FIP

Infos zu FIP (Feline Infektiöse Peritonitis), FIV (Feline Immunschwäche-Virus), Leukose, Immun- und Autoimmunkrankheiten, Erkältungskrankheiten, Katzenschnupfen

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Räubertochter
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FIP

Beitragvon Räubertochter » 15.02.2012 20:55

Feline Infektiöse Peritonitis

Die feline infektiöse Peritonitis, FIP abgekürzt, ist eine unheilbare und immer tödlich verlaufende Infektionskrankheit der Feliden.
Sie ist weltweit verbreitet und eine der häufigsten Todesursachen der Katzen.

Der Erreger & seine EigenschaftenDas Coronavirus wurde 1979 klassifiziert. Sein Aussehen unter dem Mikroskop gab ihm den Namen, da es scheint als trüge es eine Krone.
Die Coronaviren lösen bei der Katze eine an sich harmlose Darminfektion aus, sie können aber auch FIP verursachen.
In früheren Zeiten ging man davon aus, dass es sich um zwei eigenständige Virustypen handelte, das FECV und das FIPV.
Heute weiß man, dass das FIP (FIPV) durch Mutation des FECV entsteht.
Beide Virenstämme sind genetisch identisch, man unterscheidet sie in ihrer Pathogenität.
Es wird der Name felines Coronavirus (FCoV) für alle in den Feliden vorkommenden Coronaviren verwendet.


Der Weg der InfektionKatzen infizieren sich oronasal mit dem apathogenen FCoV , das von Katzen mit einer FCoV Darminfektion und von Katzen mit FIP ausgeschieden wird.
Eine Übertragung von mutierten Coronaviren findet nicht statt, in Sekreten oder Ausscheidungen FIP erkrankter Tiere fand man bisher keinen Nachweis.
Im Vergleich mit anderen Viren ist Haltbarkeit des Cornaviruses in der Aussenwelt gering. Sie sind mit Chloroform, Alkohol und Hitze zu beseitigen. Allerdings ist das Virus auf angetrockneten Flächen, bei Raumtemperatur bis zu 7 Wochen infektiös.
Dadurch ist der Erreger u.U. über Kleidung oder Gegenstände übertragbar.
Wildlebende Feliden erkranken seltener, da sie keine gemeinsame Katzentoilette nutzen.
Nimmt eine Katze FCoV oronasal über den Kot auf, setzen sich diese im Dünndarm fest.
Dort vermehren sie sich in den Zellen und je nach Anzahl der befallenen Zellen kommt es zu einer leichten bis schweren Darminfektion, manchmal mit Fieber begleitet.
Es ist auch möglich, dass der Erreger im Darm dauerhaft verbleibt und dort periodisch für Wochen oder Monate und manchmal auch lebenslang ausgeschieden wird (Dauerausscheider).
Dies bedeutet eine Infektionsquelle für andere Katzen.
Die Infektion findet am häufigsten bei jungen Tieren statt. Welpen infizieren sich i.d.R. im Alter von 6-8 Wochen, wenn der maternale Antikörperschutz nachlässt.


Die Entstehung von FIPFIP ist selbst keine Infektion, sondern eine sporadisch auftretende Erkrankung, die durch das mutierte Virus ausgelöst wird.
Die Mutation führt zur Veränderung der Oberflächenproteine des Virus.
Er ist nun in der Lage in Macrophagen einzudringen und sich in diesen zu vermehren.
Das ist das sog. Schlüsselereignis der FIP!
Nicht das Virus selbst führt zu Schädigung, sondern die ausgelöste Immunreaktion des Körpers.
Es scheint so, als erkenne der Körper zwar den Antigen-Antikörper-Komplex des Viruses, bekämpft diesen aber nicht.
Der Zeitraum bis zum Auftreten klinischer Symptome ist nicht genau bekannt.
Es kann wenige Wochen bis zu 18 Monate dauern, bis die Krankheit sich manifestiert hat.
Das klinische Erscheinungsbild kann vielfältig aussehen, da das Virus viele Organe (Leber, Niere, Darm, Pankreas, zentrale Nervensystem (ZNS) und Augen) entzündlich verändert.
Früher ging man davon aus, dass es zwei Arten von FIP gäbe.
Die sog. Feuchte FIP und die trockene FIP und durchaus auch gemischte Formen.
Es ist nicht sinnvoll zwischen beiden Formen zu unterscheiden. Daher geht man heute davon aus, dass eine Katze entweder ein mehr von exsudativen, d.h feuchten Formen haben kann, oder ein mehr von granulomatösen, d.h. trockenen Formen.

