stimmt nicht, als ich aufwache. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich verstehe, was anliegt: Der feline Bohrturm hat an seinem Standort wichtige Blutgefäße abgedrückt, und mein rechter Arm sowie die Schulter, an der er hängt, sind taub, hölzern steif und wie tot. So tot, dass ich zuerst gar nicht bemerke, dass der Kater noch immer auf meiner Brust sitzt.

Na warte! Ich fühle, wie Rachsucht in mir brodelt und will Shirkan von mir wegschleudern. Aber ich scheitere schmählich, denn mein Arm bewegt sich nicht nur keinen Millimeter, sondern lastet wie ein Bleigewicht auf mir! Es gelingt mir nur mit großer Mühe und einer doppelten Portion verzweifelten Gezappels, mich zu befreien, den Besatzer abzuschütteln und die Blutzufuhr des Arms wieder herzustellen.

Wenn der Kater das nächste Mal zur Bestie wird, werfe ich ihn raus und mache die Tür hinter ihm zu! Ich glaube, das ist auf Dauer gesünder ...

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Beitragvon shirkan » 25.06.2015 22:32

Depesche 098 Ein Brief an Sita

Liebe Sita, ich möchte dir sagen, dass ich dich nicht nur ins Herz geschlossen habe, sondern auch echte Hochachtung für dich empfinde. Du weißt längst, dass es so ist, glaube ich, wie du ja stets ziemlich genau darüber im Bilde scheinst, wie es in mir aussieht. Ich habe dich natürlich immer dann meines Respekts versichert, wenn du wieder einmal ganz besonders klug und verständig warst; denn ich finde es überhaupt nicht merkwürdig, vor einem Tier den Hut zu ziehen.

Obwohl zwischen uns beiden also alles klar ist, will ich dir das aufschreiben. Es gibt nämlich viele Menschen, die jeden für verrückt erklären, der Tieren Emotionen, Ich-Bewusstsein, Persönlichkeit, die Fähigkeit der Empathie und das Wissen zubilligt, dass morgen ein neuer Tag beginnt.

Für mich ist es ein Beweis für Dummheit, wenn Exemplare der Homo sapiens getauften zweibeinigen Säugetierart, die bisher nur äußerst selten durch Sapientia – Weisheit – aufgefallen ist, sich als »Mensch« vom niederen Tier absetzen zu müssen glauben. Ich habe mit großem Vergnügen beobachtet, wie ihre Argumente, dass der Mensch diese und jene »höhere« Tätigkeit zuwege bringe, die Tiere nicht schafften, nach und nach ausnahmslos widerlegt wurden.

Behalten wir unsere bisher praktizierte Sprachregelung also bei: Wir beide sind Säugetiere; ich bin eine menschliche, du eine nicht-menschliche Persönlichkeit!

Dass ich dir gerade jetzt schreibe, hat mit deinem jüngsten großen Sieg über den inneren Schweinehund zu tun, der mich tief beeindruckt hat.

Zunächst habe ich acht Jahre und vier Monate lang beobachtet, wie du dich von einem von Ängsten gehetzten und von Traumata gequälten Schinderei-Opfer, das mangels Selbstvertrauen kaum wagte, mit seinen Pfoten den Fußboden zu berühren, zu einer gemütlichen dicken Schnurrekatze gewandelt hast, die Handwerker und Paketzusteller schon mal mit selbstsicheren Wohnungseigentümerblicken mustert.

Die letzten drei Jahre war ich schließlich Zeuge, wie verbissen du daran gearbeitet hast, dir deinen Herzenswunsch zu erfüllen, ganz dicht bei Frauchen in ihrem Bett zu liegen. Zahllose Hemmungen, Panikattacken, Phobien und schmerzvolle Erinnerungen aus der uns nicht bekannten ersten Hälfte deines Lebens haben sich dir in den Weg gestellt, aber du hast sie alle überwunden.

Ich habe miterlebt, wie Rückschläge dich heimgesucht haben. Obwohl du dich schon ein- oder zwei Mal bis zu Elkes Knie vorgearbeitet hattest, hast du dich plötzlich Monate lang nicht mehr getraut, auf Frauchens Bett zu springen und lagst beim Fußende auf dem Boden, als hättest du aufgegeben. Aber wenn du wieder genügend Energie, Tatkraft und Glaube an dich selbst gesammelt hattest, hast du – bitte entschuldige das Bild! – in die Pfoten gespuckt und dich dran gemacht, dir deine Sehnsucht doch noch zu erfüllen.

Ich kenne keinen Menschen, der so zielstrebig ist wie du, und so unbeirrbar. Man darf nämlich nicht vergessen, dass die drei Menschenjahre ungefähr zwanzig Katzenjahren entsprechen!

Frauchen hat mir erzählt, wie es war, als du zu ihm gekommen bist. Du bist am Fußende aufs Bett gesprungen und laut schnurrend vorwärts marschiert, auf Elkes Oberkörper zu. Als du am Ziel angelangt warst, warst du ein wenig unschlüssig, was du jetzt tun solltest. Da hat Frauchen dich umgeworfen und in die Arme genommen, und so seid ihr eingeschlafen.