Bei der exsudativen Form kommt es zu Ergüssen im Bauch- oder Thoraxraum.
Die granulomatöse Form verändert die inneren Organe, das ZNS und die Augen.
Es kann zu Umfangsvermehrung im Abdomen kommen oder zu einem Thoraxerguss, der sich in Atembeschwerden manifestiert.
Gelegentlich kann es zur Gelbsucht kommen und auch zu entzündlich veränderten Augen.
Röntgenologisch finden sich Hinweise auf einen Erguss, der sich durch weniger scharfe Zeichnungen der Abdominalorgane und Verschattungen im Thoraxbereich darstellt.
Hämatologisch und klinisch-chemische Blutuntersuchungen zeigen starke Abweichung, je nach Grad der Organveränderung.
Sie sind jedoch kein typisches Krankheitsbild alleine für FIP!


DiagnoseEs muss zwischen dem Erkennen von Coronavirusausscheidern und der Diagnose der Krankheit FIP unterschieden werden.
Es ist nicht möglich zwischen dem Coronavirus ausscheidenden Tier und dem FIP Tier zu unterscheiden, da der Nachweis des mutierten Virus nicht möglich ist.
Besteht der Verdacht einen Ausscheider zu haben, sollte über einen Zeitraum von 2 Wochen der Kot von drei verschiedenen Kotproben mittels Real-time PCR untersucht werden.
Ist der Test dreimal negativ, kann die Ausscheidung von FCoV mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden.
Eine weitere Möglichkeit ist der anti-Coronavirus Antikörpernachweis.
Hat ein gesundes Tier keine Antikörper gegen FCoV handelt es sich (mit hoher Wahrscheinlichkeit) auch nicht um einen Träger/Ausscheider.



Welche Diagnoseverfahren gibt es?Ein FIP Verdacht liegt immer dann vor, wenn sich Flüssigkeitsansammlungen im Bauch oder Thoraxraum befinden und/oder ein rezidivierendes Fieber sowie unklare Organveränderungen vorliegen.
Die unklaren klinischen Symptome, sowie der Mangel an klinisch, chemisch und hämatologisch aussagefähigen Laborwerten macht FIP zu einer der schwierigsten Diagnosen!
Sooft es zu früh diagnostiziert wird, so oft wird es auch übersehen!
Zur Diagnosefindung stehen u.a.
- die Untersuchung des Punktats ( biochemische und zytologische Untersuchung des Punktas, die Rivalta-Probe)
- der direkte Erregernachweis (Antigennachweis in den Macrophagen, PCR Test) und
- der indirekte Erregernachweis ( anti-Corona-Antikörpertest [FIP-Test] zu Verfügung.
Ist ein Erguss vorhanden, so sollte dieser zuerst punktiert und untersucht werden, denn dadurch sind die Blutuntersuchungen oft überflüssig.
Der Erguss alleine ist kein Beweis für FIP, denn nur 50% aller Katzen mit Erguss haben FIP und selbst bei den oft typisch angezeigten FIP Punktaten kommen auch andere Ursachen wie Lymphome, Herzversagen und bakterielle Serositis in Frage.
Das Punktat bei FIP ist charakterischerweise proteinreich mit relativ niedriger Zellzahl.
Die Farbe kann von strohgelb bis bernsteinfarben variieren.
Es enthält Fibrinflocken und gerinnt häufig bei Luftzutritt.
Es sind im Punktat keine Bakterien, Pilze oder maligne Zellen zu sehen (Ausnahme bei sekundären Infektionen).
Viele weitere Faktoren im Punktat können auch auf Tumore oder bakterielle Infektionen hinweisen.
Deshalb kann man zur genaueren Bestimmung aus dem Erguss die Rivalta-Probe und ein FCoV–Antigennachweis in Macrophagen durchgeführt werden und im positiven Fall den Beweis liefern.


Rivalta-ProbeDie Rivalta-Probe wurde um 1900 entwickelt und früher in der Humanmedizin eingesetzt.
Ein Reagenzglas wird zu ¾ mit destilliertem Wasser gefüllt, ein Tropfen Eisessig hinzugegeben und vorsichtig gemischt.
Dazu gibt man einen Tropfen des Punktats.
Löst sich der Tropfen auf, ist die Probe negativ.
Bleibt der Tropfen bestehen ( Farbe milchig weiss, selten gelblich), schwebt langsam nach unten und bleibt dabei mit der Oberfläche verbunden, ist die Probe positiv.
Die positive Probe enthält Eiweiße, Fibrine und Entzündungszellen und es entsteht dadurch eine Tropfenbildung.
Ist die Probe negativ, trotz Erguss, muss nach anderen Ursachen gesucht werden.
Ist sie positiv, ist FIP zu 98% wahrscheinlich.
Auch bei anderen Erkrankungen kann der Rivalta Test positiv ausfallen, z.B. bakteriellen Infektionen oder Lymphomen.
Da diese Zellen sich aber in zytologischen Untersuchungen gut nachweisen lassen, kann man den einfachen Rivalta Test in jeder Tierarztpraxis zur ersten Diagnosesuche einsetzen


Anti-FCoV- AntikörpertestDer positive Titer kann:
-Von einer früher mit Coronaviren infizierten Katze, die das Virus in Zwischenzeit überstanden und noch Antikörper hat,
-Von einer Katze mit einer harmlosen Darm-FCoV Infektion,
- Von einer Katze mit FIP oder
- Von einer gegen FIP geimpften Katze stammen.
Der negative Titer kann:
-Von einer FIP erkrankten Katze ( im Endstadium der Krankheit, können alle Antikörper in Komplexen gebunden sein; kommt bei etwa 10% der FIP-Test vor) oder
- Von einer gesunden Katze ohne Infektion stammen ( das vorhanden sein von Coronavirenist weitgehend ausgeschlossen)


Welche Maßnahmen greifen bei einer FIP erkrankten Katze?Ist die FIP Erkrankung eindeutig diagnostiziert gibt es keine Heilung.
Ziel muss es sein, der Katze das Leben so angenehm und stressfrei wie möglich zu gestalten.
Lebt die Katze bereits längere Zeit in einem Mehrkatzenhaushalt, ist eine Trennung nicht erforderlich,
da die anderen Katzen in jedem Fall den Kontakt mit FCoV bereits hatten und das mutierte FCoV nicht ausgeschieden wird.
Eine Katze mit FIP scheidet sogar weniger FCoV aus.
Auf Neuzugänge sollte jedoch verzichtet werden, da diese oft empfänglicher für die Aufnahme des FCoV sind.
Oft führt die höhere Empfänglichkeit zu stärkerer Virusvermehrung.
Hygienische Haltungsbedingungen sind unerlässlich.
Dazu gehört die sofortige Reinigung des Katzenklos nach Benutzung.


Wie ist die Prognose?Eine Behandlung kann die klinischen Symptome u.U. mildern, manchmal sogar für Monate.
Die meisten Katzen sterben kurz nach dem Auftreten erster klinischer Symptome.
Ist FIP eindeutig diagnostiziert, ist ein Einschläfern oft die tierschützerisch relevante Alternative.
Die Gefahr einer Zoonose besteht nicht, da für den Menschen FCoV keine Rolle spielt.
FCoV kommen bei allen Feliden vor.
Manche Wildfeliden sind sogar empfindlicher als die Katze.
So scheint der in Gefangenschaft lebende Gepard einen Defekt der zellulären Immunität zu besitzen und besonders empfänglich auf das FCov zu reagieren.