Ich freue mich sehr für dich!

Voller Hochachtung
Dein Herrchen

PS. Meinst du, du könntest auch mal in meinem Bett vorbeischauen?

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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 02.07.2015 19:44

Depesche 099 Ranis Spiegelfechterei

Potz Blitz! Was kommen da für seltsame Geräusche aus dem Badezimmer? Kein Plätschern, Gischten oder Gurgeln, sondern das schrille Lamento eines Kätzchens, das Gift und Galle spuckt!

Ah, es ist die sonnige kleine Rani. Unsere graue Westentaschenmieze steht in zwei- und breitbeiniger Landsknechts-Pose am Fuß des wandfüllenden Spiegels und duelliert sich wütend mit dem »Feind im eigenen Fell« – ihrem Spiegelbild. Sie hat die Spiralfeder in ihrem Innern, die den Stubentigern erlaubt, auf frappierende Weise kürzer und länger zu werden, bis auf den letzten Millimeter ausgedehnt, überragt die Gegnerin jedoch nicht einmal um Haaresbreite. Sie schießt eine fulminante linke Gerade ab, lässt einen schweren rechten Haken folgen und noch eine blitzschnelle Rechts-links-Kombination. Aber der verdammte Eindringling pariert einfach alles! Alles!!! Es ist zum Junge-Hunde-Kriegen!

MÄÄÄH! HERRCHEN, MACH, DASS DIE VERSCHWINDET!

Es ist mir ein Rätsel, warum den Katzen das kognitive Rüstzeug fehlt, um sich im Spiegel erkennen zu können - wo das, soviel ich weiß, selbst einige Krähenvögel fertigbringen. (Oder ist diese besondere Art der Blindheit eine sinnreiche Einrichtung, die verhindert, dass die eitlen Mini-Tiger, von ihrer Schönheit berauscht, statt Mäuse zu fangen nur noch in den Spiegel schauen?)

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Beitragvon shirkan » 16.07.2015 23:10

JUBEL - JUBEL - JUBEL ... es folgt die Depesche Nr. 100, Jubiläum. :s2460:

Depesche 100 »Aprilfrisch« – aber nicht für Katzen!

Die fleißige Elke hat zwei oder drei Maschinen Handtücher gewaschen und die feuchte Frotteeware auf Trockenständern verteilt, die im Schlafzimmer stehen (Auf dem Balkon würde die Wäsche derzeit eher nässer als trockener werden!).

Aber was ist das? Wo ist die Dreierbande, deren Mitglieder sonst mit Vorliebe versteckt unter dem »Tarnvorhang« und Sichtschutzdach aus trocknenden Textilien ruhen und die künstliche, stets aprilfrische (märzmarkante oder maimilde!) Schwarzwaldluft aus den Labors der Waschpulvermultis inhalieren?

Die Wahrheit erstrebend, wende ich mich vertrauensvoll fragend an Frauchen – und ernte einen Rüffel ob meiner Ignoranz in Haushaltsdingen.
Sita, Shirkan und der kleinen Rani sei der synthetische Frühlings-Odem viel zu billig, abgeschmackt, plump oder unecht, und sie wagten sich frühestens zwei Tage nach der Wäsche wieder in die Nähe der Ständer. Sie selbst, moniert Elke, werde mit Kopfschmerzen bestraft, wenn sie in der Nachbarschaft der gelenzten Textilien nächtige.

Die schlimmen Schwächen des Frühlingsduftes überraschten mich. Als ich vor rund fünfzehn Jahren für den »Stern« in vier Ländern eine Titelgeschichte über Parfüms und ihre Geheimnisse recherchierte, war ich erstaunt über die Größe der Wäscheduft-Teams. Ganze Schwärme von Parfümeuren, Duft-Psychologen, organischen Chemikern und anderen Experten waren dort mit der Konzeption eines Parfüms beschäftigt, das völlig anonym bleiben würde und im Idealfall niemanden auffallen sollte!

Aber wieso war es bei all dem Mega-Aufwand nicht möglich gewesen, einen Düfte-Cocktail zu mixen, der Katzen nicht verprellte und dem Benutzer keine Kopfschmerzen verursachte, fragte ich mich perplex.

Ich vermute, dass das Wörtchen »Aufwand« des Rätsels Lösung birgt. In der Düfte-Industrie wird heute eisern gespart, aber nicht an den Kosten für Werbung, die 50 Millionen Euro pro Parfüm betragen können, sondern an den Zutaten. Anstatt wunderbarer ätherischer Öle, von denen jedes aus Hunderten natürlicher Einzelsubstanzen bestehen kann, greift man zu billigen eindimensionalen Syntheseprodukten, die häufig aus Steinkohlenteer gekocht werden.

Da nehmen die Katzen Reißaus.