Gibt es eine Impfung?In der Pathogenese von FIP haben Antikörper eine besondere Bedeutung.
Lokale Antikörper im Darm ( z.B. bei Welpen aus der Muttermilch) scheinen zu schützen.
Katzen, die zirkulierende Antikörper gegen das Coronavirus haben, sind jedoch nicht etwa geschützt, sondern unter experimentellen Bedingungen empfindlicher gegenüber FIP.
Sie zeigen ausgeprägtere klinische Symptome und sterben schneller!
Die Ursache liegt in der Verstärkung der Krankheit durch die Antikörper, der sog. Antikörperabhängigen Immunverstärkung (ADE)
Durch die Bildung der Anitigen-Antikörper-Komplexe werden Macrophagen effizienter infiziert.
Frühere konventionelle Immunisierungsversuche schlugen daher fehl.
Die geimpften Katzen starben zumeist schneller, als die Kontrollgruppe, da auch eine Immunreaktion gegen einzelne Virusproteine ausreichte, um ADE auszulösen und Katzen für FIP empfänglicher zu machen.
Die Bedeutung von ADE unter natürlichen Bedingungen ist noch nicht abschliessend geklärt.
Daher muss das Ziel der Impfung sein, die lokale zelluläre Immunität zu stimulieren, nicht jedoch die humorale, da die induzierte Antikörperbildung dann fatale Folgen haben kann.
Vor der Impfung sollte ein Antikörpertest durchgeführt werden, da Studien zeigen, dass bei Katzen, die FCoV-Träger sind dieser Test unwirksam ist.
Bei FCoV negativ getesteten Tieren kann der Impfstoff möglicherweise vor FIP schützen und nur diese sollten geimpft werden.
Katzen unter 16 Wochen sollten auf gar keinen Fall geimpft werden, weil hier die zelluläre Immunität noch nicht voll ausgebildet ist und die Gefahr einer Rekombination bestehen könnte
Es ist auch nicht sinnvoll, Katzengruppen zu impfen, in denen FCoV endemisch ist oder vor kurzem ein Tier an FIP erkrankt war.
Wird eine Katze geimpft sollte sie zweimal im Abstand von drei bis vier Wochen geimpft werden.
Eine jährliche Auffrischung ist nötig. Die Impfung erfolgt intranasal.
Die Impfung an sich ist sehr umstritten.


Kann man seine Katze schützen?Das Risiko einer Katze in Einzelhaltung zu erkranken ist niedrig.
Die Übertragung durch kontaminierte Gegenstände vom Besitzer ist aber nicht aus zuschließen.
In Mehrkatzenhaushalten, vor allem auf engen Raum, sieht die Situation anders aus.
Hier werden permanent FCoV ausgeschieden und es kommt zu Reinfektionen.
Durch hohe Virusbelastung steigt das Risiko der Mutation.
Der einzige Schutz ist die Vermeidung von Situationen, die zu Virusvermehrung führen.
Stress (z.B. Besitzerwechsel, Ausstellungen, OP´s, Immunsupressionen mit Cortisonen) sollte so gering wie möglich gehalten werden.
Dazu gehört auch die Hinzunahme neuer Katzen.
Auch die sofortige Reinigung der Katzentoilette nach Benutzung, eine ausreichende Anzahl an Katzentoiletten, sowie die räumliche Trennung von Futter- und Toilettenplätzen kann helfen, die Ausbreitung und Reinfektion mit FCoV einzudämmen.
Besonders Tierheime und Haushalte mit vielen Tieren, wie Zuchten, sind stark gefährdet.
Man geht davon aus, dass in vielen Zuchten eine Übertragung des FCoV bereits im Mutterleib stattgefunden hat.
Es gibt Programme in anderen Ländern, die versuchen das FCoV in Zuchten zu eliminieren, in dem die Welpen nach ca. 5 Wochen von der Mutter getrennt aufwachsen.
Dabei sind strenge hygienische Massnahmen unerlässlich.
In England und der Schweiz versucht man so gegen die Ausbreitung des Virus FCoV vorzugehen!
Über die Erfolgsquote finden sich bislang keine Langzeitergebnisse. Auch die psychischen Auswirkungen der frühen Trennung der Welpen von der Mutter werden im Zusammenhang mit dieser Methode, FIP zu bekämpfen, bislang nicht öffentlich diskutiert.



Literaturquellen zum Weiterlesen

Ebenfalls empfehlenswert:
http://www.vetmedlabor.de/pdf_dateien/vortragszusammenfassung_62_154_237_1061085470780.pdf
http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/liessmannk_2000.pdf
http://www.vetscite.org/issue1/reviews/txt_index_0800.htm
Bild
Unvergessen meine Sternchen Raffi-Ronja-Trudi & Pauli


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