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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 23.07.2015 20:56

Depesche 101 Shirkans melodiöse Maultrommel

»Ratitatit!« macht es auf Elkes Maltisch, »Pingpingpangpingping!« und »Ringelingelingeling!« Es sind ätherisch leise, intime Melodien, die immer nur ein paar Sekunden lang erklingen, und man überhört sie leicht, wenn der Fernseher labert.

Aber wer spielt denn da welch exklusives Instrument? Diese Frage klingt schwierig, doch sie müsste relativ einfach zu klären sein, denn es sind nur zwei Personen anwesend – das Frauchen und der blauäugige Schönheit, Katerissimus von und zu Shirkan, einer der kreativsten Katzenmänner des Universums.

Elke, das sieht man sofort, scheidet aus dem Kreis der Verdächtigen aus; denn sie malt hochkonzentriert Motive aus der Häschenschule auf ein Gänseei (siehe www.boehmdesign.net). Der Katzen-Beau hingegen ist intensiv mit Elkes Malwasserglas beschäftigt, aus dem die Dreierbande so gerne süffelt, und... Ja, Potz Blitz, was treibt der weiße Seidenpelz denn da?

Er ist tief über das Glas gebeugt und taucht sein hübsches Näschen sogar ab und zu in die braune Brühe. Aber er trinkt nicht, sondern hält den Rand des Gefäßes mit den Zähnen gepackt und lässt die Beißerchen von Ober- und Unterkiefer abwechselnd in rascher Folge darüber hinweg rattern. Sprachschöpferisch könnte man sagen, der Kater kau-limpert...

Ich fragte ihn, was er da treibe weil ich neugierig war, wie er diese neue Spielart der Katzenmusik nennen würde, und erhielt zur Antwort ein unmissverständliches »Ratitatit!«, ein pointiertes »Pingpingpangpingping!« und ein klipp-und-klares »Ringelingelingeling!«

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon Finalein » 26.07.2015 12:37

Eigentlich lese ich das hier nur, aber heute möchte ich mal ein paar Zeilen schreiben.
DANKE an den Autor, der mir schon in manch trauriger Stunde geholfen hat, aus dem Tief raus zu kommen.
Das ist so toll geschrieben, es ist, als kenne man sie alle persönlich. Vieles, was ich auch kenne spiegelt sich in den Geschichten
wieder.
Die letzten Depeschen habe ich heute meiner zweiten, besseren Hälfte vorgelesen, weil er wohl auf eine Magendarmgriüppe zusteuert,
und es ihm heute morgen nicht gut ging. Nun konnte ich aber durch das laut vorlesen doch das ein oder andere Lächeln in sein
Gesicht zaubern. Und sein Blick hat sich, nach der vehementen Übelkeit heute morgen total angespannt, jetzt wieder entspannt.
Er hat sogar wieder gesprochen mit mir. "Sehr schön. Wer schreibt denn sowas schönes?"
Damit hat er es getroffen. Es gibt jemanden, der so etwas schönes schreibt. Und ihm möchte ich heute mal DANKE sagen.
Hätte ich schon längst tun sollen, aber bei mir dauert das auch immer ne Weile.
Ich freu mich jetzt schon auf die nächsten Depeschen.
Liebe Grüße an Sina, Shirkan und Rani von Mika, Shani und Fine. Und Grüße an Elke von meiner Wenigkeit.
Bild
Liebe Grüße von den Fellnasen Mika, Shani, Finchen und Dosi Lia

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Beitragvon shirkan » 26.07.2015 13:36

Hallo Lia,
es freut mich riesig, wenn die Katzen-Geschichten von meinem Freund und Klassenkameraden anderen Menschen solche Freude bereiten.
Und wenn sie gar ein wenig zur körperlichen und geistigen und seelischen Genesung betragen können, umso besser.

Ich werde deine lieben, anerkennenden Worte und Grüße an Gerd und Elke übermitteln, so wie ich stets alle Antworten auf die Depeschen an die beiden weitergebe.
Leider kann er selbst nicht antworten (du weisst sicher von seiner Blindheit), du musst mit meinen Worten vorlieb nehmen.

Am kommenden Donnerstag lade ich garantiert wieder eine neue Depeschehoch - diesmal Nr. 102 !

Herzliche Grüße zurück von den Schusters, der Katzen-Bande und Michael

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Beitragvon shirkan » 27.07.2015 22:08

Liebe Depeschen- oder Schuster-Fans,

hier eine Info, die ich glatt vergessen habe (wahrscheinlich die Hitze ... oder so)

In Nr. 7/2015 der Zeitschrift »Geliebte Katze« ist auf Seite 73 ein halbseitiges Interview von Gerd Schuster durch die Redakteurin Sabrina Reinsch erschienen.

Bei Interesse kann »Geliebte Katze« über den normalen Zeitschriftenhandel oder als E-Ausgabe direkt auf Tablet, Smartphone oder PC geladen werden.

Wünsche allen treuen Leserinnen und Lesern eine schöne Woche.



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